Mit Assistenzperson auf Roadtrip
15.05.2025 Rünenberg
Trotz seltener Krankheit will Jael Tschopp reisen
nsc. Jael Tschopp kommt zu spät zur Besprechung in Mirco Kipfers Werkstatt von «Uniquevans» (siehe Artikel oben). Der Rollstuhl habe wieder einmal gestreikt, weshalb sie die ...
Trotz seltener Krankheit will Jael Tschopp reisen
nsc. Jael Tschopp kommt zu spät zur Besprechung in Mirco Kipfers Werkstatt von «Uniquevans» (siehe Artikel oben). Der Rollstuhl habe wieder einmal gestreikt, weshalb sie die Anschlussverbindung verpasst habe, sagt Tschopp. Die Mühen, mit dem öV von Basel nach Rünenberg zu fahren, nimmt sie für ihren Traum auf sich: einen barrierefreien «Campervan».
Die 21-Jährige hat Friedreich-Ataxie, eine seltene, bis heute unheilbare neurodegenerative Erkrankung, die es ihr zunehmend schwerer macht, ihre Muskeln zu kontrollieren. Mit der Konsequenz, dass sie auf einen speziellen Rollstuhl angewiesen ist, irgendwann die Fähigkeit zu sprechen verlieren wird und statistisch eine verkürzte Lebenserwartung hat.
Davon lässt sie sich nicht unterkriegen: Sie spricht offen über ihre Krankheit, möchte von ihren Mitmenschen kein Mitleid und kämpft für die Erfüllung ihres Wunschs, noch so viel wie möglich von der Welt zu sehen. Für die 21-Jährige ist Reisen ohne enormen Aufwand kaum möglich – überall mangelt es an Barrierefreiheit. Mit einem barrierefreien Camper würde sie viel Autonomie gewinnen. Dafür sammelt sie Geld, denn die IV kommt, wenn überhaupt, nur für einen Teil des nötigen Betrags auf. «Es ist nicht zweckmässig, aber bedeutet für mich Lebensqualität», sagt Tschopp über ihren Wunsch.
Einige Tausend Franken fehlen
Neben einem speziellen Lift und Rampen für den 160 Kilogramm schweren Rollstuhl benötigt der Camper auch ein zweites Bett für Tschopps Assistenzperson. Ohne diese wäre das Reisen überhaupt nicht möglich, da sie Tschopp im Alltag rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, begleitet. Zudem muss ein Platz für Tschopps Assistenzhund Lino eingeplant werden, der sie auf Schritt und Tritt begleitet und ihr beispielsweise das Handy auf den Schoss legt, wenn sie es fallen lässt.
Als bei Tschopp im Alter von neun Jahren eine schlechte Balance festgestellt wurde und sie daraufhin ihre Diagnose erhielt, war ihr nicht bewusst, welche Konsequenzen sich daraus ergeben würden: «Ich war noch so jung. Es war schwierig für mich, mitanzusehen, wie meine Eltern trauerten.» Aufgrund der Krankheit musste Tschopp das Gymnasium abbrechen. Mittlerweile versucht sie, in den Sozialen Medien auf ihre Krankheit aufmerksam zu machen – ein Video, das sie in ihrem treppensteigenden Rollstuhl zeigt, ging viral.
Geld für ihren Camper sammelt sie auf der Plattform «Go Fund Me» – bereits hat sie 13 000 Franken zusammen. Der Umbau des Busses wird jedoch 45 000 Franken kosten. Von drei Stiftungen hat sie bereits Gelder zugesichert bekommen. Einige Tausend Franken würden noch fehlen, doch Tschopp ist überzeugt, dass sie ihr Ziel erreichen wird und dereinst auf dem Weg zu ihrer Traumdestination, den nordischen Ländern, den Fahrtwind im Haar spüren wird.
Das Crowdfunding ist via www.jaeltschopp.chzufinden.