CARTE BLANCHE
26.07.2024 PolitikVon Fernweh und Strandferien
Dominique Zbinden, Landrätin Grüne, Itingen
Es sind wieder Sommerferien und viele nutzen diese Zeit, um zu verreisen. Viele Reisen führen dabei ins nahe oder ferne Ausland. Die ...
Von Fernweh und Strandferien
Dominique Zbinden, Landrätin Grüne, Itingen
Es sind wieder Sommerferien und viele nutzen diese Zeit, um zu verreisen. Viele Reisen führen dabei ins nahe oder ferne Ausland. Die Selbstverständlichkeit, dass man dafür ins Flugzeug steigt, macht mich jeweils nachdenklich. Spreche ich Personen darauf an, sind oft die Zeitersparnis und der geringere Preis der Grund. Dies ist grundsätzlich verständlich, gerade mit nur vier Wochen Ferien und einem geringen Lohn. Trotzdem bleibt für mich die Frage, wieso es unter diesen Umständen jedes Jahr eine Woche Strand sein muss.
Früher waren Ferien ein Luxusgut und eine Familie musste jahrelang darauf hinsparen. Es ist wundervoll, dass sich die meisten Menschen heute jährlich grosse Ferien leisten können. Ob es jedoch sinnvoll ist, dies auch jährlich zu tun, bin ich mir nicht sicher. Würde es nicht mehr Sinn machen, jährlich kleinere Reisen in der Schweiz oder der nahen Umgebung zu machen und nur alle paar Jahre für längere Zeit weit zu verreisen?
Dass Flugreisen trotz ihrer enormen Auswirkungen auf das Weltklima immer noch günstiger sind als Zugreisen, obwohl letztere oft länger dauern und durch Umsteigen umständlicher sind, ist für mich unverständlich. Das Problem ist auch oft, dass die Nachfrage nach Zugreisen zwar gross ist, sich das Führen von mehr internationalen Verbindungen jedoch trotzdem nicht lohnt. Hier wäre es Zeit für die Politik, einzuschreiten und den Zugverkehr zumindest preislich attraktiver zu machen als das Flugzeug. Es ist jedoch auch nötig, dafür Unterstützung aus der Bevölkerung zu erhalten. Dies ist bei diesem Thema jedoch nicht wirklich gegeben. Gerade viele junge Menschen mit geringem Einkommen möchten nicht auf das Angebot von Billigflügen verzichten.
Es ist mir ein Anliegen, dass Reisen wieder nicht nur mit einer Enddestination, sondern auch dem Weg dahin verbunden werden. Wir haben verlernt, dass auch der Weg Teil des Ziels ist. Mit einem Flug komme ich zwar schnell von A nach B, wieder zu Hause angekommen, werde ich aber wohl kaum von tollen Erlebnissen im Flugzeug erzählen. Reisen mit Zug, Auto oder Velo lassen uns viel tiefer in unser Reiseziel eintauchen, da wir auch unterwegs Eindrücke sammeln können. Um eine solche Reise möglich zu machen, braucht es eine längere Zeitspanne, was verständlicherweise nicht immer möglich ist. Alle paar Jahre wäre es dies aber sicher wert.
Während meiner Praktika im Naturschutz bin ich oft an den schönsten Orten im Baselbiet und der nahen Umgebung unterwegs. Ich kann Ihnen daher nur mit Nachdruck ans Herz legen, unseren wunderbaren Kanton etwas näher kennenzulernen. Ganz besonders beeindruckt hat mich die Schönheit von etwas höher und abseits gelegenen Gebieten. Auch einen Ausflug in die Hügel des nahegelegenen Naturparks Thal kann ich Ihnen nur empfehlen.
So, ich hoffe, ich konnte einige etwas inspirieren, das Thema Ferien etwas zu überdenken. Denn: Das, was wir heute unseren Kindern vorleben, werden sie morgen übernehmen.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.