«In Berlin haben wir das schon lange», protestiert Kollege Markus am Stammtisch ausgedienter Journalisten. Es stimme deshalb nicht, dass die Stadt Hamburg die Erfinderin origineller Sprüche auf Abfallkübeln sei, wie die Sprachpolizei in ihrem letzten Beitrag in der ...
«In Berlin haben wir das schon lange», protestiert Kollege Markus am Stammtisch ausgedienter Journalisten. Es stimme deshalb nicht, dass die Stadt Hamburg die Erfinderin origineller Sprüche auf Abfallkübeln sei, wie die Sprachpolizei in ihrem letzten Beitrag in der «Volksstimme» vom 6. Juni geschrieben hat. Ein Muster aus der deutschen Hauptstadt, das auch der Hansestadt gut anstünde? «We kehr for you!»
Klären lässt es sich nicht, welche Stadt zuerst mit Humor statt harter Haltung dem Littering an den Kragen ging. Wie Pressesprecherin Anna-Maria Jeske aus Hamburg erklärt, habe die Stadt bereits 2004 die ersten Sprüche «als vorübergehende Massnahme» an die Eimer geklebt, als deren Farbe auf Rot wechselte. Weil die Wortspiele so viel Anklang fanden, wurden sie nicht nur beibehalten, sondern es entwickelte sich ein Wettbewerb zwischen Werbeprofis und der Bevölkerung, wer kreativer ist.
Inzwischen seien, so Jeske, 250 verschiedene Sprüche entstanden. Neben Dauerbrennern – zu ihren Lieblingen zählt «Wenn ich mal gross bin, werde ich ein Container» – haben es ihr vor allem die Sprüche angetan, die zu speziellen Ereignissen kreiert wurden: «Sauberflöte» zur Eröffnung der Elbphilharmonie, «Keine Spuren im Sand» zur Einweihung des Elbstrands und das bereits letztmals erwähnte «Das Comeback des Ausputzers» zur Fussball-EM vor einem Jahr.
Kollege Markus, der zwischen Berlin und Basel pendelt, wünscht sich, dass sich seine Heimatstadt ein Beispiel an den Deutschen nimmt. Schliesslich wähnt sie sich gerne als Erfinderin des staatlich verordneten Humors. Und er wartet gleich mit einem Vorschlag für einen Kübel in Rhein-Nähe auf: «Hier R(h)ein.» Zugleich ermuntert die Sprachpolizei die Sissacherinnen und Sissacher, sich neben allen Jubiläumsfeierlichkeiten an das Jonglieren mit Worten zu machen und wirft einen ersten Vorschlag in den Ring: «Gegen die Abfallfluh».
Jürg Gohl