EINWURF
03.10.2024 SportVerhaltenskodex
Jeder von uns hat schon von einem Verhaltenskodex gehört. Ob in der Schule oder im Sport – wir brauchen ihn heute. In meiner Jugend war es selbstverständlich, dass wir den Eltern, Lehrern oder Trainern gehorcht haben. Ich kam in einem ...
Verhaltenskodex
Jeder von uns hat schon von einem Verhaltenskodex gehört. Ob in der Schule oder im Sport – wir brauchen ihn heute. In meiner Jugend war es selbstverständlich, dass wir den Eltern, Lehrern oder Trainern gehorcht haben. Ich kam in einem Trainerkurs mit dem Thema in Kontakt. Dort tauchte die Frage auf: Was machst du, wenn Spieler immer zu spät kommen oder sich nicht ins Team einfügen?
Ich habe während mehr als 20 Jahren Prüfungen im A-Diplom abgenommen. Es war interessant, wie sich in dieser Zeit die Herangehensweise veränderte. Zu Beginn wurde viel über Disziplin und Ordnung gesprochen. Dabei stellte sich heraus, dass Disziplin nicht immer das geeignete Mittel ist, um den Teamgeist zu fördern. Also hatte ein angehender Trainer vorgeschlagen, mit den Spielern eine Abmachung zu treffen. Wer zu spät erscheint, bekommt eine Aufgabe. Zum Beispiel die Garderobe zu reinigen oder das Material bereitzustellen. Das war ein erster Weg zu einem Verhaltenskodex.
Heute braucht es für Spieler und Trainer Vorschriften, wie man sich im Verein zu benehmen hat. Dabei ist nicht nur die Pünktlichkeit ein Thema, sondern auch Respekt und Anstand gegenüber dem Schiedsrichter und dem Gegner. Es wird immer schwieriger, dies mit so vielen unterschiedlichen Mentalitäten zu fordern. Kürzlich konnten wir lesen, dass es in Binningen zu einer Schlägerei gekommen ist. Schrecklich!
Bei der AC Rossoneri habe ich auf einem Plakat festgelegt, dass es für die erste Mannschaft eine DNA gibt, die sich über sportliche und soziale Punkte definiert. Trotzdem muss ich bei meiner mehrheitlich italienischen Mannschaft ab und zu auf unsere Abmachung hinweisen.
Meine schwierigste Aufgabe war jedoch die des Nachwuchschefs beim FC Basel. Nicht die Spieler waren das Problem, sondern deren Eltern. Ich musste einen Verhaltenskodex für die Eltern der Spieler ausarbeiten. Bei einem Elternabend wurde dieser verteilt. Neben dem Benehmen ging es auch darum, was passieren wird, wenn sich die Situation nicht bessert. Sie glauben nicht, wie viel Geduld nötig war, bis es alle begriffen hatten. Es brauchte Verwarnungen. Danach war es für die Trainer eine grosse Hilfe.
Talente entwickeln sich in einem ruhigen, professionellen Umfeld, ohne ständige Ansprache der Väter oder Mütter, viel besser. Unsere Gesellschaft wird immer mehr geprägt von Egoismus und «Einzelkämpfern». Der Sport ist bald die Ausnahme. Teamspirit, Zusammenhalt und Respekt helfen bei der Erziehung und machen Freude. Hier gewinnt und verliert man zusammen!
Fragen Sie nach, wo in Ihrer Umgebung über einen Verhaltenskodex gesprochen wird. Ich freue mich auf Rückmeldungen!
Marcel Hottiger hat als Fussball-Instruktor und Trainer vom Nachwuchs bis zu den Profis gearbeitet. Beim FC Basel war er lange Nachwuchschef, bei YB Sportdirektor. Seit 2021 trainiert er die AC Rossoneri.