DIE POLIZEI RÄT
11.09.2025 PolizeiSchnelles Geld ohne Risiko ist eine Illusion
In Zeiten allgemein unsicherer Wirtschaftsund Börsenlage ist es schwierig geworden, erworbenes Vermögen zu sichern, geschweige denn zu vermehren. Viele Anleger suchen deshalb verstärkt nach stabilen (Gold, ...
Schnelles Geld ohne Risiko ist eine Illusion
In Zeiten allgemein unsicherer Wirtschaftsund Börsenlage ist es schwierig geworden, erworbenes Vermögen zu sichern, geschweige denn zu vermehren. Viele Anleger suchen deshalb verstärkt nach stabilen (Gold, Immobilien) und neuartigen Anlageformen, die auch in Krisenzeiten hohe Renditen versprechen, wie beispielsweise Kryptowährungen. Diese Situation wird gerne von Trickbetrügern ausgenutzt, die sich als progressive Finanzdienstleister ausgeben und verunsicherte Kleinanleger zu Investitionen verleiten, bei denen sie nichts gewinnen, aber alles verlieren können. Das nennt man Online-Anlagebetrug.
Der Betrugsangriff startet normalerweise mit breit gestreuten Werbeanzeigen im Internet und in Online-Newsportalen, aber auch mit Telefonanrufen und Kontaktversuchen in den sozialen Netzwerken und sogar auf Online-Dating-Plattformen. Wenn Sie sich dann auf einer solchen Website registriert haben, erhalten Sie kurze Zeit später einen Anruf eines angeblichen Anlageberaters.
Da das potenzielle Opfer vermutlich noch skeptisch ist, wird der Betrüger nicht versuchen, es von Anfang an zu grösseren Investitionen zu überreden, sondern nur zu einer kleinen von vielleicht 250 oder 500 Franken, zum «Ausprobieren». Es soll das Gefühl haben, völlig frei zu entscheiden. Danach vergibt der Betrüger einen Zugang zu einem persönlichen «Account» auf der Website, damit das Opfer die angebliche Performance seiner Anlage verfolgen kann. Bei jedem Einloggen wird man feststellen können, dass sich das Geld vermehrt hat. Das soll und wird das Opfer überzeugen, mehr zu investieren.
Infolge der guten Performance schwindet die Skepsis. Die Betrüger beherrschen das sogenannte «Social Engineering», sie wissen also, mit welchen zwischenmenschlichen Techniken sie ihr Opfer manipulieren können. Ausserdem dient das neue Vertrauensverhältnis dazu, die Person, die ins Visier genommen worden ist, gegen ehemalige Finanzpartner ihres Vertrauens (z. B. die Hausbank) abzuschirmen.
Hat das Opfer eine Zeit lang die Gewinnsteigerungen beobachtet und möchte aus irgendeinem Grund einen Teil des Geldes abheben, wird es feststellen, dass das nicht möglich ist. Der «Berater» wird etwa erklären, es habe einen plötzlichen Crash gegeben oder man müsste zuvor eine hohe Steuerabgabe entrichten. Der Täter wird jetzt – diesmal womöglich auch mit direktem Druck bis hin zur Drohung – versuchen, das Opfer vom speziellen Charakter der Investition zu überzeugen, der es erfordere, noch mehr Geld nachzuschiessen, um die Gewinne zu sichern.
Schliesslich ahnt man, dass man einem Betrug zum Opfer gefallen sein könnte, klammert sich aber irrationalerweise umso mehr an den vertrauten «Berater»: Am Ende behauptet dieser möglicherweise, er könne doch noch einen Weg finden, den Einsatz des Opfers wieder herauszuholen, dafür sei aber eine Vorabzahlung von Bank-, Rechtsoder Notargebühren erforderlich.
Was auch immer unternommen wird: Wer in die Falle tappt, erhält kein Geld zurück und realisiert, dass er oder sie Opfer eines Betrugs geworden ist.
Roland Walter ist Präventionsberater und Mediensprecher der Baselbieter Polizei.