Kanton sucht für ausgedienten Stahlkoloss ein neues Plätzchen
Der Gasspeicher auf dem Areal der Sissacher Kläranlage wird im kommenden Sommer altershalber ausgemustert. Anstatt ihn zu verschrotten, will ihn der Kanton verschenken, und er macht auch gleich Vorschläge ...
Kanton sucht für ausgedienten Stahlkoloss ein neues Plätzchen
Der Gasspeicher auf dem Areal der Sissacher Kläranlage wird im kommenden Sommer altershalber ausgemustert. Anstatt ihn zu verschrotten, will ihn der Kanton verschenken, und er macht auch gleich Vorschläge für neue Verwendungsmöglichkeiten.
Christian Horisberger
Die Lebenszeit des Gasspeichers auf dem Areal der Ara Ergolz 1 in Sissach ist abgelaufen, im Sommer 2026 wird er ersetzt. Anstatt die zylinderförmige Stahlhülle des Speichers zu verschrotten, möchte das Baselbieter Amt für Industrielle Betriebe (AIB) dem «Zeugen der jüngeren Industriegeschichte» ein neues Leben ermöglichen – und gibt ihn kostenlos ab. Dies verbreitete der Kanton gestern auf seiner Website und über verschiedene Social-Media-Kanäle.
Einen klitzekleinen Haken hat das grosszügige Angebot: Wer die ausgediente Anlage übernimmt, muss sich um deren Demontage, den Abtransport und den Aufbau am neuen Standort selbst kümmern und auch die dafür anfallenden Kosten übernehmen. Die dürften nicht unerheblich sein. Einen konkreten Preis für den Spezialtransport konnte kein von der «Volksstimme» angefragtes Unternehmen ohne exakte Route nennen. Der Liestaler Fuhrhalter Welti-Furrer liess aber durchblicken, dass sich der Speicher wegen seiner Dimensionen nicht in einem Stück transportieren liesse: «Die einzige Lösung, die ich sehen würde, ist, dass ein Spezialist den Speicher in Einzelteile auseinandertrennt und am neuen Standort wieder zusammenschweisst», erklärt Projektleiter Philipp Hug auf Anfrage.
Ein weiterer Kostenfaktor wäre die zukünftige Nutzung des riesigen Tanks. Das Amt für Industrielle Betriebe hat mithilfe von Künstlicher Intelligenz Bilder generiert, wie der Gasspeicher als Kletterwand, Kinderspielplatz, Aquarium, Voliere, Schulungsraum, Café, Wintergarten, Tresor usw. aussehen könnte, und hat diese Bilder auf seiner Website sowie auf den Social-Media-Kanälen des Kantons gepostet.
Ebenfalls online zu finden sind die Masse und Gewichte des Speichers: Er ist 6 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 12 Metern. Das ergibt eine Grundfläche von rund 110 Quadratmetern und ein Volumen in der Grössenordnung von 650 Kubikmetern. Auf dem Dach befindet sich ein Geländer, an der Aussenhülle eine Treppe. Das Gesamtgewicht wird mit 26,5 Tonnen angegeben. Der Stahlzylinder ist babyblau gestrichen. Laut AIB ist der Gasspeicher nicht mit Schadstoffen belastet, die eine weitere Verwendung verhindern oder einschränken würden. Jedoch könne das Innere der Hülle erst nach der Ausserbetriebnahme auf Schadstoffe untersucht werden.
Mit der nicht alltäglichen «Zu-verschenken-Aktion» verfolgt die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion, der das AIB angegliedert ist, zweierlei Ziele. Einerseits müsse der Gasspeicher weg, damit der neue installiert werden kann, sagt Mediensprecher Simon Rüttimann, «andererseits wäre es schön, wenn ihm jemand ein zweites Leben schenken würde». Dies ganz im Sinne der Strategie des Kantons, Baumaterial oder wie in diesem Fall Bauteile oder ganze Anlagen wiederzuverwerten. Andernfalls würde der Stahlbau verschrottet und eingeschmolzen und damit ebenfalls rezykliert, jedoch mit einem höheren Energieaufwand, wie BUD-Sprecher Rüttimann anmerkt.
Jetzt sind die Ideen von möglichen Abnehmern gefragt. Ab sofort sind die Leitungen beim AIB für Anfragen offen.