Musik, Marsch, Melodien und ganz viel Sonnenschein
13.06.2023 SissachDie Kantonalen Musiktage in Sissach waren in jeglicher Hinsicht ein Erfolg
Wunderbares Wetter, mitreissende Klänge und eine lebhafte Atmosphäre: Bei strahlendem Wetter präsentierten Musikvereine aus dem Baselbiet ihr Können und begeisterten das Publikum. Die Kantonalen Musiktage in ...
Die Kantonalen Musiktage in Sissach waren in jeglicher Hinsicht ein Erfolg
Wunderbares Wetter, mitreissende Klänge und eine lebhafte Atmosphäre: Bei strahlendem Wetter präsentierten Musikvereine aus dem Baselbiet ihr Können und begeisterten das Publikum. Die Kantonalen Musiktage in Sissach waren ein voller Erfolg.
Hanspeter Thommen
Sogar das Wetter hatte das Team rund um den OK-Präsidenten Ueli Oberli im Griff. Nur so ist es zu erklären, dass während der beiden Kantonalen Musiktage am vergangenen Wochenende in Sissach fast durchwegs die Sonne schien. Er herrschten beste Voraussetzungen für ein rundum gelungenes Fest.
Pünktlich um 10 Uhr am Samstagvormittag wurden die Musiktage eröffnet mit dem Wettspielvortrag des Musikvereins Muttenz in der Mehrzweckhalle. Der Musikverein hatte 25 Minuten Zeit, um seine drei Stücke der Fachjury und dem Publikum vorzutragen. Zum Vortrag gehörten bei jedem am Wettspiel teilnehmenden Verein ein Marsch, ein konzertantes Selbstwahlstück sowie ein sogenanntes Stundenchor-Stück. Die Noten zu diesem Stück erhielten die Vereine erst in der Vorprobe. Die Musikerinnen und Musiker hatten dann genau eine Stunde Zeit, um das Stück bis zur Bühnenreife einzustudieren. Dabei sind eine rasche Auffassungsgabe, Bleistift und Leuchtstift von Vorteil.
Bereits am Vormittag war die Temperatur in der Mehrzweckhalle so hochsommerlich, dass die Luft im Publikumsbereich zwischen den Vorträgen mittels eines grossen Ventilators bewegt werden musste. Das half jedoch den Musikerinnen und Musikern auf der Bühne nicht viel. Sie kamen auch ohne schwierige Notenpassagen gehörig ins Schwitzen.
Fast schon erfrischend kühl war es in der reformierten Kirche, wo die Kurzvorträge stattfanden. Die mit dem Kurzprogramm antretenden Vereine hatten jeweils zwanzig Minuten Zeit für eine beliebige Anzahl an Stücken. Im Gegensatz zum Stundenchor-Wettspiel traten sie nicht gegeneinander an. Jeder Vortrag wurde von einem Experten angehört. Nach dem Vortrag setzte sich dieser mit Vereinsvertretern zusammen zur Besprechung des Gespielten. Dabei gab er ihnen Ratschläge, in welchen Belangen sich der Verein verbessern kann. Solche Gelegenheiten sind hilfreich für die musikalische Entwicklung. Diese Vorträge waren für das Publikum sehr abwechslungsreich. Die Musikgesellschaft Ziefen lud zu einer kleinen Schweizerreise ein, während sich der Musikverein Niederdorf «very british» gab.
Marsch durch Begegnungszone
Für das Publikum fast die schönste Disziplin im Zusammenhang mit der Blasmusik ist die Parademusik. Bei sommerlichen Temperaturen und traumhaft schönem Wetter an beiden Tagen marschierten die Vereine strammen Schrittes in der Begegnungszone des Dorfkerns von Sissach am zahlreichen Publikum vorbei. Die meisten marschierenden Vereine nahmen am Parademusik-Wettspiel teil. Bewertet wurde das Militärische, also die Ausrichtung beim Stehen sowie beim Marschieren. Aber auch das Musikalische floss in die Bewertung mit ein.
Am Samstag holte sich dabei der Musikverein Buckten den guten zweiten Rang; gewonnen hat hier die Stadtmusik Laufen / Stadtharmonie Laufen. Der Musikverein Buckten gewann zudem auch den Stundenchor-Wettbewerb bei den Brass Bands. Am Sonntag gab es in der Parademusik für den Musikverein Gelterkinden die silberne und für den Musikverein Bubendorf die bronzene Medaille, gewonnen hat hier Brislach. Ein paar Vereine beteiligten sich bei der Parademusik auch ausser Konkurrenz, etwa die Musikgemeinschaft Bretzwil-Lauwil. Diese erfreute dafür das Publikum mit Evolutionen, das heisst mit Figurenlaufen.
Auch Geselligkeit hat Platz
Musiktage, wie die in Sissach, leben jedoch nicht allein von den Wettspielen. Das Gemütliche und das Kameradschaftliche haben genauso ihren Platz und ihre Wichtigkeit. Selbstverständlich durfte neben dem grossen Festzelt auch die Bierinsel nicht fehlen. Vor der Jugendmusikschule wurden die Gäste von verschiedenen Musikvereinen unterhalten. Daneben gab es einen Raclettestand, bei welchem der Käse schon allein von der Sonnenhitze schmolz. Wer sich einen ruhigen Moment gönnen wollte, konnte sich im kühlen Jakobshof mit Kaffee und Kuchen verwöhnen lassen.
Traditionsgemäss werden an solchen Musiktagen verdiente Vereinsmitglieder geehrt, die eine gewisse Anzahl an Mitgliedsjahren aufweisen können. Von den 44 teilnehmenden Vereinen wurden insgesamt 74 Musikantinnen und Musikanten ausgezeichnet (siehe auch «Nachgefragt»). Für 25 Mitgliedsjahre wurden sie zu kantonalen, für 35 Jahre zu eidgenössischen Veteranen ernannt. Für 40 Jahre Mitgliedschaft erhielten sie den Titel des kantonalen Ehrenveterans.
Von den Veteranen zur Jugend. Erfreulicherweise nahmen auch Jugendmusikformationen an den Musiktagen teil. Die Regionale Jugendband Liestal liess sich mit dem Kurzprogramm in der Kirche bewerten, die Jugendmusik Region Sissach beteiligte sich ausser Konkurrenz an der Parademusik. Auch in den Vereinen sah man jugendliche Mitspielerinnen und Mitspieler, leider aber nur vereinzelt. Es ist zu hoffen, dass mit solch tollen Anlässen junge Musikerinnen und Musiker motiviert werden, das schöne Hobby Blasmusik auszuüben.
Die kantonalen Musiktage Sissach 2023 werden allen, ob Musikanten oder Zuschauerinnen, noch lange in schöner Erinnerung bleiben.
Die Ranglisten mit allen Resultaten sind auf www.sissach2023.ch zu finden.
NACHGEFRAGT | ROLF WIESNER, KANTONALER VETERAN,MUSIKVEREIN TENNIKEN
«Kantonale Musiktage – das sind schöne Erinnerungen»
25 aktive Jahre in einem Musikverein haben alle Musizierenden absolviert, die am Wochenende auf der Bühne der Kantonalen Musiktage in Sissach als Veteranen geehrt wurden. Das sei schon nicht ganz bedeutungslos, findet mit Rolf Wiesner vom Musikverein Tenniken einer der Geehrten.
Lisa Zumbrunn
Herr Wiesner, wie sind Sie seinerzeit zur Musik gekommen?
Rolf Wiesner: Wir hatten von klein auf immer Instrumente zu Hause herumliegen und unser Vater war schon immer im Musikverein. Ebenfalls mitzumachen, war für uns vergleichbar damit, in die Schule oder zur Arbeit zu gehen. Das gehörte einfach dazu. So begann ich zu Hause von selbst, auf den Instrumenten zu spielen. Später ging ich dann in die Musikschule.
Sind Sie seit der Jugend dem gleichen Musikverein treu?
Genau. Erste Erfahrungen sammelte ich in der Jugendmusik. Und seit dann spiele ich mein Leben lang beim Musikverein Tenniken mit.
Was bedeutet die Musik für Sie?
Als Kind war mir die Bedeutung noch gar nicht bewusst. Man musizierte einfach, aber einen bewussten Stellenwert hatte dies nicht. Das kam dann erst später. Das Zusammenleben, das Vereinsleben ist alles ein wichtiger Teil der Musik.
Wie erlebten Sie Ihre allerersten Musiktage?
Ich weiss gar nicht mehr, wie lange das her ist … Möglicherweise war ich um die 14 Jahre alt. Dies sind schöne Erinnerungen für mich. Tolle Anlässe und Feste, bei denen man viele Leute traf.
Gab es Musiktage, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Ja, dies war in Muttenz. Ich kann mich jedoch nicht mehr an das genaue Jahr erinnern. Jedenfalls war ich mit drei Vereinen vor Ort. Mit dem Musikverein Tenniken spielte ich selbst mit. Zudem dirigierte ich den Musikverein Zunzgen und die Regionale Jugendband Liestal. Für mich war speziell, dass ich mit den Jugendlichen besser war als mit den zwei älteren Vereinen (lacht).
Sie wurden nun als Veteran geehrt. Hat dies eine besondere Bedeutung für Sie?
Ja, also irgendwie schon (lacht). Ich habe lange gar nicht darüber nachgedacht. Aber in den letzten Tagen wurden mir die lange Zeit schon bewusst. Als Jugendlicher denkt man immer: «Diese Veteranen, die auf dieser Bühne sitzen, die sind halt wirklich … alt» (lacht). Jetzt bin ich selbst in dieser Situation und fühle mich gar nicht so. Und mir ist plötzlich bewusst geworden, wie lange ich effektiv schon aktiv Musik mache. Dazu kommt die Bedeutung der Generationen: Mein Vater erlebt mit, wie sein eigener Sohn Veteran wird. Das ist schon etwas Besonderes!
Dann war die Vorfreude nun gross?
Ja, sicherlich. Und dass die Musiktage in Sissach stattfinden, freut mich besonders. Dies ist schon fast ein Heimspiel für mich.
Haben sich die Musiktage verändert?
Je nach Austragungsort wird mehr oder weniger Aufwand betrieben, aber grundsätzlich ist das Konzept immer dasselbe. Das Schöne an dieser Veranstaltung ist für mich, viele Leute zu treffen. Solche, die man nur an diesem Anlass sieht. Da treffe ich extrem viele Leute, die ich alle paar Jahre an den Musiktagen sehe und sonst nie.
Haben Sie Tipps an jüngere Musikantinnen und Musikanten, die zum ersten Mal dabei sind?
(Lacht). Was soll ich sagen? Bleibt einfach dran! In der heutigen, schnelllebigen Zeit wirft man schnell die Flinte ins Korn, wenn einem etwas nicht passt. Ich hatte auch Phasen, in denen mir die Musik «gestunken» hat. Aber dranbleiben und weitermachen lohnt sich auf jeden Fall!
Zur Person
liz. Rolf Wiesner lebt in Tenniken, in dessen Musikverein er seit Jugendjahren spielt. Als Dirigent war er jeweils acht Jahre beim Musikverein Zunzgen und bei der Regionalen Jugendband Liestal tätig. Neben seinem Tenniker Stammverein spielt der Familienvater mit seiner Tuba bei den «Bieranjas», einer regionalen Show-Brass-Band, mit.