60 Jahre Vereinstreue in Zeiten des Wandels
28.11.2025 TennikenHanspeter Wiesner und die Musik-Dynastie seiner Familie
Morgen Samstag gibt der Musikverein Tenniken sein Jahreskonzert in der Mehrzweckhalle des Schulhauses Seematt – und feiert dabei gleich zwei Jubiläen: Hanspeter Wiesner blickt auf 60 Jahre Vereinstreue, Dirigent Sergei ...
Hanspeter Wiesner und die Musik-Dynastie seiner Familie
Morgen Samstag gibt der Musikverein Tenniken sein Jahreskonzert in der Mehrzweckhalle des Schulhauses Seematt – und feiert dabei gleich zwei Jubiläen: Hanspeter Wiesner blickt auf 60 Jahre Vereinstreue, Dirigent Sergei Yemelyanenkov auf 20 Jahre an der Spitze des Orchesters.
Brigitt Buser
Aktiv in einem Verein mitzumachen, liegt heute weniger im Trend. Umso wertvoller sind Menschen wie Hanspeter Wiesner, die dem Vereinsleben die Treue halten. Denn was wäre Tenniken ohne den Musikverein beim Banntag, ohne die festliche Begleitung an der 1.-August-Feier, ohne die vertrauten Klänge der Nationalhymne und des Baselbieterliedes?
Musik liegt bei den Wiesners in der Familie. Hanspeters Grossvater gehörte 1904 zu den Gründungsmitgliedern des Musikvereins Tenniken (MVT), der Urgrossvater machte ebenfalls Musik. Hanspeter selbst erlernte zuerst das Handorgelspielen, bevor er zur Trompete wechselte. Im Jahr 1965 trat er dem MVT bei. Da es damals noch keine Musikschule gab, übten die Schüler vor der Vereinsprobe beim Dirigenten. Schon bald durfte der junge Wiesner bei den «Grossen» mitspielen. Ging es im Anschluss spät nach Hause Richtung Talackerhof, kam es gelegentlich vor, dass er mit seinem Trompetenspiel Wildschweine verjagen musste.
Mit 17 Jahren wurde Hanspeter offizielles Mitglied. Nach einem kurzen Abstecher zum Musikverein Niederdorf während seiner Landwirtschaftslehre blieb er dem MVT bis heute treu. In sechs Jahrzehnten erlebte er zehn Dirigenten und acht Präsidenten, nahm an zwei Eidgenössischen Musikfesten (1966 in Aarau, 2016 in Montreux) sowie zahlreichen kantonalen Anlässen teil.
Der Tenniker Musikverein ist pro Jahr mehrmals im Einsatz: Neben Banntag und 1.-August-Feier beim Jubilarenkonzert der Einwohner, die den 80. Geburtstag und mehr feiern. Aber auch an der Brunnentaufe und am Weihnachtsbaumverkauf spielt der MVT. Nicht zu vergessen sind das Jahreskonzert sowie regionale und kantonale Anlässe. So heisst es für den mittlerweile pensionierten Landwirt weiter fleissig üben – und, wenn immer möglich, keine Musikstunde zu verpassen. Nicht zuletzt auch, weil Hanspeter Wiesner im Anschluss gerne ein kühles Bier in geselliger Runde trinkt. «Etwas hochprozentiger wurde es, als es früher, jeweils am Sonntag vor Weihnachten, noch zu Fuss auf Tour zu den Höfen ging, um Weihnachtslieder zu spielen», meint er und schmunzelt.
Ein Wiesner kommt selten allein
Wenn der Grossvater den Verein mitgegründet hat, kann es durchaus vorkommen, dass auch die Kinder und Enkel Musik im Blut haben und das Vereinsleben zu schätzen wissen. Bei Hanspeter Wiesner sind es aber nicht nur Tochter Patricia und Sohn Joachim, die im Verein aktiv sind, sondern auch teilweise deren Kinder und Partner. Ebenfalls aktiv ist Hanspeters Bruder Erich mit seinen Söhnen. Somit sind im MVT elf Mitglieder der Familie Wiesner aktiv, was gut die Hälfte der Musikanten ausmacht. Aber nicht nur im MVT spielen die Wiesners Musik. Ungefähr 1985 haben Hanspeter und sein Bruder Erich die «Talacker Husmusig» ins Leben gerufen, die gerne bei Familienfeiern aufspielt.
Eine so lange Mitgliedschaft ist ein Grund, diese grosszügig zu feiern. Dazu findet morgen Samstag das Jahreskonzert des MVT um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle des Schulhauses Seematt statt, bei dem Hanspeter Wiesner vom Musikverband beider Basel eine Medaille des Internationalen Musikbundes verliehen wird.
Aber nicht nur Wiesners 60-jährige Mitgliedschaft ist Anlass zum Feiern, auch Dirigent Sergei Yemelyanenkov darf jubilieren, dirigiert er doch schon seit 20 Jahren den Musikverein Tenniken. Geboren in der Ukraine, absolvierte Sergei seine musikalische Ausbildung zum Posaunisten, Solisten und Blasorchester-Dirigenten am Simferopoler Musiklyzeum und am Kiewer staatlichen Konservatorium. Parallel dazu studierte er privat klassische Gitarre.
Seine Begeisterung für alte Musik führte ihn nach Basel, wo er ein Studium an der Schola Cantorum Basiliensis absolvierte. Im Dezember 2000 erhielt das Ensemble «Alta Capella», dessen Mitglied er war, den Regio-Preis der Fördergemeinschaft der Wirtschaft für ausserordentliche Ensemble-Leistungen. Als freischaffender Musiker mit eigenem Notenverlag spielt er in verschiedenen Orchestern und Ensembles und gibt Posaunen- und Gitarrenunterricht.
In die Proben des MVT reist Sergei von Basel jeweils mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an. In den 20 Jahren ist es nur zwei Mal vorgekommen, dass er die Haltestelle Tenniken verpasste und in der Eimatt Diegten abgeholt werden musste.

