Könige der Leichtathletik

10 Disziplinen in 2 Tagen, 12 Minuten Wettkampf, 3 Sprünge, 4 Läufe, 3 Würfe, Hunderte Trainings und Schweissperlen und ganz viel Leidenschaft. Das fasst den Zehnkampf zusammen. Eine Welt, in der sich die Leichtathletik-Könige treffen und messen.

Der erste Tag beginnt mit einem 100-Meter-Sprint, es folgt der Weitsprung, dann geht es darum, die Kugel möglichst weit zu stossen, im Hochsprung so viele Punkte wie möglich zu holen und am Schluss folgt der 400-Meter-Sprint. Nach einer oft kurzen Nacht wagen sich die Zehnkämpfer an die 110 Meter Hürden, bevor es mit dem Diskuswurf, dem Stabhochsprung und dem Speerwurf weitergeht. Zum Abschluss quälen sie sich 3¾ Bahnrunden zur Gesamtpunktzahl. Am Ende krönt sich der Athlet mit den meisten Punkten zum Sieger. Das Ziel der beiden Tage ist also, möglichst schnell zu rennen, weit und hoch zu springen und weit zu werfen und zu stossen.

Bei dieser Vielzahl an Disziplinen stellt sich die Frage: Wie soll ein Athlet zehn Disziplinen auf höchstem Niveau beherrschen? Scherzend wird oft über die Zehnkämpfer gesagt, dass sie alles können, aber nichts richtig. Wenn man jedoch die aktuell besten Zehnkämpfer der Welt anschaut, wird klar, dass diese zum Teil auch mit den Spezialisten mithalten könnten. Damian Warner, der amtierende Olympiasieger, ist unglaublich sprint- und sprungstark. Seine 100-Meter-Bestleistung ist fast gleich schnell wie der aktuelle Schweizer Rekord. Der Europameister Niklas Kaul ist einer der besten Speerwerfer und 1500-Meter-Läufer, die es aktuell gibt im Zehnkampf. Kevin Mayer, einer der wenigen Athleten, die schon die 9000 Punkte übertroffen haben und der den Weltrekord hält, ist wohl der ausgeglichenste Athlet. Er würde an den Schweizermeisterschaften wohl aus den zehn Disziplinen in sieben eine Medaille gewinnen. So kann man sagen, dass die Behauptung nicht ganz der Wahrheit entspricht.

Doch wie kommt man überhaupt zum Zehnkampf? Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass das oft Zufall ist. Gewisse Leute sagen etwas abergläubisch: «Der Zehnkampf wird nicht ausgewählt, sondern der Zehnkampf wählt dich.» Bei mir war es so, dass ich von klein auf immer alle Disziplinen gerne gemacht habe, vor allem aber im Sprint, Hürden und Weitsprung gut war. Meinen ersten nationalen Titel habe ich aber lustigerweise im Kugelstossen gewonnen und so habe ich mein «Talent» für den Wurf entdeckt. Durch einen Kollegen kam ich dann mit 15 Jahren zum Zehnkampf und habe meine Leidenschaft dafür gefunden. Nun, 8 Jahre später, kämpfe ich darum, meinen Traum von einer Olympia-Teilnahme im Zehnkampf zu erfüllen.

Finley Gaio

Finley Gaio (24) ist professioneller Leichtathlet. Als einer der besten Zehnkämpfer und Hürdensprinter des Landes arbeitet der Maispracher auf eine Olympiateilnahme 2024 in Paris hin.

10 CHANCEN, 10 RISIKEN

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