Kriminelle Schwingungen auf dem Wisenberg
15.08.2023 Bezirk Sissach, HäfelfingenMit Barbara Saladin und Sabina Bösch auf Krimiwanderung
Zu Fuss erlebt man seine Umgebung am intensivsten. Wer Ausblicke ins schöne Baselbiet, aber gleichzeitig auch in dessen Abgründe erhaschen möchte, ist genau richtig bei der Krimiwanderung mit Barbara Saladin und Sabina ...
Mit Barbara Saladin und Sabina Bösch auf Krimiwanderung
Zu Fuss erlebt man seine Umgebung am intensivsten. Wer Ausblicke ins schöne Baselbiet, aber gleichzeitig auch in dessen Abgründe erhaschen möchte, ist genau richtig bei der Krimiwanderung mit Barbara Saladin und Sabina Bösch.
Brigitte Keller
Am vergangenen Samstagabend trafen die verschiedensten Leute beim Quellhotel Bad Ramsach aufeinander. Die einen in schicken Kleidern und hohen Absätzen, die anderen in Wanderkleidern und mit Rucksack ausgestattet. Die einen stellten sich zum Spalier für das bald eintreffende Brautpaar auf, die anderen waren auf Spannung aus und haben sich für die «Krimiwanderung in die Nacht hinein» angemeldet.
Spannend wurde es bereits im Vorfeld am Nachmittag, wohl für beide erwähnten Gruppen. Das Wetter hielt sich nämlich wieder einmal nicht an die Prognose und schickte Gewitter und Platzregen los. Doch rechtzeitig gegen Abend schloss Petrus die Schleusen und den geplanten Aktivitäten stand nichts mehr im Wege.
Die Krimiwanderung ist ein gemeinsames Angebot von Autorin und Journalistin Barbara Saladin sowie Wanderleiterin Sabina Bösch. Es ist eine der unter dem Label «baselbiet z’fuess» angebotenen Themenwanderungen. Wandern und einem eigens für diese Wanderung geschriebenen Kurzkrimi lauschen sowie ein Gipfelapéro beim Wisenbergturm standen an diesem Abend auf dem Programm. «Ich werde dafür sorgen, dass ihr trotz der kriminellen Spannungen irgendwann in der Nacht wieder wohlbehalten hier zurückkehren werdet», versprach Wanderleiterin Bösch. Das «irgendwann» wurde mit Lachen quittiert und dahingehend präzisiert, dass die Gruppe nach gut vier Stunden, wovon rund zwei Stunden Wanderzeit wären, wieder am Ausgangspunkt eintreffen würde.
Ein Mord zum Einstimmen
Um gemeinsam in «kriminelle Schwingungen» zu kommen, las Autorin Saladin zur Einstimmung in den gemeinsamen Abend einen kurzen Mundarttext mit dem Titel «Erklärigsnot» vor. Der Kürzestkrimi handelt von einem vermeintlich perfekten Mord und einem Hund, der seinen Halter in die titelgebende Not bringt.
Ein paar Wanderminuten später gab es erste interessante Hintergrundinformationen wie beispielsweise zum Flurnamen Ramsach, dem auch das nahe Hotel seinen Namen verdankt. Das alte Wort «Rams» steht für Bärlauch, der im Frühling vor Ort in Massen wächst. Im Bernbiet sei das Wort «Ramsele» für Bärlauch noch sehr verbreitet, ergänzte eine Teilnehmerin aus dem Emmental.
Weiter ging die Wanderung in gemütlichem Tempo weiter bergauf. Unterwegs war zu erfahren, dass Krimiautorin Saladin den eigens für diese Wanderung geschriebenen Krimi jeweils aus Aktualitätsgründen an einigen Stellen leicht anpasst, beispielsweise in Sachen Sichtbarkeit des Mondes. «Der Mond hat zum Glück keine tragende Rolle, so kann ich ihn bei Bedarf ‹rausschmeissen›», sagte Saladin mit einem Augenzwinkern. So wie an diesem Abend.
Nun war es so weit: Nachdem es sich die Zuhörerinnen und der eine Zuhörer so gut wie möglich bequem gemacht hatten, gab es den ersten Teil des Krimis, der mit folgenden Worten begann: «Oh höret die fürchterliche Kunde ihr Leute von nah und fern. Es geschah in einer finsteren Nacht kurz vor Neumond im Jahr des Herrn 1540 beim Sennereigut ‹Ramsow› in der Basler Landschaft nahe des unteren Hauensteins …» Dort brauen sich unheilvolle Dinge zusammen. Es kommt zu einem Mord und der Täter flieht.
Die Tat blieb ungesühnt und die «bemitleidenswerte Seele des Erstochenen fand keine Ruhe und so erschreckt er jeweils einige Nächte vor Neumond manch braven Wanderer», wie von Saladin weiter zu vernehmen war. Ein Nachkomme des Mörders, der 483 Jahre später dem Ort des Geschehens einen Besuch abstattet, würde dies am eigenen Leib erfahren müssen.
Einblicke und Aussichten
Für Spannung war also gesorgt. Doch erst einmal ging die Wanderung ohne Zwischenfälle weiter in Richtung Wisenbergturm. Unterwegs gab es Ausblicke ins schöne Oberbaselbiet zur blauen Stunde und Interessantes von der Wanderleiterin zu den Örtlichkeiten, an denen der Weg vorbeiführte.
Kurz vor Sonnenuntergang konnte der Wisenbergturm bestiegen werden. Die untergehende Sonne machte sich zwar hinter Wolken etwas rar, doch die Rundumsicht beeindruckte diejenigen sehr, die sich bis ganz nach oben auf den Turm gewagt hatten. Am Fusse des Turmes wurde alsbald der angekündigte Gipfelapéro aufgetischt. Die muntere Runde wäre nun langsam in der Dunkelheit versunken, was jedoch dank der mitgebrachten Laternen nicht geschah.
Auf dem Weg zurück zum Ausgangspunkt wurde es noch das eine und andere Mal spannend. Einerseits natürlich dank des weiteren Verlaufs, den der vorgelesene Krimi nahm. Andererseits auch wegen der vielen Kröten, die auf den feuchten Waldpfaden und Wegen unterwegs waren. Sabina Bösch ging voraus und schaute ganz genau, dass alle Amphibien gesehen und damit auch unbeschadet blieben.
Mit leichter Verspätung – aber immer noch früher als «irgendwann» – kam die Gruppe wohlbehalten wieder am Ausgangspunkt an. Die Zeit reichte gerade noch, eine letzte Bestellung bei nach wie vor angenehmen Temperaturen auf der Terrasse beim Bad Ramsach aufzugeben.