Alles wird teurer und trotzdem bezahlen wir weniger
21.10.2025 PolitikDominique Zbinden, Landrätin Grüne, Sissach
Die Kosten für Lebensmittel sind in den vergangenen 100 Jahren stark gestiegen. Während 1 Kilo Kartoffeln 1925 noch 23 Rappen kostete, musste man dafür 2024 2.98 Franken bezahlen. Dieser Anstieg ...
Dominique Zbinden, Landrätin Grüne, Sissach
Die Kosten für Lebensmittel sind in den vergangenen 100 Jahren stark gestiegen. Während 1 Kilo Kartoffeln 1925 noch 23 Rappen kostete, musste man dafür 2024 2.98 Franken bezahlen. Dieser Anstieg erscheint im ersten Moment dramatisch, ist Essen doch ein lebenswichtiges Gut. Die Statistik nimmt jedoch ein ganz anderes Bild an, wenn man die Einkommensentwicklung während dieser Zeit darüberlegt. Unser Einkommen ist in dieser Zeit nämlich noch viel stärker angestiegen. Dies ist mitunter auch ein Grund für die gestiegenen Lebensmittelpreise. Das führt dazu, dass wir heute nur noch circa 10 Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel ausgeben, während dieser Anteil vor 100 Jahren noch bei knapp der Hälfte des Einkommens lag.
Unsere regionale Landwirtschaft ist stark unter Druck. Dies liegt unter anderem daran, dass die Bereitschaft, viel Geld für Lebensmittel auszugeben, gesunken ist. Dies liegt zum einen an den gestiegenen Kosten in anderen Sektoren, aber auch in einer anderen Priori- tätensetzung. Neben den Kosten fürs Wohnen sind auch die Kosten für Mobilität und auswärtige Verpflegung in den vergangenen 100 Jahren stark gestiegen. Viele Leute kaufen also lieber den Prix-Garantie-Salat und das Billigfleisch aus Argentinien, statt etwas weniger zu verreisen.
Immer mehr Landwirtinnen und Landwirte wollen ihre Produktion nach den Richtlinien von «Bio Suisse» umstellen. In der Produktion nach Biorichtlinien werden nur noch gewisse Pflanzenschutzmittel und nur noch organischer Dünger zugelassen. Dies bedeutet eine weiter vorausschauende Produktion, da kurzfristiges Eingreifen schwieriger ist. Zudem ist oftmals mehr Handarbeit gefragt. Diese Mehraufwände schlagen sich im Preis nieder. Der Absatz von Bioprodukten liegt trotz der hohen Nachfrage auf Produktionsseite seit einigen Jahren konstant bei rund 12 Prozent.
Am billigsten und auch am schönsten kommt man zu regionalen Produkten über den Direktverkauf. Immer mehr Höfe bieten in einem Hofladen ihre eigenen Produkte an. Ohne die Marge der Detailhändler sind dort Bioprodukte völlig konkurrenzfähig. Zudem können wir mehr über die Geschichte hinter un- seren Lebensmitteln erfahren. In solidarischen Landwirtschaftsprojekten, wie zum Beispiel der «Gmüeserei» in Sissach, kann man sogar am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, Gemüse im grossen Stil zu produzieren. Dafür erhält man eigenes Gemüse: regional und saisonal.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf ermutige ich Sie, beim nächsten Einkauf auf regionale und saisonale Produkte zu achten. Kaufen Sie zudem noch Bioprodukte, ermöglichen Sie mehr Landwirtinnen und Landwirten, ihre Produkte zu Bio-Preisen zu verkaufen. Am besten berücksichtigen Sie jedoch Hofläden in Ihrer Nähe. So geht Ihr Geld direkt in die Kassen der Produzenten.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.

