Per App über Bundesfeier abgestimmt
Für die Anwiler Vereine kommt die Bundesfeier zur Unzeit. Bereits geplante Veranstaltungen kurz vor oder nach dem 1. August binden sämtliche Ressourcen. Wer gestaltet jetzt die Bundesfeier? Oder braucht es etwa gar keine?
Doch. Es braucht sie. ...
Per App über Bundesfeier abgestimmt
Für die Anwiler Vereine kommt die Bundesfeier zur Unzeit. Bereits geplante Veranstaltungen kurz vor oder nach dem 1. August binden sämtliche Ressourcen. Wer gestaltet jetzt die Bundesfeier? Oder braucht es etwa gar keine?
Doch. Es braucht sie. Der Gemeinderat nutzte die «Anwil-App» und fragte Ende Juni bei der Bevölkerung nach. Wenn es eine Bundesfeier gäbe, würdet Ihr teilnehmen? Die Erhebung generierte 85 «Ja»-Meldungen. Genug Zustimmung, um eine Feier auf die Beine zu stellen.
Die Infrastruktur stellten Mitarbeitende des Werkhofs, Gemeinderatsmitglieder und eine Handvoll Freiwillige. Für Speis und Trank sorgte das Liestaler Catering-Team «Underdog» mit ihrem Food-Truck, Grill-, Salat- und Kuchenbuffet.
Das Festprogramm war erfrischend anders als sonst. Kein Alphorn. Kein Jodel. Dafür Céline und Matti Erny aus Rothenfluh. Die beiden Teenies spielten mit Saxofon und Gitarre ein vielfältiges Repertoire. Mit der Titelmelodie der «Benny Hill»- Show aus den 1970er-Jahren und Hits von «Green Day», «Gotthard» oder «Oasis» verdiente sich das Duo den Applaus des Publikums.
Auch der herrlich unpolitische Festredner vermochte zu unterhalten. Der Stellvertretende Kantonsarchäologe Christoph Reding kam fast gänzlich ohne die üblichen Schlagworte zur Bundesfeier aus. «Ammel» sei bedeutend älter als die Eidgenossenschaft, sagte Reding. Davon zeugten mittelbronzezeitliche Siedlungsreste aus der Zeit um 1500 vor Christus. Die Gründung der Schweiz am 1. August und der Heckenschütze Wilhelm Tell seien hingegen frei erfundene Mythen. Die Erinnerungskultur sei aber eine wichtige Basis unserer Gesellschaft. Denn wer wisse, woher er kommt, wisse eher, wohin es geht. «Geben wir unserem Land und unserem Lebensraum grösstmögliche Sorge», appellierte der Festredner.
Reding brachte ein echtes «Ammeler» Fundstück mit: eine römische Münze aus der Zeit des Kaisers Septimius Severus (um 200 n. Chr.), gefunden 1923 an der Hauptstrasse 38. Im Anschluss an die Rede durften Interessierte die Münze näher betrachten und fotografieren.
Übrigens: Statt der angemeldeten 85 Personen kamen um die 120 Festbesuchende. Zu ihnen sagte Gemeindepräsident Marcel Koenig in seiner Begrüssungsansprache: «Die Gemeinde hat sich selbst eine Freinachtbewilligung erteilt.» Und wie immer, wenn «Ammel» zusammensitzt, wird diese gerne in Anspruch genommen.
Martin Herzberg