Kunst, die blüht
24.08.2023 SissachZurzeit spriessen neun leuchtend gelbe Blütenkelche aus dem Rasen des Ebenrainparks. Gefertigt von der freischaffenden Künstlerin Ursula Pfister, tragen sie einen langen Schaffensprozess mit sich, der die Gelterkinderin vor grosse Herausforderungen stellte.
Melanie ...
Zurzeit spriessen neun leuchtend gelbe Blütenkelche aus dem Rasen des Ebenrainparks. Gefertigt von der freischaffenden Künstlerin Ursula Pfister, tragen sie einen langen Schaffensprozess mit sich, der die Gelterkinderin vor grosse Herausforderungen stellte.
Melanie Frei
«Ich stelle mich gerne Herausforderungen, aber bei diesem Projekt stand ich einmal kurz davor, aufzugeben», erzählt Ursula Pfister, die im Baselbiet bekannte, freischaffende Künstlerin aus Gelterkinden. «Blütenkelche im Park» hat die 69-Jährige ihr Werk getauft und dieses wird zusammen mit ortsspezifischen Installationen von sieben anderen Künstlerinnen und Künstlern im Rahmen der «Kulturwochen Ebenrain» im Ebenrainpark ausgestellt.
Schon lange steht Ursula Pfister im Dialog mit der Natur. Der Park des Ebenrains bot somit eine ideale Kulisse für eine Arbeit mit Blumenblüten. Es ist aber nicht die erste Ausstellung, in deren Rahmen sich Pfister mit Blütenkelchen auseinandersetzt: Ihre Blumen für das Projekt «Im Gwächshuus blüeits 2022» wurden zu einem persönlichen Bedeutungsträger ihrer künstlerischen Arbeit.
Die Idee stand also fest, nun ging es an die Umsetzung. Doch welches Material eignet sich für die Herstellung von Blüten, die einige Monate Wind und Wetter ausgesetzt sein würden? Ihr vertraute Werkstoffe wie Bienenwachs, Folien und Papier kamen nicht infrage. So entschied sich Pfister für Aluminiumblech. Die Auseinandersetzung mit Blech stellte für die gebürtige Solothurnerin völliges Neuland dar. In einigen Selbstversuchen musste sie feststellen, dass diese handwerkliche Verarbeitung schwieriger war als gedacht. Die Form der Blüten stellte einen scheinbar unlösbaren Knackpunkt dar. «Zu diesem Zeitpunkt wollte ich das Projekt an den Nagel hängen. Ich kam einfach nicht weiter», erzählt Pfister.
Sorge tragen zur Natur
Dank botanischer Hinweise ihres Mannes konnte sie jedoch eine neue Sichtweise auf ihr Projekt erlangen: Jedes Blütenblatt musste einzeln entstehen, um anschliessend als gesamter Kelch zusammengefügt zu werden. Diese Erkenntnis liess Pfister mit neuer Motivation weiterarbeiten.
Technisch musste das Wissen über Blechklopfen und -schneiden aber zuerst richtig gelernt werden. Darum holte sich Pfister Hilfe vom Carrosserie-Fachmann Peter Rudin. Mit den angeeigneten Fähigkeiten gelang es ihr, Formen zu kreieren, die ihren Vorstellungen entsprachen. Pfisters Atelier hatte sich für diesen Teil des Projekts für Wochen in die Carrosserie verschoben.
Passend zur Natur im Ebenrainpark, bemalte Pfister die Blütenblätter mit den in ihren Arbeiten wiederkehrenden schwarzen Linien. Anschliessend wurden die Blütenblätter in der Spritzwerkstatt von Heinz Rudin in mehreren Vorgängen leuchtend gelb lasierend gespritzt, sodass die dunklen Linien noch zu erkennen sind.
«Das Sorgetragen zur Natur liegt mir sehr am Herzen», sagt die Künstlerin. Ihre Blüten im Park seien alles andere als Mauerblümchen: Vergrössert wie durch eine Lupe spiegeln sie Pfisters Hingebung zur Natur wider.
Die Kelche sind eingebettet in die Umgebung und stehen in starkem Kontrast zur dunklen Hintergrundkulisse des Waldes. Dabei lässt sie die Natur immer wieder neu aufleben: Einmal versinken sie in einem Meer aus Margeriten, dann sind sie umgeben von dürrem Gras. «Das Auf- und Verblühen der Blumen ist der Kreislauf des Lebens. Meine Blüten durchleben diese Phasen und erblühen mit jeder Veränderung der Umwelt in einem neuen Erscheinungsbild.»
www.ursulapfister.ch
www.kulturwochen-ebenrain.ch