Alles aus einer Hand – und einem Ort: Jenni Holz AG bündelt Produktion in Diegten
11.09.2025 DiegtenMit dem «Werk 3» beginnt für die grösste Brennholzproduzentin der Schweiz ein neues Kapitel
Die Jenni Holz AG investiert mit dem Neubau des «Werks 3» nicht nur in mehr Kapazität, sondern auch in ihre Zukunft als grösste Brennholzproduzentin des ...
Mit dem «Werk 3» beginnt für die grösste Brennholzproduzentin der Schweiz ein neues Kapitel
Die Jenni Holz AG investiert mit dem Neubau des «Werks 3» nicht nur in mehr Kapazität, sondern auch in ihre Zukunft als grösste Brennholzproduzentin des Landes. Seit Juli läuft der Betrieb in der neuen Halle – energieautark, effizient und mit viel Herzblut der Familie Jenni umgesetzt.
Zwischen roter Fassade, mächtigen Betonmauern und dem Duft frisch gesägten Holzes brummt es bereits: Im Juli hat das neue «Werk 3» der Jenni Holz AG in Diegten den Betrieb aufgenommen. Und das mit voller Kraft.
«Es war eine Herausforderung – aber wir sind sehr stolz auf das, was wir erreicht haben», sagt Geschäftsinhaber Samuel Jenni. Der Familienbetrieb hat sich mit dem Bau nicht nur baulich, sondern auch personell und technologisch neu aufgestellt. Denn mit dem neuen Werk schlagen die Jennis ein neues Kapitel auf: Die nächste Generation, die Söhne Lukas und Fabian Jenni, wird die Firma im kommenden Jahr übernehmen.
Wie bereits bei den bestehenden Gebäuden setzt die Jenni Holz AG auch beim Neubau auf Eigenversorgung. Auf allen Dächern produzieren PV-Anlagen Strom. «In den Sommermonaten können wir sogar Strom ins Netz einspeisen», so Samuel Jenni. Rund 60 bis 70 Prozent des gesamten Strombedarfs deckt das Unternehmen selbst.
Ergonomisch und effizient
Das Herzstück der neuen Halle ist eine eindrückliche Konstruktion: eine Spaltmaschine verarbeitet Baumstämme – in der Regel Buchenholz – effizient und nahezu ohne menschliches Zutun zu handlichen Brennholzscheiten.
Im ersten Schritt werden die Stämme im Aussenbereich auf 33 Zentimeter lange Stücke zugeschnitten und maschinell gespalten. Über ein Förderband gelangen die Scheite direkt in grossflächige Trocknungsräume und Container. Die dabei verwendete Warmluft stammt aus der eigenen Restholzverwertung: Die Holzreste aus der Produktion werden verbrannt – die Abwärme fliesst zurück in den Kreislauf. Aus dem Sägemehl werden Holzpellets hergestellt und an die Kundschaft ausgeliefert. Nach der Trocknung werden die Holzscheite in der grossen Lagerhalle zwischengelagert – «ein imposanter Haufen mit 2000 Ster», wie Jenni es nennt. Von dort führt ein weiteres Förderband die Scheite in den Verpackungsbereich. Viele Anlagen und Maschinen wurden bei Jenni Holz selber konstruiert und gebaut, da sie auf dem Markt so nicht erhältlich sind.
Während am alten Zweitstandort Ederswiler im Kanton Jura ein Arbeiter täglich rund 7 Tonnen Holz manuell verpacken musste, wurde im «Werk 3» besonders auf ergonomisches Arbeiten geachtet. Drei Mitarbeitende nehmen die getrockneten Scheite in Empfang, verpacken sie in haushaltsfreundliche 15-Kilogramm-Kartons und legen sie auf ein weiteres Band, von wo die Kartons automatisch auf Euro-Paletten gestapelt werden.
Sobald eine Palette voll ist, wird sie von einem Staplerfahrer zum Folienwickler gebracht. Die fertig verpackten Paletten landen in Lagerräumen und werden von dort per Rampe und Lastwagen an Grosskunden wie Jumbo, Coop oder Landi ausgeliefert. Ein Teil geht direkt an Abholkundschaft auf dem Betriebsgelände – Direktvermarktung gehört weiterhin zur Philosophie der Firma.
Ein Bau mit Hürden
Der Weg bis zur Inbetriebnahme des neuen Werks war nicht immer einfach. Zwei unerwartete Herausforderungen prägten die Bauzeit – und verlangten von der Bauleitung, die Samuel Jenni selbst übernommen hatte, Flexibilität.
Zum einen das Grundwasser: Unter der neuen Halle wurde eine Tiefgarage erstellt – direkt auf Grundwasserniveau. «Schon beim Aushub hat sich gezeigt, dass ständig Wasser in die Baugrube drückt», erinnert sich Jenni. Es mussten rund um das Fundament mehrere Pumpen installiert werden. Das Wasser wurde über Wochen hinweg abgepumpt und in den Diegterbach geleitet. Um das Gebäude dauerhaft zu schützen, wurde eine besonders dicke Betonschicht mit massivem Eisenanteil verbaut. «Die Armierungen sind so stark, dass hier garantiert nichts durchkommt», sagt Jenni. Auf dem ganzen Areal konnte wegen der künftigen Grundwasserschutzzone kein Mergel oder Kies verwendet werden – jeder Quadratmeter ist betoniert. «Das ist funktional nötig – aber optisch natürlich schade.»
Die zweite Herausforderung war archäologischer Natur: Beim Aushub kamen Scherben und Zähne zum Vorschein – Überreste eines früheren Weilers von Unterdiegten. Der Fund führte zu einem kurzzeitigen Baustopp und die Archäologie Baselland rückte an. Glücklicherweise konnte bald weitergebaut werden, während die Fachleute ihre Grabungen durchführten. «Die Baugrube war gross genug, um gleichzeitig zu arbeiten.»
Zukunft in Diegten
Parallel zur Inbetriebnahme des neuen Werks wurde der bisherige Zweitstandort im jurassischen Ederswiler aufgegeben. Die dort beschäftigten Mitarbeitenden sind nun in Diegten beschäftigt. «Das war für uns zentral. Wir wollten nicht nur eine moderne Anlage bauen, sondern auch alle Angestellten mitnehmen.»
Dass das «Werk 3» in Diegten gebaut wurde, liegt nicht nur an den lokalen Wurzeln des Unternehmens. Der Standort bietet klare Vorteile: Autobahnanschluss, kurze Wege innerhalb des Betriebs, eine zentrale Werkstatt, die grosse Heizanlage – und vor allem gebündeltes Know-how an einem Ort. «Wir können schneller reagieren, unkompliziert entscheiden und haben die ganze Infrastruktur vor Ort», sagt Jenni.
Das «Werk 3» ist ein Familienprojekt: Die Holzkonstruktion wurde von Sohn Simon geplant – er ist Holzbauingenieur. Ehefrau Maya kümmerte sich um den administrativen Teil, Geschäftsinhaber Samuel Jenni war als Bauleiter tätig. Die beiden anderen Söhne Lukas und Fabian hielten den Betrieb am Laufen. «Ich bin sehr stolz auf unsere Leistung als Familie und dass wir uns so dahintergeklemmt haben. Ich bin gelernter Forstwart – in viele Bereiche mussten wir uns selbst einarbeiten», sagt Samuel Jenni.
Innovation und Tradition
Mit dem neuen Werk kann die Jenni Holz AG ihre Jahreskapazität auf 35 000 Ster Holz erhöhen. Im «Werk 3» werden rund 15 000 bis 20 000 Ster pro Jahr zu 33-Zentimeter-Scheiten in Kleingebinden verarbeitet. In den «Werken 1 und 2» wird ebenfalls gespaltet und getrocknet, dort jedoch für grössere Gebinde wie «Big Bags» oder lose Ster für Privathaushalte und Gewerbe.
Das Holz stammt zu 100 Prozent aus der Schweiz – vorwiegend aus dem Baselbiet, dem Fricktal, dem Laufental und dem Jura, bis hin zur Berner Grenze. «Wir verwenden bewusst kein Importholz. Regionalität und Nachhaltigkeit sind für uns keine Floskeln, sondern Grundlage unserer Arbeit», so Jenni. Besonders beliebt ist Buchenholz – wegen seines hohen Brennwerts und der regionalen Verfügbarkeit.
Mit dem neuen «Werk 3» und der bevorstehenden Übergabe an die nächste Generation zeigt die Jenni Holz AG eindrücklich, wie Tradition, Innovation und Nachhaltigkeit zusammenfinden können. Oder, wie Samuel Jenni es formuliert: «‹Mit uns heizen Sie immer richtig› – das galt früher, das gilt heute. Und das wird auch morgen so sein.»
Auch wenn es noch etwas dauert bis dahin, kann Samuel Jenni bereits heute ankündigen, dass die Jenni Holz AG am 18. April 2026 ihr Unternehmen mit dem neuen Werk im Rahmen eines Tags der offenen Tür der Bevölkerung vorstellt.