Drei ZS-Urgesteine führen die erste Mannschaft in die 2.-Liga-Saison

Nach drei Qualifikationssiegen in den vergangenen drei komplett gespielten Saisons, aber auch zwei Finalniederlagen will der EHC Zunzgen-Sissach in der am Samstag startenden 2. Liga mehr: ZS will in den Schweizer Final einziehen.

Sebastian Wirz

Die Antwort auf eine Frage, die viele andere lange überlegen lässt, kommt bei Lukas Kamber wie aus der Pistole geschossen: «Wir wollen attraktives, modernes Schweizer Eishockey spielen», sagt der neue Cheftrainer des EHC Zunzgen-Sissach bestimmt – und es ist sofort zu merken, dass der neue Trainerstaff der Oberbaselbieter Zweitligisten weiss, was er sehen will.

Das Spiel soll kontrolliert, die Scheibe im eigenen Besitz gehalten werden, statt Hals über Kopf die Offensive zu suchen. Wenn sich eine Möglichkeit bietet, sollen sie die Spieler kreativ und unabhängig von ihrer Position nutzen. «In der Defensive gibt es für uns kein Wenn und Aber, da hat jeder seine Rolle. Aber bei einem Puckgewinn gibt es keine Stürmer und Verteidiger. Die Spieler, die nah bei der Scheibe sind, gehen in den Angriff, die anderen sichern ab», sagt der neue Chef an der Bande.

Wobei ihm «Chef» nicht wirklich behagt. Als sich Zunzgen-Sissach während der vergangenen Saison von Trainer Beat Renggli trennte, wechselte Kamber vom Spieler zum Assistenten. Für die neue Aufgabe als Headcoach hat er sich nun mit Patrick Klassnitz und Pascal Müller zwei Kollegen an die Seite geholt und spricht konsequent von einem Trainerteam, einem «Wir». «Wir sind alle neu im Business, reden viel und wollen lernen», sagt der 36-Jährige.

50 Jahre Erfahrung im «Eins»
Kamber, Klassnitz, Müller – diese Namen dürften der «Volksstimme»-Leserschaft bekannt vorkommen. Auf unglaubliche fast 50 Saisons mit der ersten ZS-Mannschaft kommen die drei zusammen.

Mangelnde Identifikation dürfte diesem Staff nie vorgeworfen werden. Mit dem ehemaligen Torhüter Müller, dem Verteidiger Klassnitz und dem Stürmer Kamber liegt eine mögliche Aufteilung der Arbeit auf der Hand, aber die Neo-Trainer wollen offen bleiben, wie sie sich organisieren.

Zurückstecken als Einzelperson
Die vergangenen drei komplett gespielten – Pandemiejahre also ausgerechnet – Saisons in der 2. Liga hat ZS allesamt als Qualifikationssieger abgeschlossen. Auf die vergangene Saison wurde das Kader durch die Zusammenarbeit mit Rheinfelden sowie weitere Zuzüge stark verbessert. Die regionale Kooperation wird weitergeführt und neben U20-Junioren aus Basel stossen mit Raoul Seiler sowie Silian Gyger erneut zwei Spieler mit Erfahrung in der MyHockey League, also der dritthöchsten Schweizer Liga, zu Zunzgen-Sissach. «Wir haben erfahrene und gut ausgebildete Spieler», drückt es Kamber aus.

Aus dem breiten Kader und der grossen Anzahl Spieler, die sich viel Eiszeit gewohnt sind, ergibt sich die zumindest für die Regular Season bestimmt schwierigste Aufgabe für das Trainergespann: «Das Team-Building ist zentral und wir müssen an der Rollenakzeptanz arbeiten», sagt Kamber. Alle Spieler sollen ihre Chance erhalten und sich zeigen können. Zugleich hat es nicht für alle mit für sie zufriedenstellenden Eiszeiten Platz – einige Spieler werden auch für die zweite Mannschaft in der 3. Liga auflaufen.

Ausgerechnet in dieser Situation sind zwei der drei Trainer ehemalige Mitspieler der Akteure auf dem Eis. «Als ich Assistent wurde, habe ich mit allen geredet und ich werde als Trainer akzeptiert», sagt Kamber, «aber diese Gespräche sind schon echt schwierig.» Helfen soll bei der Argumentation eine ambitionierte Zielsetzung: Noch nie hat ZS den Zentralschweizer Final gewonnen, um sich danach mit den anderen beiden Regionenmeistern messen zu können. «Wir wollen Meister werden, und das weiss jeder. Der Einzelne muss auch einmal zurückstehen können», bedeutet das für Kamber.

Am Samstag beginnt die Saison für den EHC Zunzgen-Sissach in der erneut zu einer grossen Gruppe zusammengelegten Zentralschweizer 2. Liga. Und doch gibt es eine gewichtige Neuerung: Nur noch acht Teams werden die Play-offs erreichen und diese ab Viertelfinal in «Best of 5»-Serien ausspielen. Das sollte nach Jahren ohne Strichkampf schon in der Regular Season für Spannung sorgen. Zum Auftakt kommt der EHC Rot-Blau Bern-Bümpliz ins Oberbaselbiet. Gegen die Hauptstädter, Zweitletzte des Vorjahrs und über Jahre stets im Tabellenkeller, will sich ein ambitioniertes ZS keine Blösse geben.

ZS-KADER 2023/24

Tor: Thomas Gass (1995), Michele Lepori (2000), Fabian Liniger (2002, neu, von EHC Basel U20), Sven Tschan (1995). Verteidiger: Vanjo Di Biase (1993), Ueli Dietrich (2000), Stefan Dörig (1987), Jérôme Giess (1998, neu, Argovia Stars 1. Liga), Nicolai Gusset (1997), Gian Reto Lenz (1994), Denis Malik (2003), Fabian Müller (2000), Jukka Schäublin (1987), Benedict Schneider (1996), Cyrill Schneider (1995), Samuel Schürch (1995), Andri Zaugg (2002, neu, EHC Basel U20).
Stürmer: Matteo Bertschy (2000), Mattia Di Biase (1991), André Dintheer (1985), Leandro Gfeller (1990), Silian Gyger (2001, neu, EHC Arosa MHL), Noah Imhof (2003, neu, EHC Basel U20), Remo Hunziker (1992), Jérôme Lanz (1998), Marco Model (1990), Dominik Müller (1995), Remo Müller (1994), Marc Niederhauser (1985), Raoul Seiler (1994, neu, EHC Dübendorf MHL), Rony Spreyermann (1995), Cyril Weber (2002, neu, EHC Basel U20).

Staff: Lukas Kamber (Hedacoach, neu, davor Assistent), Patrick Klassnitz (Assistent, neu), Pascal Müller (Asssistent, davor Spieler), Urs Scholer (Betreuer), Deborah Weber (Physio).

Abgänge: Oliver Leisi, Pascal Sahli, Eduard Stohwasser, Michael Eppler (Trainer).

Drei ZS-Aktivteams

wis. In der vergangenen Saison ist die zweite Mannschaft des EHC Rheinfelden, die ein gemeinsames Projekt mit dem EHC Zunzgen-Sissach war, aus der 3. Liga abgestiegen. Da sich die zweite Mannschaft des EHC ZS als 4.-Liga-Gruppensieger jedoch in den Aufstiegsspielen durchgesetzt hat, kann die Region weiterhin einen mit jungen Spielern gespickten Drittligisten stellen. Neu läuft dieser unter dem Namen EHC Zunzgen-Sissach auf, absolviert die Heimspiele aber in Rheinfelden und Sissach. Das nominell dritte ZS-Team will sich als Serienmeister der 4. Liga behaupten. In dieser Liga tritt auch weiterhin der EHC Lausen an.

Grosses Ziel: Schweizer Final

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