«Nicht nur kulturhistorisch wertvoll»
22.06.2023 LausenMuseumskommission fordert Erhalt des Mühlekanals
Er dokumentiere die Ortsgeschichte und sei für den Naturund Hochwasserschutz wichtig: So argumentiert die Lausner Museumskommission für den Erhalt des Mühlekanals, dessen kaputtes Stauwehr der Kanton abreissen ...
Museumskommission fordert Erhalt des Mühlekanals
Er dokumentiere die Ortsgeschichte und sei für den Naturund Hochwasserschutz wichtig: So argumentiert die Lausner Museumskommission für den Erhalt des Mühlekanals, dessen kaputtes Stauwehr der Kanton abreissen will.
Janis Erne
Vor drei Wochen hat das Kantonsgericht den früheren Nutzern des Lausner Mühlekanals recht gegeben: Die Besitzer der ehemaligen Papiermühle und Getreidemühle müssen das dazugehörige Stauwehr bei der Ergolz nicht abreissen, weil das sogenannte ehehafte Wasserrecht, auf das sich der Regierungsrat in seiner Anordnung stütze, längst verwirkt sei. Nach der Verhandlung liess der kantonale Wasserbauchef durchblicken, dass nun die öffentliche Hand für den Rückbau des Stauwehrs aufkommen werde (die «Volksstimme» berichtete).
Unklar ist allerdings, ob damit der Kanal trockengelegt wird oder ob er durch Rohre weiterhin mit Wasser aus der Ergolz gespeist wird. Eine entsprechende Nachfrage der «Volksstimme» bei der Bau- und Umweltschutzdirektion blieb ohne Ergebnis: Man möchte das schriftliche Gerichtsurteil abwarten, bevor man diese Frage beantworte, hiess es.
«Nützlich in Trockenperioden»
Für die Lausner Museumskommission (Muko) ist die Antwort bereits jetzt klar: Der Mühlekanal soll auch in Zukunft Wasser aus der Ergolz führen. Muko-Präsident Thomas Bühler, seines Zeichen SP-Landrat von 2007 bis 2018, sagt: Es gebe mehrere Gründe, den 1,4 Kilometer langen Kanal, der über Jahrhunderte hinweg die Papiermühle und die Getreidemühle im Lausner Unterdorf versorgt hatte und die beiden Fabriken überhaupt erst gedeihen liess, zu erhalten: «Die Baute hat eine kulturhistorische Bedeutung. Zudem kann sie für den Natur- und Hochwasserschutz wertvoll sein.»
Bühler denkt zum Beispiel an den Hundesport gegenüber dem Stauwehr auf Itinger Boden, wo das Ufer bereits sichtlich erodiert. Bei Hochwasser könnte Wasser von der Ergolz in den Kanal umgeleitet und damit für Entlastung gesorgt werden. Dafür wären bauliche Massnahmen notwendig, ist beim Hochwasser im Juni 2021 doch das Stauwehr beschädigt und der Einlauf zugeschüttet worden. Seither führt der Kanal vom Einlauf bei der Ergolz bis ungefähr zum Zufluss vom «Buechholdebächli», das von Ramlinsburg hinunterkommt, kein Wasser mehr.
Man ist gesprächsbereit
Doch gerade in diesem Teil – auf dem Feld neben den Schrebergärten – könnte das Wasser bei Bedarf allenfalls zurückgehalten werden, meint Bühler. «Das wäre nicht nur bei Hochwasser nützlich, sondern auch in trockenen Zeiten, wie wir sie aktuell haben.» Solche Retentionsmassnahmen, um den schnellen Abfluss des Wassers zu verhindern und es für Trockenperioden zu speichern, werden vom Ebenrain-Zentrum, also vom Kanton, eigentlich gefördert.
Es sind verschiedene Argumente, welche die Muko für den Erhalt des Kanals anführt – auch zonenrechtliche. So bezweifelt Präsident Thomas Bühler, dass es sich beim oberen Abschnitt noch um eine Uferzone handeln würde, sollte der Kanal trockengelegt werden. «Ohne Wasser kein Ufer, oder?», fragt er rhetorisch. Bevor das Stauwehr abgerissen und der Kanal trockengelegt wird, müsste also womöglich die Gemeindeversammlung zuerst den Zonenplan Landschaft ändern.
Auch der Naturschutzverein Lausen setzt sich seit Jahren für den Erhalt des Kanals ein: Unter anderem mit Kantonsgeldern sanierte er 2005 den Einlauf und den oberen Teil des Kanals und stellte Infotafeln auf, die mittlerweile etwas verblichen sind. Es steckt viel Herzblut darin. Deshalb überrascht es nicht, wenn Kurt Mohler, Muko-Mitglied und früherer Präsident des Naturschutzvereins, sagt: Man sei «aus allen Wolken gefallen», als man davon erfahren habe, dass das Stauwehr abgerissen werden soll.
An die Adresse des Kantons betont er: «Wir sind gesprächs- und kompromissbereit.» Falls eine Sanierung des Stauwehrs nicht möglich ist, wäre ein Rohrleitungssystem eine denkbare Alternative, so Mohler. Damit könnte der Kanal weiterhin mit Wasser aus der Ergolz gespeist werden. Weil der Kanal derzeit an manchen Stellen verwildert ist, nimmt Muko-Präsident Thomas Bühler auch sich und seine Mistreiter in die Pflicht: Die Zuständigkeiten für den künftigen Unterhalt müssten vereinbart werden. «Auch die Muko würde sich bei Bedarf für den Erhalt des Kanals und eine nachhaltige Unterhaltsregelung engagieren», sagt Bühler.