Christian Stucki im «Volksstimme»-Nachtcafé im Marabu

vs. «Der Schwingsport verliert seine Lichtgestalt»: Das war die Schlagzeile in den Medien am 11. Juni dieses Jahres. Nicht nur das Seeländische Schwingfest in Lyss war zu Ende, sondern auch die Karriere des wohl erfolgreichsten und beliebtesten Schwingerkönigs der Schweiz. Der emotionale und tränenreiche Abschied von Christian Stucki hat wohl keinen Zuschauer kaltgelassen.

134 Kränze, davon 7 Eidgenössische und 44 Kranzfestsiege holte Stucki während seiner Laufbahn. 2015 wurde er zum Schwinger des Jahres gewählt und 2019 bei den «Sports Awards» als erster Schwinger überhaupt zum Schweizer Sportler des Jahres gekürt.

Christian Stucki oder «Stucki Chrigu» wurde am 10. Januar 1985 in Aarberg geboren und wuchs in Diessbach bei Büren auf. Als er sieben Jahre alt war, nahm ihn sein Vater zum ersten Mal in den Schwingkeller mit. 2001 gewann er im Alter von 16 Jahren bereits seinen ersten Kranz und als 18-Jähriger holte er den ersten Kranzfestsieg. Allerdings galt er damals als trainingsfaul und sein Durchbruch wurde angezweifelt. Er belehrte seine Kritiker eines Besseren und es folgte eine Bilderbuchkarriere. Stucki Chrigu gewann und erlebte so ziemlich alles, was ein Schwingerleben mit sich bringt.

Bis heute sind Christian Stucki und Jörg Abderhalden die beiden einzigen Schwinger, die den Grand Slam des Schwingens gewonnen haben: Das sind alle drei grossen Feste – Kilchberger Schwinget, Unspunnenfest und das «Eidgenössische». 2019 wurde Stucki mit 34 der älteste Schwingerkönig der Geschichte überhaupt.

Allerdings war die 23-jährige Karriere auch immer wieder von harten Zeiten geprägt und mehrfach haben ihm schwere Verletzungen zu schaffen gemacht. Besonders hart traf ihn die Schulterverletzung im Jahr 2022, just nachdem er sich nach monatelangem Ausfall zurückgekämpft hatte. Er war so geschockt und mental am Boden, dass er daran dachte, die Karriere zu beenden. Sein Coach redete ihm gut zu, versuchte, ihn wieder aufzurichten und wies ihn darauf hin, dass ein Abgang durch die Hintertür für einen König unwürdig sei. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit hatte er sich entschieden, zurückzukommen und arbeitete hart an seinem Comeback. Dafür kündigte er sogar seinen Job als Lastwagenchauffeur und hat damit ein Tabu im Amateursport Schwingen gebrochen.

Der sympathische Stirnkuss
«Ein Fuder warme Gutmütigkeit, ein Bijou, das man am liebsten knuddeln würde, wenn man 140 Kilo lüpfen möchte», das sind Beschreibungen, mit denen man den Hünen in den Zwilchhosen bezeichnet hat. Als König der Herzen wird er gehandelt und das hat auch mit der legendären Szene zu tun, als er im Schlussgang des Esaf 2013 gegen Matthias Sempach verlor, dieser neuer Schwingerkönig wurde und «Chrigu» seinem Gegner einen Stirnkuss verpasste. Damit wurde er im Moment seiner grössten Niederlage zum Gewinner.

Als Kind wollte er Kindergärtner werden oder Fussballer, gelernt hat er schliesslich Forstwart. Heute lautet seine Berufsbezeichnung Hausmann. Ob er da wohl auch so erfolgreich ist wie im Sägemehl? Verraten wird es vielleicht im «Volksstimme»-Nachtcafé.

«Nachtcafé» mit Christian Stucki, Donnerstag, 14. September, 20 Uhr, Marabu, Gelterkinden.

Schwinger-Legende tritt ab

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