Gelterkinden trifft Prangins im Kanton Waadt
30.06.2023 GelterkindenZwei Primarschulklassen begegnen sich
Vor etwa vier Jahren hat unsere Lehrerin gedacht, dass es vielleicht toll wäre, eine Partnerklasse zu haben, die Französisch spricht. Da hat sie eine Klasse in Prangins gefunden, mit der wir uns austauschen können. Die Schule nennt sich ...
Zwei Primarschulklassen begegnen sich
Vor etwa vier Jahren hat unsere Lehrerin gedacht, dass es vielleicht toll wäre, eine Partnerklasse zu haben, die Französisch spricht. Da hat sie eine Klasse in Prangins gefunden, mit der wir uns austauschen können. Die Schule nennt sich «Ecole primaire». Prangins ist eine Ortschaft mit rund 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Gemeinde liegt direkt am Genfersee und ist zusammengewachsen mit Nyon. Wir sind bereits die dritte Klasse aus Gelterkinden, die Kontakte zu einer Partnerklasse in Prangins pflegt.
Prangins liegt im Kanton Waadt. Dort sprechen fast alle Leute Französisch. Dort hat es auch ein wunderschönes Schloss mit einem Schlosspark. Ziel der Zusammenarbeit: Wir Schülerinnen und Schüler werden motiviert Französisch zu lernen. Wir freuen uns, wenn wir die Sprache an anderen Orten anwenden können. Neben Klassenbesuchen schreiben wir manchmal der anderen Klasse oder schicken ihnen Zeichnungen. Wir beschriften auf den Zeichnungen viele Dinge, damit unsere Kolleginnen und Kollegen in der Welschschweiz neue Wörter lernen. Die Briefe und Zeichnungen korrigiert unsere Lehrerin, bevor wir sie wegschicken. Am meisten Spass machen aber die gegenseitigen Besuche.
Beim Schreiben von Dankesbriefen an die Partnerklasse ist die Idee entstanden, die Erfahrungen der Zusammenarbeit der zwei Klassen zu einem «Volksstimme»-Beitrag zusammenzutragen. Die Fragen und Antworten haben wir uns ausgedacht und unter Mithilfe unserer Lehrerin geschrieben.
Das sind wir
Die Gelterkinder Klasse 4a besteht aus 18 Schülerinnen und Schülern. In unserer Klasse sind 10 Mädchen und 8 Knaben. Alle sind zwischen 9 und 11 Jahre alt. Etwa gleich alt sind die 20 Schülerinnen und Schüler der «Ecole primaire de Prangins», also unserer Partnerklasse.
Nach dem letzten Treffen im September vergangenen Jahres war es Mitte Mai endlich wieder so weit. Wir reisten zusammen mit unserer Lehrerin und der Mutter einer Schülerin nach Prangins. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch fünf Kantone: Baselland, Solothurn, Bern, Freiburg und Waadt. Der Kanton Waadt heisst auf Französisch «Canton de Vaud», Baselland heisst «Bâle-Campagne».
Besuch in Prangins
Von der Klasse 6a werden wir auf dem Trottoir vor dem Schulhaus in Prangins abgeholt. Freudiges Wiedersehen! Zusammentreffen der zwei Schulklassen in Gelterkinden sind sieben Monate vergangen. Über 40 Kinder in einem Schulzimmer, das wird ganz schön eng.
Mit verschiedenen Fragen stellen sich die Kinder in Vierergruppen gegenseitig vor. Alles erfolgt zweisprachig. Der Würfel entscheidet, welche Frage beantwortet werden soll, beispielsweise: «Meine Lieblingsmusik im Moment» oder «Ma musique préferée du moment».
Erkundung des Schulhauses
Zu viert erkunden wir das Schulhaus von Prangins. Jeweils zwei Kinder aus der Welschschweiz zeigen zwei Kindern aus Gelterkinden ihr Schulhaus. «Das Schulhaus in Prangins ist wie ein Labyrinth», meinen einige nach dem Rundgang. Ein paar durften sich in fremden Klassenzimmern vorstellen, andere besichtigten gar «le bunker». Dass Labyrinth ein «mot parallel» ist, haben die Kinder rasch herausgefunden, dass auch «der Bunker» ein Parallelwort ist, ebenfalls. Mit dem Wort «le bunker» ist der Schutzraum des Schulhauses gemeint, stellt eine Schü- lerin treffend fest. Beim Sprechen gelten folgende Regeln: Die Gelterkinder Schülerinnen und Schüler sprechen ausschliesslich in Standardsprache oder Französisch. Schweizerdeutsch ist in Prangins nicht erlaubt. Die Kinder dürfen in ihrer Schulsprache sprechen, aber natürlich ist es erwünscht, dass die Fremdsprache so oft wie möglich angewendet wird.
Zweisprachig spielen
In Kleingruppen erklären die welschen Schüler und Schülerinnen den Kindern aus Gelterkinden verschiedene Spiele. Einige davon haben sie speziell für den Besuchstag selber hergestellt. Klar, dass die Spiele auf Französisch erklärt werden. Wichtig immer: halb französisch-, halb deutschsprechend. In der Regel sprechen die Kinder in ihrer Muttersprache, doch mit der Zeit verwenden sie immer häufiger Wörter und einfache Sätze in der Fremdsprache. Mit «Qu’ est-ce que c’est?» kommt man zu vielen Informationen. Das realisieren die Gelterkinder Schülerinnen und Schüler sehr rasch.
Mittagsrast beim Lac Léman
Bis zum Genfersee dauert es vom Schulhaus nur einige Minuten. Vorbei kommt man beim Schloss Prangins mit dem wunderschönen Schlosspark. Dieses Mal reicht die Zeit nicht für einen Museumsbesuch. Vielleicht beim nächsten Klassenbesuch? Eigentlich war nach dem Picknick ein Clean-up-Einsatz im Park vorgesehen. Zangen und Handschuhe hat der Prangins-Lehrer mitgebracht. Weil aber der Park sehr sauber war, beschränkte sich das «ramasser des déchets» auf das Zusammenlesen unserer eigenen Picknick-Abfälle. Umso mehr Zeit blieb für das Spielen im Freien. Und Fussball spielen, das tun die Jungs und einige Mädchen aus Prangins ebenso gerne wie die Jungs (und einige Mädchen) aus Gelterkinden. «Passe la balle par ici», «Passe la balle par là» – der Ball rollt und die Kinder lernen spielend neue Ausdrücke. Das gemeinsame Fussballspiel machts möglich.
Viele Mädchen bevorzugen das Rumturnen an den Spielgeräten und das Spiel «Grandmère à dit» findet Anklang. Dieses Spiel ist neu für die Kinder aus Gelterkinden. Wer errät, was die Grossmutter gerne tut, darf einen, zwei oder drei Schritte vorrücken.
Auf dem Rückweg zum Schulhaus gibt es beim Schloss noch ein paar Gruppenfotos. Weil sich der Himmel verdunkelt, entschliessen wir uns, im Schulzimmer mit dem Stadt-Land-Fluss-Spiel, oder «Le petit bac», den Nachmittag abzuschliessen. Wieder in sprachdurchmischten Gruppen suchen wir die Wörter einmal auf Französisch, dann wieder auf Deutsch.
Rasch sind die Stunden bei der Partnerklasse vergangen. Die Schulklasse von Prangins verabschiedet uns im Schulzimmer. Die allermeisten Schulkinder sind sich einig: Weitere solche Treffen sollen folgen. Es hat sich gelohnt, der Austausch ist eine Bereicherung für den Französischunterricht.
Schülerinnen und Schüler der Klasse 4a und ihre Lehrerin, Annemarie Spinnler,
Primarschule Hofmatt, Gelterkinden
Der Anlass wurde dank der Finanzierung durch Movetia möglich. Movetia ist die Schweizer Agentur für Austausch und Mobilität. Von Bund und Kantonen gemeinsam getragen, fördert Movetia die Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften und Kulturen innerhalb der Schweiz und den Austausch mit dem Ausland auf allen Bildungsstufen.