Die ersten 1000 Liter sind schon gepresst
10.10.2023 TittertenDie Mostobst-Saison ist in vollem Gange
Seit vier Jahren betreibt Peter Miesch zusammen mit Pamela Schaub die Kundenmosterei im geschichtsträchtigen Trottenhaus in Titterten. Beide sprechen über die betrieblichen Herausforderungen und ihren Spass am Mosten.
Sander ...
Die Mostobst-Saison ist in vollem Gange
Seit vier Jahren betreibt Peter Miesch zusammen mit Pamela Schaub die Kundenmosterei im geschichtsträchtigen Trottenhaus in Titterten. Beide sprechen über die betrieblichen Herausforderungen und ihren Spass am Mosten.
Sander van Riemsdijk
In der Mosterei in Titterten herrscht seit gut einer Woche wieder Hochbetrieb. Kaum hat die Obstsaison begonnen, haben bereits vier Familien ihre Früchte zu insgesamt 1000 Liter Süssmost pressen lassen, sagt der 60-jährige, in Titterten aufgewachsene Mostwart Peter Miesch. Seit vier Jahren leitet er die Mosterei und wird dabei von der 62-jährigen Pamela Schaub aus Liestal unterstützt. Bereits hat sich traditionell der dorfeigene Natur- und Vogelschutzverein (NVVT) als Grosskunde angemeldet. Dieser Verein sammelt jedes Jahr die auf den Feldern der Bauernhöfe herumliegenden Früchte ein und führt diese zur Mosterei.
Seit eh und je werden im Trottenhaus an der Rankgasse hochwertige Früchte von mehrheitlich Hochstammbäumen zu Obstmost gepresst. In seiner baulichen und geschichtsträchtigen Einfachheit hatte die Scheune für das Dorf viele Jahre einen multifunktionalen Zweck, stand doch der obere Stock bei schlechter Witterung bis 1961 den Turnern zur Sportausübung zur Verfügung.
«Es ist immer wieder so etwas wie ein kleines Volksfest», sagt Peter Miesch. Und meint damit, dass jedes Mal während der Most-Saison, die sich von Ende September bis etwa Mitte November erstreckt – abhängig von der Fruchtmenge kann sie auch länger dauern –, sich Kunden aus dem Dorf und aus der weiteren Umgebung treffen, um ihre Früchte zum Mosten zu bringen. Auf der engen Strasse vor dem Trottenhaus kann dann schnell einmal so richtig Hochbetrieb sein, so Peter Miesch.
Mit Wasserdruck betrieben
Für einen qualitativ hochwertigen Saft sind gute, gesunde Früchte unabdingbar – es werden in der Mosterei ausschliesslich Äpfel, Birnen und Quitten verarbeitet – und diese müssen so rasch wie möglich der Verarbeitung zugeführt werden, sagt Peter Miesch mit Nachdruck. Der Prozess vom Pressen, Pasteurisieren und Abfüllen ist in den vergangenen Jahren vereinfacht worden. Heute verläuft die Verarbeitung dank moderner Maschinen mechanisiert und führt zu einer qualitativ und quantitativ besseren Abwicklung.
So ganz ohne nostalgische Technik geht der Verarbeitungsprozess im Titterter Trottenhaus aber dann doch nicht. Mit einer mit Wasserdruck betriebenen Packpresse «Bucher-Guyer» aus dem Jahr 1952, als Herzstück der gesamten Anlage, setzen Pamela Schaub und Peter Miesch auf die althergebrachte Press-Methodik. «Diese Presse hat zwar schon einige Jahre hinter sich und ist in ihrer Wirkung etwas langsam, dafür effektiver als zum Beispiel eine Bandpresse», sagt Peter Miesch. Einmal richtig eingestellt, läuft der Mostvorgang so gut wie automatisch. «Dafür braucht der Kunde dann etwas mehr Geduld», fügt er fast entschuldigend an.
Im Mostbetrieb ergänzen sich Peter Miesch und Pamela Schaub in den Aufgaben. Die beiden sind ein eingespieltes Team und haben spürbar Freude am Mosten. Ist Peter Miesch mit seinem technischen Verständnis eher für den maschinellen Ablauf des Mostprozesses zuständig, so zeichnet sich Pamela Schaub aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds für die Administration und den Kundenkontakt verantwortlich. Wenn aber das Abfüllen angesagt ist, krempelt Pamela Schaub die Ärmel hoch und eilt Peter Miesch bei den Verrichtungen zu Hilfe, denn dieser Teil der Arbeit erfordert vier Hände. «Als ich vor vier Jahren gefragt wurde, ob ich die Mosterei übernehmen könnte, habe ich sofort zugesagt», sagt Peter Miesch zur Frage der Motivation für die Arbeit. «Ich wollte mit dieser Zusage meinem Dorf etwas zurückgeben.»
Mostereien verschwinden
In den vergangenen Jahren haben immer mehr Kleinmostereien den Betrieb aufgegeben, da die Anlagen nur wenig ausgelastet sind. Auch in der Titterter Mosterei ist mit jährlich durchschnittlich 10 000 bis 12 000 Litern Most der Betrieb rückläufig, wie Pamela Schaub sagt. Sie führt diese Entwicklung nicht auf den allgemeinen Trend zurück. «Nein, diesen Eindruck habe ich in unserer Region nicht. Ich vermute eher, dass gewisse Bäume vermehrt gefällt und nicht nachgepflanzt werden.» Nichtsdestotrotz hat die Titterter Mosterei vorläufig zweifellos ihre Existenzberechtigung und wird weiterhin im Herbst die Region mit ihrem hochwertigen Obstsaft versorgen.
Gemäss dem Schweizer Obstverband liegen dieses Jahr die geschätzten Mengen unter dem Durchschnitt der letzten sechs Jahre. Die Gründe sind der niederschlagsreiche und kalte Frühling und die dadurch verminderte Bestäubung sowie der trockene Juni, der den Junifall verstärkt hat. Die Sonnenstunden im Juli und in der zweiten Augusthälfte wirken sich indes positiv auf die Qualität aus: Das Mostobst ist süss und aromatisch.