Anlass vermittelt zwischen Kulturen – Einblick in ein traditionelles Handwerk
Das Weben von Baumwolle ist in Westafrika weit verbreitet und blickt dort auf eine lange Tradition zurück. Zwei Weber aus der Côte d’Ivoire zeigten dieser Tage in der ...
Anlass vermittelt zwischen Kulturen – Einblick in ein traditionelles Handwerk
Das Weben von Baumwolle ist in Westafrika weit verbreitet und blickt dort auf eine lange Tradition zurück. Zwei Weber aus der Côte d’Ivoire zeigten dieser Tage in der «Hofmet-Schüüre» in Arboldswil ihr Handwerk.
André Frauchiger
Weben an afrikanischen Webstühlen – und das im Oberbaselbiet? Vor wenigen Tagen war dies in Arboldswil möglich. Auf der Veranda über dem Dorfladen «Hofmet-Schüüre» hatten Fofana Amara und Coulibaly Ibrahima von der Kooperative «Wgang» aus dem Dorf Ixxaraniene im Norden der Côte d’Ivoire zwölf Webstühle aufgebaut und boten dazu Produkte aus Baumwolle an – Kleider und Tücher.
Schon vor zwei Jahren besuchten die beiden das Oberbaselbieter Dorf, wie die organisierende Primarlehrerin Annetta Pfister der «Volksstimme» erzählte. In der Heimatgemeinde von Amara und Ibrahima mit rund 2500 Einwohnern stehen etwa 300 Webstühle. Das Weben, ergänzt durch Landwirtschaft, ist die Lebensgrundlage vieler Familien.
Hintergrund des ungewöhnlichen Anlasses in Arboldswil ist die Organisation «Tissage africain», die seit den 1990er-Jahren besteht. Ihr Ziel ist es, die afrikanische Kultur und Weberei in Westeuropa, besonders in der Schweiz, aber auch in Frankreich, Deutschland und Österreich bekannt zu machen. In Schulen, Drittweltläden und an Märkten zeigen die beiden Weber, wie ihre Arbeiten entstehen – und verkaufen sie gleich vor Ort.
Männersache
Angeboten werden zudem Kurse für Fachleute, Erwachsene, Kinder und Schulklassen. Wer teilnimmt, kann die Technik am afrikanischen Webstuhl selbst ausprobieren und eigene Arbeiten herstellen. Dabei geht es nicht nur um Handwerk, sondern auch um kulturellen Austausch. In Arboldswil war die Freude am Experimentieren am Webstuhl jedenfalls deutlich spürbar.
Die beiden Weber erklärten, dass das Handwerk in ihrem Heimatdorf traditionell Männersache sei und vom Vater an den Sohn weitergegeben werde. Die Frauen stellen das Baumwollgarn her und übernehmen das Spinnen. Auf der Webseite von «Tissage africain» sind auch Frauen am Webstuhl zu sehen – offenbar sind die «Normen» in Afrika unterschiedlich.
Mit dem Material wird sparsam umgegangen. Meist entstehen kleinere Textilien für Tücher oder Kleidung, Reste werden wiederverwertet. Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle. Auch die Muster haben eine Bedeutung: Sie sind Symbole, die etwa Zeremonien repräsentieren – vom Trommeln bis zu Hochzeiten.
Der Einladung nach Arboldswil folgten zehn Frauen und drei Schulkinder. Das Weben verlangt volle Konzentration: Für die Muster müssen Fäden ständig gebündelt und gezählt, das «Schiffchen» exakt geführt werden. Fehler auszubessern, ist mühsam und oft ärgerlich.
Afrikanische Textilien und Mode haben in Europa in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Mehrere Modeschöpfer haben sich darauf spezialisiert. Auch die «African Fashion Night Zürich», die das nächste Mal im Mai 2026 im Kunsthaus Zürich stattfindet, steht für diesen Trend. Dort geht es um kulturelle Vielfalt, ästhetische Inspiration und gesellschaftliche Fragen im Nord-Süd-Dialog – so wie jüngst in Arboldswil.