Aderlass bei den E.N. Bloosbälg
08.05.2025 GelterkindenDie letzte Gugge im Dorf hat nur noch vier Aktive
Zu ihren besten Zeiten schränzten bei der Gelterkinder Gugge E.N. Bloosbälg fast 50 Frauen und Männer mit. Heute lassen sich die Mitglieder an einer Hand abzählen. Aufgeben wollen sie aber nicht. Dafür hängen ...
Die letzte Gugge im Dorf hat nur noch vier Aktive
Zu ihren besten Zeiten schränzten bei der Gelterkinder Gugge E.N. Bloosbälg fast 50 Frauen und Männer mit. Heute lassen sich die Mitglieder an einer Hand abzählen. Aufgeben wollen sie aber nicht. Dafür hängen sie zu sehr an der Fasnacht und am Verein.
Christian Horisberger
Die Gelterkinder Clique Naarebaschi ist 2006 verstummt, die Frauen von der Pfeifergruppe Mimösli versorgten ihre Piccolos 2011 endgültig und der letzte Schlussakkord der Gugge Eibachrugger ertönte 2020. Seither sind die E.N. Bloosbälg die einzige Fasnachtsmusikformation Gelterkindens. Und die liegt auf dem Sterbebett: Von den elf Mitgliedern der Gugge, die an der diesjährigen Fasnacht im März noch mitgewirkt haben, gaben an der Generalversammlung vom Freitag gleich sieben den Austritt. Es verbleiben vier Aktive: zwei Posaunen, ein Eufonium und eine Trompete, alle gespielt von Frauen. Eine von ihnen ist Vereinspräsidentin, Tambourmajorin und Posaunistin Sandra Kopp. Sie denkt nicht daran, die Flinte ins Korn zu werfen.
Sie mache seit 20 Jahren Fasnacht, davon 18 bei den E.N. Bloosbälg, sagt sie. Sie habe mit dem Verein gute und schlechte Zeiten durchlebt, die Gugge sei für sie eine Herzenssache, für die sie kämpfen wolle. Bis im Sommer versuche man genügend Interessierte anzuwerben, damit die Gugge auch an der nächsten Fasnacht wiederum Präsenz markieren kann.
Bis zu 50 Mitglieder stark
Ein ambitioniertes Ziel. Denn kleinere Formationen hätten es eher schwer, Mitglieder gewinnen und halten zu können, sagt die Präsidentin: Einerseits hätten grössere Guggen musikalisch mehr Möglichkeiten, andererseits falle bei denen kaum ins Gewicht, wenn einige Mitglieder abwesend sind. Bei einer kleineren jedoch könne unter Umständen ein Auftritt ins Wasser fallen, wenn nur schon ein Instrument fehlt. «Der Druck auf jedes einzelne Mitglied ist sehr hoch.» Auch dies habe nun zu mehreren Abgängen geführt.
Vor etwas mehr als zehn Jahren gehörten die 1985 gegründeten E.N. (für: «eifach nume)» Bloosbälg zu den Grossen im Oberbaselbiet. Laut Sandra Kopp spielten im Jahr 2012 in der Gugge fast 50 Frauen und Männer mit. Man befand sich auf dem Höhepunkt. In der Folge verzeichnete der Verein infolge von Wegzügen, neuen Interessen und Jobs oder aus familiären Gründen tröpfchenweise Abgänge, ohne diese kompensieren zu können.
Vor zwei Jahren sei es nach einem Generationenwechsel im Vorstand zu Meinungsverschiedenheiten im Verein gekommen. Von den noch knapp 30 verbliebenen Bloosbälg quittierte deswegen auf einen Schlag etwa ein Dutzend den Dienst. Die Fasnacht 2024 und 2025 absolvierten die Gelterkinder als Kleinformation.
Einen Masterplan, wie den auf dem Sterbebett liegenden Bloosbälg wieder Leben eingehaucht werden kann, hat die Vereinspräsidentin noch nicht parat. Ihr schweben zum Anwerben von Neumitgliedern Mund-zu-Mund-Propaganda, Flyer oder Schnupperproben vor. Bei der Rettungsmission können die Bloosbälg auf die anderen Fasnächtler im Dorf zählen. Der Vorstand und die Aktiven der Gelterkinder Fasnacht (Gefa) hätten grösstes Interesse daran, dass die einzige verbliebene Gelterkinder Gugge überlebt, sagt Gefa-Vizepräsidentin und Ex-Bloosbälg-Mitglied Xenia Imhof.
Sie habe an der Generalversammlung der Gugge teilgenommen und dort mitdiskutiert, wie der Verein aus seiner Personalmisere herausfinden könnte, sagt Imhof. Dabei sei die Idee aufgekommen, einen Anlass zu kreieren, an dem vor allem auch Kinder die Möglichkeit haben, Instrumente auszuprobieren und ihnen Einblicke ins Vereinsleben zu gewähren, das nicht nur aus der Fasnachtswoche besteht. Sicher nicht getan sei es mit einem Guggenkonzert und einem anschliessenden Aufruf, sich im Verein einzuschreiben, ist Imhof überzeugt. Wäre das so einfach, hätte Gelterkinden als Austragungsort des «Cherusgälti», des grössten Guggen-Events in der Region, kaum Mühe, eine Gugge zu besetzen.
Gefa bietet Hand zur Rettung
Der Vorstand der Gefa wird laut Imhof an seiner Generalversammlung im Juni auf die Situation der Bloosbälg hinweisen und die Fasnächtler animieren, sich an der Wiederbelebung der Gugge zu beteiligen, erklärt Xenia Imhof. Seitens des Vorstands stellt sie Hilfe in beratender, personeller und – falls erforderlich – auch in finanzieller Hinsicht in Aussicht.
Übrigens: Keine Auswirkungen hat der personelle Aderlass auf die ausserfasnächtlichen Aktivitäten der Bloosbälg. Der Muttertagsbrunch am kommenden Sonntag in der Mehrzweckhalle wird wie geplant stattfinden und auch an den beiden Gelterkinder Märkten wird die Gugge wie gewohnt einen Verpflegungsstand betreiben.