Die Kirche lädt zum Benefizkonzert für ihren Organisten

Kurz vor Kriegsbeginn reiste Ivan Dukhnych, der Organist der Kirche Oltingen, zurück in seine Heimat, die Ukraine, und wurde dann in die Armee eingezogen. Mit einem Benefizkonzert will seine Kirchgemeinde ihn unterstützen.

Martin Herzberg

Gut zehn Jahre lang spielt der Ukrainer Ivan Dukhnych zum Gottesdienst die Orgel in der Oltinger Kirche. Vergangenes Jahr – kurz vor Ausbruch des Kriegs – kehrt er in seine Heimat zurück, ohne zu ahnen, welche Turbulenzen bald über sein Land hereinbrechen würden. Dukhnych wird bald darauf in die Armee eingezogen, eine Ausreise ist nicht mehr möglich.

Trotz der Kriegswirren gelingt es ihm, mithilfe seines weit verzweigten Netzwerks in der Schweiz eine Unterstützungsaktion vor Ort zu organisieren. Die Organisation versorgt die Menschen in den kriegsversehrten Dörfern mit Nahrungsmitteln und der nötigsten Ausrüstung. Dukhnych – in Basel ausgebildeter Geiger und Organist – und seine Helferinnen versuchen auch, mittels kleiner Veranstaltungen eine Form von kulturellem Leben, soweit der Krieg dies zulässt, zu erhalten.

Dukhnych erhält zweimal eine Erlaubnis zur Ausreise. Es wird ihm gestattet, in die Schweiz zu reisen, um Hilfsgüter abzuholen. Mit seinen Freundinnen und Freunden in der Schweiz bleibt er seither per E-Mail in Kontakt. Sowohl die Kirchgemeinde Wenslingen-Oltingen-Anwil als auch seine zweite Wirkungsstätte, die Musikschule «haliciana schola cantorum» in Lausen, nehmen regen Anteil an seinem Schicksal und dem seines Landes und unterstützen ihn nach Kräften.

So auch mit einem Benefizkonzert morgen Abend in der Oltinger Kirche. Das Programm ist sorgfältig ausgewählt und vielschichtig. Neben Orgelklängen, Gitarrenliedern und Akkordeon-Melodien wird der Konzertabend von Stimmen erfüllt. Der Kammerchor Liestal konnte für einen Auftritt gewonnen werden. Der Abend wird mit einem gemeinsam gesungenen «Dona nobis pacem» abgeschlossen. Alle Künstlerinnen und Künstler treten ohne Gage auf. Der Erlös des Konzerts geht zur Unterstützung an Dukhnych.

Abend im Zeichen des Friedens
Kirchgemeindepräsident Peter Imhof freut sich: «Wir sind besonders glücklich, dass wir auch junge Musikerinnen und Musiker aus unserer Kirchgemeinde hören dürfen. Auch die Moderation des Abends wird von einer jungen Frau aus unserer Mitte gestaltet.» Es soll ein Abend ganz im Zeichen des Friedens werden, wünscht sich Imhof. Er ergänzt: «Während der Organisation des Abends haben wir den Wunsch nach Frieden in der Ukraine vor Augen gehabt. Die neusten Nachrichten aus dem Nahen Osten zeigen uns, dass der Wunsch nach Frieden noch anderswo dringend gebraucht wird. Wir müssen dabei aufpassen, dass wir vor lauter tagesaktuellen Ereignissen nicht diejenigen vergessen, die schon länger unter einem Krieg leiden.»

Dafür soll die Oltinger Kirche Raum bieten. Für einen Moment des Innehaltens. Für einen Augenblick des Musikgenusses. Mit ermutigenden Gedanken, für Ivan und sein Volk. Kirchgemeindepräsident Imhof macht keinen Hehl daraus, dass der Anlass auch für die Kirche selbst werben soll. Imhof: «Wir möchten die Kirche als einen Ort der Ruhe, aber auch als Ort der Kraft verstehen. Die Oltinger Kirche ist tagsüber frei zugänglich und steht für Ruhe- und Kraftsuchende jederzeit offen.»

Imhof möchte die Kirche wieder näher zu den Leuten bringen. Auch im Oberbaselbiet ist der Mitgliederschwund ein Thema. «Gerade im Hinblick auf die mögliche Fusion der Kirchgemeinde Wenslingen-Oltingen-Anwil mit den Nachbar-Kirchgemeinden Rothenfluh und Kilchberg-Rünenberg-Zeglingen ist mir die Öffnung der Kirche ein Anliegen», so Imhof.

Ein Abend für musikalische Friedensgedanken

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title