Erneut auf den Spuren der Römer
16.06.2023 OrmalingenTeile eines schon 1907 erforschten Gutshofes freigelegt
Die Archäologie Baselland rückte wieder zu einer Notgrabung ins Gebiet Gaissacker in Ormalingen aus. Es wurde ein beheizbarer Raum freigelegt, der zu einer luxuriösen römischen Villa ...
Teile eines schon 1907 erforschten Gutshofes freigelegt
Die Archäologie Baselland rückte wieder zu einer Notgrabung ins Gebiet Gaissacker in Ormalingen aus. Es wurde ein beheizbarer Raum freigelegt, der zu einer luxuriösen römischen Villa gehörte.
Heinz Spinnler
Im Jahr 2017 wurde in Ormalingen ein römisches Bad im Rahmen einer Notgrabung von der Archäologie Baselland freigelegt und dokumentiert. Die dazugehörige Römervilla aus dem frühen ersten Jahrhundert war bereits zwischen 1906 und 1908 durch die Basler Historisch-Antiquarische Gesellschaft unter der Leitung des damaligen Dorfpfarrers Fritz La Roche zu Teilen ausgegraben und dokumentiert worden.
Seit Mitte Mai war die Archäologie Baselland aufgrund eines Bauvorhabens erneut für eine Notgrabung vor Ort, wie ein Augenschein der «Volksstimme» am Montag und Dienstag zeigte. Die Arbeiten sind mittlerweile abgeschlossen. Die Grabung fand auf der nördlichen Nachbarparzelle des bereits bekannten Römerbads statt. Die Überraschung sei gross gewesen, dass man auf Mauern gestossen sei, die eigentlich rund 20 Meter weiter westlich vermutet worden seien, wie vor Ort zu erfahren war.
Mit der jetzigen Notgrabung wurden Teile eines bereits 1907 erstmals freigelegten beheizbaren Raumes des Gutshofs zum zweiten Mal ans Tageslicht gebracht. Vorhandene historische Fotos aus der Zeit der La-Roche-Grabung belegen die Fundsituation. Laut den neuen Erkenntnissen war das Bad damit direkt an das Wohnhaus angebaut. Die Mauern waren erstaunlich gut erhalten. Innen und aussen waren sie ursprünglich verputzt und im Innenraum mit Wandmalereien ausgeschmückt. Wie schon 2017 wurden auch dieses Mal grössere Mengen von Dachziegeln gefunden. Man darf gespannt sein, welche weiteren Erkenntnisse die Ausgrabung liefern wird, sobald alle Befunde ausgewertet sind.
Das 2017 entdeckte Badegebäude
Im Vergleich zu anderen römischen Villen im Baselbiet zählt diejenige im Ormalinger «Gaissacker» zu einer der ältesten. Sie war überraschend feudal, ja sogar luxuriös ausgestattet, wie die Archäologie 2017 feststellte. Dies zeige sich unter anderem an der Bauweise und der Einrichtung des 2017 freigelegten Badehauses. Bäder dienten den Römern nicht nur zur Hygiene und Entspannung, sondern hatten auch eine soziale Funktion. Man habe sich dort ausgetauscht und gespielt. Dazu passt der Fund eines Spielsteins im Bereich des Bads.
Das Gebäude in Ormalingen wies alle typischen Elemente einer römischen Badeanlage auf. Eine sogenannte Hypokaustheizung war gleichzeitig Boden- und Wandheizung. Dass die damalige Gutsfamilie wohlhabend war, zeigt ein weiteres Fundstück: Ein Steinplattenfragment der Wandverkleidung stammt von der griechischen Insel Skyros. Irgendwann im 3. Jahrhundert packten die Bewohner der Villa ihre Siebensachen und verliessen den Gutshof. Leider waren die alten Römer dabei sehr gründlich: Speziell aus dem Bereich des Badehauses gebe es fast keine Funde, heisst es auf der Internetseite der Archäologie Baselland. Es scheine, dass der Gutshof im 3. Jahrhundert «systematisch geräumt und verlassen wurde».
Weitere Informationen zur Ausgrabung von 2017 inklusive einer 3D-Aufnahme des Heizsystems sind auf der Website der Archäologie Baselland zu finden: www.archaeologie.bl.ch.