Ein letztes Podium
19.10.2023 SissachMaya Graf und Sven Inäbnit an der Sekundarschule
je. Nach einem intensiven Wahlkampf trafen sich Maya Graf (Grüne) und Sven Inäbnit (FDP) gestern zum letzten Podium vor dem Showdown am Sonntag. Schauplatz war die Sekundarschule Sissach. Rund 200 ...
Maya Graf und Sven Inäbnit an der Sekundarschule
je. Nach einem intensiven Wahlkampf trafen sich Maya Graf (Grüne) und Sven Inäbnit (FDP) gestern zum letzten Podium vor dem Showdown am Sonntag. Schauplatz war die Sekundarschule Sissach. Rund 200 Schülerinnen und Schüler strömten in die neue Aula, wobei fast kein Stuhl frei blieb. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde entwickelte sich relativ rasch eine lebhafte Debatte. Wer dabei von einem deutlichen Heimsieg der Sissacherin Maya Graf ausging, wurde jedoch eines Besseren belehrt. Vielmehr kann von einem ausgeglichenen Duell gesprochen werden. Beide Kandidierenden für den Ständerat konnten ihre Akzente setzen.
Herausforderer Inäbnit etwa, als er Amtsinhaberin Graf mit der Frage konfrontierte, weshalb die Grünen immer noch auf dem Autoverkehr herumhacken würden, «obwohl man mit der Elektromobilität enorme Mengen an CO2 einsparen kann». Graf erwiderte, dass nicht genügend Zeit bleibe, um die Klimaziele zu erreichen: «Wir können nicht 20, 30 oder 40 Jahre mit Massnahmen warten.» Worauf der Binninger konterte: «Die EU verbietet Neuwagen mit Verbrennermotoren bereits ab 2035.» De facto gelte dieses Verbot auch für die Schweiz.
Graf wiederum überzeugte mit ihrem Blick auf das grosse Ganze, als sie den geplanten, milliardenteuren Ausbau der Autobahn zwischen Bern und Zürich kritisierte. «Dem Projekt würden 32 Hektaren Landwirtschaftsland zum Opfer fallen.» Ein solcher Strassenausbau sei zudem alles andere als nachhaltig: «Was nutzen sechs bis acht Spuren, wenn sie in ein paar Jahren wieder überfüllt sind?», fragte Graf rhetorisch. Inäbnit ging mit ihr einig, dass sich die Situation ohne integrales Verkehrsmanagement und Einbezug aller Verkehrsmittel nicht verbessere.
Ebenfalls zur Sprache kam die Frage, ob das Stimmrechtsalter auf 16 Jahre herabgesetzt werden solle. Inäbnit positionierte sich dezidiert dagegen: «Das Stimmrechtsalter soll erst ab 18 Jahren greifen. Dann ist man mündig, hat also Rechten und Pflichten.» Viel wichtiger sei, dass mehr 18bis 30-Jährige wählen und abstimmen gehen. Graf hingegen befürwortet das Stimmrechtsalter 16: «Viele Entscheide, die jetzt getroffen werden, werden erst in ein paar Jahren umgesetzt.» Deshalb sollten die jungen Bürgerinnen und Bürger mitbestimmen dürfen. «Denn sie sind es, die am Schluss mit den Folgen und den Kosten leben müssen.»
Organisiert worden ist das Podium vom 15-jährigen Sebastian Leber, Schüler an der Sek Sissach. Der Neuntklässler trat gleich auch als Moderator auf, was er mit Bravour meisterte. Offenbar waren auch die gesetzten Schwerpunkte goldrichtig: Aus der Zuhörerschaft gab es deutlich mehr Fragen, als aus Zeitgründen beantwortet werden konnten.
Das Podium stellte einen würdigen «Wahlkampf-Abschluss» dar. Beide Kandidierenden betonten, wie wichtig es sei, dass sich junge Leute für die Politik und die Demokratie interessieren. Schliesslich sagte Graf, dass sie Inäbnit als Gegner schätze. «Er ist sehr fair und freundlich.» Der FDP-Politiker fragte darauf spasseshalber in die Runde, ob das ein Kompliment sei, oder ob er als Herausforderer forscher hätte auftreten sollen. Dann bedankte er sich bei Graf, dass sie sich seinen inhaltlichen Angriffen jeweils gestellt habe. Nun will er am Sonntagmorgen noch ein Versprechen einlösen und Maya Graf am Baselbieter Team-OL «anfeuern», ehe am Nachmittag das Wahlresultat bekannt wird.