Offen, ehrlich und motiviert
31.08.2023 SportPara-Sport | Romy Tschopp ist neue «Volksstimme»-Kolumnistin
In der heutigen Ausgabe erscheint die erste Sportkolumne von Romy Tschopp in der «Volksstimme». Die Para-Snowboarderin arbeitet sich nach einer Operation am Bauch zurück – einmal ...
Para-Sport | Romy Tschopp ist neue «Volksstimme»-Kolumnistin
In der heutigen Ausgabe erscheint die erste Sportkolumne von Romy Tschopp in der «Volksstimme». Die Para-Snowboarderin arbeitet sich nach einer Operation am Bauch zurück – einmal mehr.
Sebastian Wirz
Freud und Leid lägen im Sport nahe beieinander, heisst es. Vielleicht am deutlichsten kommt dieser Gegensatz beim Sport von körperlich eingeschränkten Menschen zum Tragen – wenn auch meist im Verborgenen. Dagegen kämpft Romy Tschopp an. Wer von den Glücksgefühlen einer Parasportlerin erfahren will, aber auch ihre täglichen Kämpfe und Krämpfe nicht ausblenden will, ist bei der Sissacherin an der richtigen Adresse.
Die 30-Jährige ist im täglichen Leben auf den Rollstuhl angewiesen, brettert die Pisten aber auf dem Snowboard so gut hinunter, dass sie 2022 in Peking als erste Schweizerin in dieser Sportart an den Paralympics startete. Und sie kommuniziert in den Sozialen Medien sehr offen, was hinter den strahlenden Bildern mit WM-Silbermedaille um den Hals steckt: Nicht nur Training, Fleiss und Schweiss wie bei allen anderen. Es geht auch um Operationen und Schmerzen, um Tränen und Zweifel. Um Schwierigkeiten, nach Rückschlägen einfachste Bewegungen auszuführen. Oder etwa um einen künstlichen Darmausgang und Inkontinenz.
«Es braucht Überwindung, aber es fällt mir nicht schwer, diese Nähe auch bei solchen Themen zu zeigen. Ich bin wohl der Typ dazu», sagt Tschopp auf Anfrage. «Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich Tabus und Berührungsängste abbauen kann, wenn ich offen bin – oder gar etwas frech.» Dies tut sie neu auch als Sportkolumnistin in der «Volksstimme».
Muskeln müssen kompensieren
Aktuell prägen Bilder von Spital, Reha, Schläuchen und Trainingsgeräten das Instagram-Profil von Tschopp. Nach einer grossen Operation im Juni verbringt sie ganze drei Monate in der Klinik. «Wenn ich nicht trainiere, funktioniert mein Körper nicht», erklärt die Oberbaselbieterin die für sie normale, aber an sich lange Rehabilitation. «Mein Körper hat sich daran gewöhnt, dass einige Muskelgruppen für andere kompensieren. 100 Prozent Leistung der beanspruchten Muskeln reichen nicht, es braucht von ihnen deutlich mehr, damit mein ganzer Körper alltagsfähig ist», sagt die Athletin, die vor allem mit der Oberschenkel- sowie Rumpfmuskulatur eine inkomplette Querschnittlähmung infolge eines offenen Rückens (Spina bifida) kompensiert. «Mit der grossen Operation am Bauch im Juni sollte meine Gesundheit längerfristig gewährleistet sein. Es dauert einfach lange, aber ich kenne das Spiel bereits», sagt die Snowboarderin mit ihrem charakteristischen Lachen.
Auch wenn sich Tschopp aktuell von Kleinziel zu Kleinziel an Beinpresse und Hometrainer hangeln muss, hat sie den Sport als übergeordnete Vision und Motivation stets im Blick: «Ich werde im Winter auf jeden Fall auf dem Brett stehen.» Es helfe ihr, dass diese Saison weder WM noch Paralympics auf dem Programm stünden, die sie verpassen könnte. Denn: «Für Wettkämpfe könnte es auch Ende Winter noch zu früh sein.»