«Ich hatte Hühnerhaut bei der Hymne»
31.08.2023 Diegten, Weitere Sportarten, SportSchwingen | Roland Fischer aus Diegten war am Unspunnenfest dabei
Am Sonntag stand Roland Fischer als einziger Baselbieter Kampfrichter am traditionellen Unspunnen-Schwinget im Ring. Er hat gegen 40 Duelle als Unparteiischer begleitet und am Ende des Tages von seinen ...
Schwingen | Roland Fischer aus Diegten war am Unspunnenfest dabei
Am Sonntag stand Roland Fischer als einziger Baselbieter Kampfrichter am traditionellen Unspunnen-Schwinget im Ring. Er hat gegen 40 Duelle als Unparteiischer begleitet und am Ende des Tages von seinen Vorgesetzten ein gutes Zeugnis erhalten.
Willi Wenger
Vor 16 000 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Arena hat der 41-jährige Kampfrichter Roland Fischer aus Diegten am vergangenen Sonntag am Unspunnen-Schwinget in Interlaken eine solide Leistung erbracht. Nach gut 40 Begegnungen im Ring oder am Kampfrichtertisch kehrte er am Abend hochzufrieden ins Baselbiet zurück. Es sei ein nachhaltiger Tag voller Höhepunkte gewesen, blickt der gelernte Forstwart auf den Höhepunkt im Schwingerjahr zurück. Der Tag war begleitet von Emotionen. «Vor allem der Einmarsch am Morgen war ein eindrückliches Erlebnis», sagt er. Und: «Ja, ich hatte Hühnerhaut, auch beim Ertönen der Nationalhymne.»
Fischer ist seit elf Jahren Kampfrichter. Er war zuvor Turnerschwinger. Auch diese Zeit war erfolgreich. Seinen ersten Kranz holte er 2002 auf dem Binninger Spiegelfeld am «Kantonalen». Weitere Eichenlaub-Gewinne erzielte er am Aargauer «Kantonalen» 2004 und zuletzt am «Nordwestschweizerischen» 2011 in Arlesheim. Der 120 kg schwere und 1,75 m grosse Turnerschwinger blickt gerne auf jene Zeit zurück, in der er stets für den Bezirks-Schwingklub Sissach die Zwilchhosen angezogen hatte.
Alle Stationen durchlaufen
Dennoch: Der Diegter spricht auch mit Freude über seine Kampfrichtertätigkeit, in der er die sogenannte Ochsentour über Jungschwingertage, Regionalfeste, Kantonalfeste, Teilverbandsfeste und Bergfeste, wie am Weissenstein oder am Schwarzsee, absolvierte. «Die Freude am Kampfrichtersein ist dabei unverzichtbar», sagt Fischer. Reich werde man dabei nicht. Ganz im Gegenteil. Es gehe nie um das Materielle. «Ich will ganz einfach nach meiner langen Aktivkarriere dem Schwingsport etwas zurückgeben. Quasi mein Wissen zur Verfügung stellen.» Der ausgebildete Kampfrichter – er ist auch ausgebildeter «Jugend+Sport»-Leiter – will dies noch einige Jahre weiter machen. «Ich bin ja noch jung», sagt der Familienvater und lacht.
In Interlaken trat Fischer «voll motiviert» zu seiner Arbeit an. Nach dem Einrücken am Samstag standen unter anderem ein Teambildungs-Event und eine Kampfrichtersitzung auf dem Programm. Untergebracht waren die Kampfrichter in der Jugendherberge, während die Verpflegung auf dem Festgelände erfolgte. Dieses erreichte Fischer am Sonntag nach dem Aufstehen um 5 Uhr zeitig. Nach den letzten Informationen und dem Einmarsch erfolgte das Anschwingen um 8 Uhr. Da musste Fischer voll bei der Sache sein.
Kämpfe im und am Ring
«Ich bestritt gut 15 Kämpfe als Unparteiischer im Ring. Mehr als 20 Begegnungen beobachtete ich vom Kampfrichtertisch aus.» Der Einsatz über den ganzen Tag sei fordernd gewesen, so der Diegter. Es sei deshalb wertvoll gewesen, dass «in gewissen Phasen» ein Ersatz-Kampfrichter zur Verfügung stand, der den einen oder anderen Kampf übernahm. Alles habe letztlich gut geklappt. Auch mit den Schwingern. Diese seien unter sich fair geblieben. «Stets korrekt», sagt Fischer rückblickend. Das «Problem» seien zunehmend die Zuschauer, nicht in Interlaken, aber dennoch hin und wieder. «Diese führen sich oft als Experten auf, obwohl sie vom Schwingen keine Ahnung haben.» Er sagt weiter, dass am Rand der Schwingplätze das Handy heute omnipräsent sei. Alles werde dokumentiert und sie als Kampfrichter «von aussen» immer wieder angegriffen. «In den allermeisten Fällen zu Unrecht.» In Bezug eines möglichen Video-Schiedsrichters sagt Fischer, dass er einen solchen dezidiert ablehne. «Das würde den Schwingsport kaputt machen.»
Dass der Schwingsport heute athletischer und schneller dargestellt wird und öffentlicher ist als je zuvor, anerkennt auch der Diegter, der bis und mit dem Gelterkinder Herbstschwinget (am 9. September) heuer 16 Feste bestritten haben wird. Er wisse durch die vielen Fernsehübertragungen, dass es Mode geworden sei, grossen Festen wie unter anderem dem «Eidgenössischen» beizuwohnen. Dies bewerte er nicht als primär schlecht, er wünscht sich aber, dass die Besucher hin und wieder etwas toleranter wären und sich mit ihren «Expertenmeinungen» etwas zurückhalten. Zum Training sagt Fischer, dass die Elite täglich trainiert. Nur so seien heute nationale Spitzenrangierungen möglich.
Fasnacht auch wichtig
Roland Fischer hat im Sinn, als Kampfrichter noch viele Jahre weiterzumachen. Er wünscht sich, dass er weitere grosse Feste bestreiten darf. Sein Wunsch ist verständlicherweise die Teilnahme an einem «Eidgenössischen». Seine andere Leidenschaft kann er parallel dazu ausüben. Es ist die Fasnacht in Wintersingen, bei und mit der Guggenmusik «Räbäschränzer».