Der erste Mehrkampf der Saison
Am Wochenende steht der erste Mehrkampf der Saison an. Die Vorfreude ist riesig, einerseits, weil mein letzter Zehnkampf mehr als ein halbes Jahr zurückliegt, und andererseits, weil ich den ersten Zehnkampf beim legendären ...
Der erste Mehrkampf der Saison
Am Wochenende steht der erste Mehrkampf der Saison an. Die Vorfreude ist riesig, einerseits, weil mein letzter Zehnkampf mehr als ein halbes Jahr zurückliegt, und andererseits, weil ich den ersten Zehnkampf beim legendären Mehrkampf-Meeting in Götzis bestreiten werde. Als Mehrkämpfer gibt es keinen besseren Ort, wo man seine Saison eröffnen will. Der Wettkampf ist unglaublich gut organisiert, der Zeitplan super und es ist alles darauf ausgerichtet, dass die Athleten performen können. Und wenn es um die Fans und die Stimmung geht, dann kann kein anderes Mehrkampf-Meeting auf der Welt Götzis das Wasser reichen.
Ich werde morgen früh anreisen, für uns Schweizer ist es glücklicherweise keine weite Reise, was auch dazu führt, dass viele Schweizer Fans kommen. Meine Vorbereitungen sind sehr gut verlaufen. Ich habe in den Würfen, die in den vergangenen Jahren eher zu meinen schwächeren Disziplinen gezählt haben, gute Fortschritte gemacht. Und im Stab habe ich von 4,60 auf 4,90 Meter lange Stäbe gewechselt und sollte durch das etwas höher springen.
Aber ich habe auch das Gefühl, dass meine starken Disziplinen besser geworden sind. Bei einem Testwettkampf in den USA Anfang April bin ich im Weitsprung 7,72 Meter gesprungen, nur 5 Zentimeter weniger als meine persönliche Bestleistung – und das aus dem Training. Darum denke ich, dass ich in Götzis die 8 Meter angreifen kann. Es geht aber nicht nur um die 8 Meter, sondern auch um die 8200 Punkte, die es zu knacken gilt für die direkte Qualifikation für die EM in Rom.
Ich bin zuversichtlich, dass ich diese 8200 Punkte schaffen werde. Die Trainings und Wettkämpfe versprechen viel, jetzt muss ich einfach in einem Wettkampf alles zusammenbringen – und das ist eben die grosse Schwierigkeit beim Zehnkampf.
Das Teilnehmerfeld in Götzis wird spannend sein. Es sind drei Schweizer Zehnkämpfer am Start: Simon Ehammer dürfte für alle ein Begriff sein, Andrin Huber ist Dritter der U20-EM und ich bin der dritte. Bei den Frauen ist die Schweiz ebenfalls dreifach vertreten: Celine Jansen aus Bubendorf, Mathilde Rey, die letztjährige Schweizermeisterin im Siebenkampf, und Annik Kälin, die allen Leichtathletik-Interessierten bekannt sein wird. Total also sechs aus der Schweiz – das hat es noch nie gegeben.
Neben den «hiesigen» Vertretungen wird das gesamte Männer-Podest der letztjährigen Weltmeisterschaft am Start sein. Einer davon ist Damien Warner, mit dem ich jüngst einen Monat trainieren durfte. Ich freue mich sehr darauf, mit ihm den Wettkampf zu bestreiten und ihn in den Sprintdisziplinen herauszufordern.
Finley Gaio (25) ist professioneller Leichtathlet. Als einer der besten Zehnkämpfer und Hürdensprinter des Landes arbeitet der Maispracher auf eine Olympiateilnahme 2024 in Paris hin.