Museumsgruppe VVM Maisprach mit einmaligem Projekt
Unter dem Titel «Vom Flachs zum Leinenkleid» läuft seit April ein Projekt des VVM Maisprach (Vogelschutz-, Heimatschutz- und Verschönerungsverein Maisprach) mit der Einsaat von Leinsamen (die «Volksstimme» ...
Museumsgruppe VVM Maisprach mit einmaligem Projekt
Unter dem Titel «Vom Flachs zum Leinenkleid» läuft seit April ein Projekt des VVM Maisprach (Vogelschutz-, Heimatschutz- und Verschönerungsverein Maisprach) mit der Einsaat von Leinsamen (die «Volksstimme» berichtete in der Ausgabe vom 23. April). Das Projekt stiess von Anfang an auf reges Interesse bei der Bevölkerung. Wichtige Schritte nach der Einsaat des Leinsamens diesen Frühling waren das nachfolgende Raufen (Ausreissen der Pflanzen mit den Wurzeln) sowie das Aufhängen der Bündel beim Werkhof.
An einem wunderschönen Samstagnachmittag Mitte August fand auf dem Dorfplatz die Samengewinnung (Riffeln) statt. Die Samenkapseln wurden in Handarbeit mittels eines groben Riffelkamms von den Stängeln getrennt, anschliessend die runden Samenkapseln in ein Leintuch gewickelt und die Leinsamen aus den Kapseln gedrückt. Die einheimische Bevölkerung war eingeladen, an diesem Anlass teilzunehmen, und erfreulicherweise halfen mehrere Interessierte trotz grosser Hitze mit viel Elan und Begeisterung mit.
Die verbliebenen Stängel wurden noch am gleichen Tag zum sogenannten Rösten oder auch Rotten auf einer Wiese ausgelegt. Bei der «Tauröste», auch «Feldröste» genannt, liegen die gerauften Pflanzenstängel während vier Wochen auf dem Feld. Die Taubildung begünstigt die Entwicklung von Mikroorganismen (vor allem Bakterien), welche die Pektine in den Stängeln auflösen. Dieser «Pflanzenleim» verbindet die Fasern mit den festen Holzbestandteilen der Pflanze. Wichtig dabei ist, dass die ausgelegten Stängel jeweils nach drei Tagen gewendet werden.
Im Anschluss an die Röste erfolgt dann das Trocknen der Flachsstängel. Dieser Schritt – auch «Röschnen» genannt – findet am Samstag, 21. September, ab 14 Uhr, wiederum auf dem Dorfplatz statt. Auf sogenannten «Hürden» werden die Stängel über einem offenen Feuer getrocknet. Die Dorfbevölkerung ist auch hier wiederum eingeladen, aktiv oder als Zuschauende mitzuwirken. Drei Wochen später, am Samstag, 12. Oktober, findet dann anlässlich des diesjährigen «Maispracher Floh- und Bauernmarkts» das Brechen, Hecheln und Schwingen statt. Nochmals einen Monat später, am Samstag, 16. November, ist eine Leinen-Werkstatt geplant, wo die Verarbeitung des «Maisperger» Rohmaterials mittels Spinnen und Weben präsentiert werden soll.
Stephan Schöttli, VVM, Maisprach