Der frühere SVP-Regierungsrat Thomas Weber ist seit 100 Tagen nicht mehr im Amt

Vor 100 Tagen hat sich Thomas Weber aus der Baselbieter Regierung verabschiedet und die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion seinem Nachfolger Thomi Jourdan überlassen. Was geblieben ist: Seine Tage sind auch ohne Politik ausgefüllt.

Jürg Gohl

Exakt vor zehn Jahren lädt Thomas Weber nicht in einen Baselbieter Renommierbau, sondern in eine Muttenzer Waldhütte ein. Dort zieht er nach 100 Amtstagen eine erste Bilanz und zeigt, noch wichtiger, auf, wohin er die Baselbieter Volkswirtschaftsund Gesundheitsdirektion (VGD) führen möchte. Im Frühjahr 2013 hat er sich in der Ersatzwahl um die Nachfolge des im Amt verstorbenen Peter Zwick gegen Eric Nussbaumer und – im ersten, noch knapp verlorenen Wahlgang – Gerhard Schafroth durchgesetzt. Damit brachte er die SVP zurück in die Regierung.

Im Muttenzer Forst äussert er eher beiläufig den Satz, dass er bis vor hundert Tagen noch Herr über seine Agenda gewesen sei. «Und jetzt ist die Agenda Herr über mich», sagt er. Das galt die ganzen zehn Jahre, in denen er bis zum vergangenen 30. Juni der Baselbieter Exekutive angehörte. Jetzt aber bestimmen er und seine Frau Edith, was in der neu gemeinsam geführten Agenda Aufnahme findet.

«Die Tage sind ausgefüllt, jeder einzelne verstreicht sehr schnell», sagt er in seiner 100-Tage-Bilanz als Nicht-Regierungsrat. Am ausgiebigen Schlaf liegt das sicher nicht, denn Frühaufsteher ist er geblieben. Schläft er einmal bis halb acht, so läuft das bei ihm bereits unter Ausschlafen. Zur Erinnerung: Thomas Weber schaute am Morgen daheim in Buus immer erst zu seinen Schwarznasenschafen, ehe er sich in Liestal um seine fast 300 000 Baselbieter Schäfchen kümmerte.

Jetzt Widder und Springkraut
Die Schwarznasenschafe geniessen jetzt ungeteilte Aufmerksamkeit. Auf ihrer Weide rodet Thomas Weber das Einjährige Springkraut, das sich in seinen zehn Regierungsjahren zu leicht ausbreiten konnte. Zudem ist gegenwärtig ein Widder zu Gast, der hoffentlich aufs kommende Frühjahr für Nachwuchs sorgt. Auch sonst ist er viel in der Natur unterwegs, etwa als Wanderer gemeinsam mit seiner Frau Edith in den Bergen oder sonst mit Freunden auf dem Velo oder Mountainbike.

Auch die Liebe zum Schwingen ist beim OK-Präsidenten des «Eidgenössischen» des vergangenen Jahres in Pratteln neu entfacht. Als Sohn eines Nationalturners ist ihm die Sportart seit seiner Kindheit vertraut, doch in diesem Jahr besuchte er «als völlig unbelasteter Zuschauer», wie er es bezeichnet, gleich zwölf Schwingfeste. Als früheres Aktivmitglied des grossen Musikvereins Bubendorf hat er sein Tenorhorn hervorgeholt und bläst es zwischendurch «nur für mich». Einzig im Stand der örtlichen Schützen ist er wieder öfters anzutreffen.

Pandemie und Schwingfest
Und die Politik? Er blickt auf zehn anforderungsreiche Jahre zurück: Er brachte neben den Tagesgeschäften unter anderem bei der Baselbieter Bevölkerung eine Spitalfusion mit Basel durch, scheiterte aber an den Städtern; er musste als Gesundheitsdirektor seinen Kanton durch die Corona-Pandemie steuern und am Schluss als OK-Präsident des Esaf Wege finden, das Defizit abzuwenden. Jetzt sitzt er als Überbleibsel aus seiner Amtszeit einzig noch in der Geschäftsleitung seiner Partei, der SVP, und coacht im Hintergrund Kandidierende.

«Nach meinem Abgang in Liestal stürzte ich mich anfänglich auf sämtliche Bulletins, die nach den Sitzungen des Regierungsrats publiziert wurden, um zu sehen, wie es den Geschäften, an denen ich mitgewirkt habe, ergangen ist», sagt er, «doch das hat sich schnell gelegt.» Das Regieren und das Rampenlicht vermisst er kein bisschen. Denn neben dem täglichen Druck durch die Termine und durch die Verantwortung setzte ihm auch noch das Amtsgeheimnis zu: Konstant musste er sich auch im privaten Umfeld hüten, etwas auszuplaudern.

Nach seinem Entschluss, im vergangenen Frühjahr nicht mehr zu den Erneuerungswahlen anzutreten, wurde er bei den Bürgerlichen als möglicher Herausforderer von Maya Graf bei den bevorstehenden Ständeratswahlen gehandelt. «Tatsächlich habe ich das ernsthaft erwogen», antwortet er. Doch nach der misslungenen Kandidatur von Parteikollegin Sandra Sollberger und dem mauen Resultat seiner Partei begrub er seine Bern-Ambitionen. «Als ich das mit meiner Frau besprach und in ihren Augen die gleiche Erleichterung erkannte wie damals bei meinem Entschluss, mein Regierungsamt aufzugeben», sagt er, «da wusste ich, die richtig Entscheidung für uns getroffen zu haben.»

«Die einzig richtige Entscheidung»

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