Für eine sozial-ökologische Wende
25.08.2023 SissachTalk im «Cheesmeyer»
vs. Das «Cheesmeyer»-Gespräch vom Donnerstag, 31. August, setzt sich damit auseinander, wie eine sozial-ökologische Wende möglich sein könnte. 1972 veröffentlichte der Club of Rome eine Studie über ...
Talk im «Cheesmeyer»
vs. Das «Cheesmeyer»-Gespräch vom Donnerstag, 31. August, setzt sich damit auseinander, wie eine sozial-ökologische Wende möglich sein könnte. 1972 veröffentlichte der Club of Rome eine Studie über «Die Grenzen des Wachstums». Wenn die Umweltverschmutzung und Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen anhält, ist die Erde in hundert Jahren zerstört. So lautete ein Befund. 1992 erinnerte die UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro daran. Die Agenda 21 wollte die Armut bekämpfen, ein Verursacherprinzip einführen und nachhaltige Produktionsweisen fördern. Eine Klimakonvention sah vor, Treibhausgas-Emissionen weltweit auf ein umweltverträgliches Niveau zu reduzieren. Ähnliches forderte 2022 der letzte UN-Umweltgipfel in Sharm el-Sheik.
«Der Planet kann die Zunahme des Ressourcenverbrauchs und der Emissionen nicht länger verkraften», schreibt auch die Ökonomin Irmi Seidl in ihrem Buch «Tätigsein in der Postwachstumsgesellschaft» (Metropolis 2019). Mit «Postwachstum» ist weniger Wachstum gemeint. Seidl ist Professorin an der Universität Zürich und arbeitet an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Sie plädiert für einen Strukturwandel der Wirtschaft. Manche Sektoren wie die Automobilindustrie dürften nicht mehr wachsen. Sie müssten stark sinken oder, wie die fossile Energie, ganz verschwinden. Zudem erübrige die Digitalisierung manche Arbeitsplätze und unklar sei, wie viele neue entstünden.
Evelyn Markoni ist Dozentin an der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften. Ein Musiker habe ihr Bewusstsein verändert. Mit einem Song, warum er einem Lebewesen kein Leid zufügen möchte. «Ich war schon Mitte zwanzig. Umwelt, Tierwohl oder soziale Gerechtigkeit waren bei uns kaum Themen. Mein Vater hat Autos verkauft, meine Mutter in der Industrie gearbeitet.» Und heute sagt sie: «Wenn wir eine lebenswerte Zukunft haben wollen, können wir nicht wie bisher weiter konsumieren. Wir müssen unseren Fleischkonsum reduzieren, auf Flugreisen weitgehend verzichten und uns umweltfreundlich ernähren.»
Dabei interessiere sie, was Verzicht attraktiv und Menschen wirklich glücklich mache. Die Wirtschaft müsse mehr an die Wiederverwertung und die Langfristigkeit denken und daran, was sich mit Nebenprodukten aus der Landwirtschaft machen liesse.
«Ich bin im Basel der 1950er-Jahre aufgewachsen, wo meine Eltern nach ihrer Rückkehr aus Amerika eine der ersten Waschmaschinen besassen», sagt Ariane Rufino dos Santos. «Alles war in der Nachkriegszeit auf Wachstum und Steigerung der Lebensqualität ausgerichtet.» Kein Mensch habe hinterfragt, auf wessen Kosten das gehe. Und so sehr man sich bemüht, beispielsweise autofrei zu leben, erzeuge sie gleichwohl zu viel Abfall. Erfreulich seien jedenfalls viele junge Initiativen für eine erdverträgliche Zukunft. Und vielleicht erwache ja die Menschheit irgendwann ob der apokalyptischen Ereignisse. Selbst etwas ernüchtert, setzt sie sich unentwegt für eine sozial-ökologische Wende ein. So ist die Musikantin auch noch Gärtnerin geworden. Und als Grossmutter möchte sie ihren Enkeln vermitteln, «dass eine bessere Welt möglich ist».
Die drei Frauen diskutieren unter der Leitung von Ueli Mäder – die Besucherinnen und Besucher dürfen ein spannendes Gespräch erwarten.
«Postwachstum: Ökologisch und sozial gerecht?», Donnerstag, 31. August, 19 Uhr, «Cheesmeyer», Hauptstrasse 55, Sissach.