Zweiter Anlauf für den Verkauf
26.10.2023 HölsteinWärmeverbund: Gemeinderat informierte Bevölkerung vor «Gmäini»
Vor dem definitiven Entscheid, ob die Gemeinde ihren Wärmeverbund verkaufen kann oder nicht, liess sich die Bevölkerung über den Stand der Verhandlungen ins Bild ...
Wärmeverbund: Gemeinderat informierte Bevölkerung vor «Gmäini»
Vor dem definitiven Entscheid, ob die Gemeinde ihren Wärmeverbund verkaufen kann oder nicht, liess sich die Bevölkerung über den Stand der Verhandlungen ins Bild setzen.
Elmar Gächter
Die Gemeinde Hölstein will ihren Wärmeverbund, den sie 1996 in Betrieb genommen hat, verkaufen. An der Gemeindeversammlung im März dieses Jahres lehnte die Bevölkerung dies ab, weil der Gemeinderat nach Auffassung des Souveräns beim Erarbeiten des Entscheids die Kunden des Wärmeverbundes nicht oder zu wenig einbezogen hat. Nun folgt an der Versammlung vom 27. November ein zweiter Anlauf, um definitiv zu entscheiden, ob die Adev Energiegenossenschaft in Liestal neue Eigentümerin des Verbundes wird oder ob er bei der Gemeinde verbleibt.
Nach einer Dialogveranstaltung mit den Vertragspartnern des Verbundes im Juni folgte am vergangenen Montagabend ein Informationsund Austauschanlass mit rund 50 interessierten Einwohnerinnen und Einwohnern. Es zeigte sich, dass der Verkauf grundsätzlich wenig bestritten ist, hingegen sich verschiedene Teilnehmerinnen und Teilnehmer für bessere finanzielle Bedingungen seitens der Adev stark machten.
«Ein Nullsummenspiel»
Die Adev offeriert laut ihrem Geschäftsleitungsmitglied Bernhard Schmocker einen Übernahmepreis von 365 000 Franken, der netto um 25 000 Franken höher liegt als das erste Angebot, und übernimmt bei der Übernahme Kosten für weitere Anschlüsse für rund 50 000 Franken. Sie entrichtet zudem einen jährlichen Mietzins von 8000 Franken für die Benützung der Räumlichkeiten und übernimmt alle bestehenden Verträge zum bisherigen Tarif bis mindestens Ende 2026.
Wie konkret die Tarife nach diesem Zeitpunkt aussehen werden, ist offen. Klar ist, dass die Adev den Grundpreis erhöhen und gleichzeitig den Arbeitspreis, das heisst, den Preis pro Kilowattstunde Energiebezug, senken will – ein Nullsummenspiel laut Schmocker. Dennoch spricht er von einer möglichen Preiserhöhung von 25 bis 30 Prozent. Weshalb?
Der jetzige Wärmeverbund stösst an seine Kapazitätsgrenzen. Gemäss Gemeindepräsidentin Andrea Heger haben diverse Hausbesitzer Interesse signalisiert, dem Verbund beizutreten. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Heizzentrale ausgebaut wird. In der Schublade der Verwaltung liegt ein noch nicht konkretisiertes Projekt, das im nördlichen Teil des Dorfes einen Neubau vorsieht mit Kosten von rund 3,5 Millionen Franken. Diese Investition wäre mit wesentlich höheren Kosten für die Bezüger verbunden. «Wir würden bei einer Übernahme nach kostengünstigeren Lösungen suchen, auch am bestehenden Standort, und zudem alternative Ideen prüfen, zum Beispiel eine Wärmepumpe für den Sommerbetrieb», hielt Schmocker fest.
Keine Nachverhandlungen
Verschiedene Votanten sprachen sich dafür aus, dass der Gemeinderat mit der Adev über bessere Konditionen nachverhandelt. «Wir haben in den vergangenen Wochen intensive Verhandlungen geführt und halten das Angebot für die beste Lösung. Es ist nicht einfach, die verschiedensten Interessen unter einen Hut zu bringen», sagte Kurt Karrer, der das Geschäft seitens des Gemeinderats vertrat.
Dies auch im Bewusstsein, dass die Gemeinde kein Interesse daran haben könne, einen möglichst hohen Preis zu verlangen, und als Folge davon die Kunden, darunter die Gemeinde als Grossbezüger, mit höheren Bezugspreisen zu konfrontieren.
Für Andrea Heger steht fest, dass vor der Gemeindeversammlung im November keine weiteren Nachverhandlungen stattfinden. Der Gemeinderat sei jedoch bereit, den von einzelnen Versammlungsteilnehmern vorgebrachten Vorschlag zu prüfen, mit dem Kauf von Adev-Aktien einen etwas grösseren Einfluss zu erzielen. Für die Gemeindepräsidentin ist im Übrigen die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass die Gemeinde in Anbetracht der anstehenden anderen grossen Investitionen, vor allem im Schulbereich – unter anderem einer neue Turnhalle –, sich einen Ausbau des Fernwärmenetzes in naher Zukunft gar nicht leisten kann.