Thomas Weber verabschiedet sich als Regierungsrat

Ein Jahrzehnt lang hat der Buusner Thomas Weber die Baselbieter Politik als Regierungsrat mitgeprägt. Er durchlebte Höhen und Tiefen – und blieb dabei immer sich selbst.

Thomas Gubler

Nein, ein «Glamourboy» war Thomas Weber nie. Der Buusner war ursprünglich auch nicht das, was man unter einem Vollblutpolitiker versteht. Und als es 2013 nach dem Rücktritt von Adrian Ballmer und dem Verzicht der FDP auf eine eigene Kandidatur für die SVP galt, in die Baselbieter Regierung zurückzukehren, war er nicht unbedingt der Idealkandidat. Nicht wenige hielten Webers Kandidatur damals für ziemlich aussichtslos. Die SVP war mit der Nomination spät dran. Die SP war mit ihrem Kandidaten Eric Nussbaumer schon lange unterwegs. Die Sache schien verloren, bevor sie richtig begonnen hatte.

Doch nach dem ersten Wahlgang lag Eric Nussbaumer nur knapp vorne. Und GLP-Kandidat Gerhard Schafroth sorgte mit seiner aussichtslosen Kandidatur und gut 4000 Stimmen für einen zweiten Wahlgang. Diesen vermochte Thomas Weber dann mit einer breiten bürgerlichen Angriffsfront unter der Federführung der Wirtschaftskammer deutlich für sich zu entscheiden. Manch einer hat sich nachträglich die müssige Frage gestellt, was wohl gewesen wäre, wenn Schafroth nicht kandidiert hätte.

Ins kalte Wasser geworfen
Webers Startbedingungen 2013 in der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD) waren nicht gerade ideal. Sein Vorgänger Peter Zwick (CVP) war im Februar 2013 nach längerer Krankheit im Amt verstorben. Da war niemand mehr, der ihn in die Tätigkeit hätte einführen können. Weber wurde somit förmlich ins kalte Wasser geworfen und musste in einer Direktion Tritt fassen, deren Spitze seit Monaten verwaist war. Keine einfache Aufgabe für einen Regierungsmann, der über relativ wenig politische Erfahrung verfügte. Gerade einmal anderthalb Jahre hatte der Astra-Bauingenieur zuvor im Landrat verbracht.

Dieser scheinbare Nachteil sollte sich für ihn allerdings eher als Vorteil erweisen. Politisch vielleicht noch wenig erfahren, war er eben auch entsprechend unverbraucht. Obschon 2004/2005 SVP-Kantonalpräsident, war er kein typischer Parteisoldat – und schon gar kein SVP-Scharfmacher. Vielmehr erwarb er sich zunehmend den Ruf eines über die Parteigrenzen hinweg geschätzten bürgerlichen Sachpolitikers, der sich als Krisenmanager in der Spitalpolitik bewährte und stets nach Lösungen strebte. Der es anderseits aber auch nicht immer leicht hatte, «seine» Fraktion im Landrat hinter sich zu scharen.

Gesundheit auf gesunder Basis
Als seine wohl grösste Leistung dürfte die Koordination der Gesundheitspolitik mit dem Nachbarkanton Basel-Stadt und seine persönliche Zusammenarbeit mit dem Basel-Städter Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger («Mitte») in die Annalen eingehen. Dabei hat er einerseits die Baselbieter Gesundheitsverwaltung auf Vordermann gebracht, anderseits aber auch so unpopuläre Entscheide wie die Schliessung des Spitals Laufen getroffen. Zwar hat Basel-Stadt 2019 – im Gegensatz zu Baselland – die Fusion des Unispitals mit dem Kantonsspital Baselland abgelehnt. Gutgeheissen worden war indessen der Staatsvertrag betreffend Planung, Regulation und Aufsicht in der Gesundheitsversorgung, der die beiden Kantone zur gemeinsamen Gesundheitsregion erklärt. Dass neuerdings wieder eine gewisse Unzufriedenheit über die gemeinsame Planung aufgekommen ist, vermag Webers Leistung in dieser Hinsicht nicht zu schmälern.

Tiefschläge gab es aber auch für Thomas Weber. So musste er sich im Frühling 2021 vor dem Strafgericht Baselland im Zusammenhang mit dem Leistungsauftrag des Kantons an die Schwarzarbeitskontrolle (ZAK) wegen ungetreuer Amtsführung verantworten. Dort wurde er zwar in allen Punkten freigesprochen. Spurlos vorübergegangen ist die Affäre am sensiblen Magistraten und Hobbyschafzüchter indessen nicht. Nicht wenige sind daher der Ansicht, dass der VGD-Direktor nach diesen Belastungen für sich entschieden hat, es bei zehn Amtsjahren bewenden zu lassen und 2023 nicht mehr zu den Gesamterneuerungswahlen anzutreten. Bestätigt hat der 62-Jährige das offiziell zwar nie. Vorstellbar ist es aber durchaus.

Glücklicher Ausgang des Esaf
Immerhin war ihm dann gegen Ende seiner Amtszeit noch einmal ein Highlight vergönnt. Als Präsident des Organisationskomitees (OK) des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes (Esaf) 2022 in Pratteln machte Thomas Weber eine gute Figur. Und dass es schliesslich gelang, das Defizit, das der Riesenanlass verursacht hatte, ohne die bereits vom Landrat gesprochene Staatshilfe mit privaten Mitteln auszugleichen, dürfte beim OK-Präsidenten für grosse Erleichterung gesorgt haben. So blieb ihm ein Missklang zum Karrierenende erspart.

Wenn nun Thomas Weber morgen Abend aus dem Amt scheidet, sieht sich die wählerstärkste Partei im Kanton Baselland, die SVP, wie 2011 bei der Abwahl von Regierungsrat Jörg Krähenbühl in der Situation, dass sie zwar über die meisten Volksvertreter im Parlament verfügt, in der Regierung aber nicht mehr vertreten ist. Es ist der Partei nicht gelungen, für den seriösen und konzilianten Thomas Weber einen adäquaten Nachfolger oder eine Nachfolgerin aufzubauen. Stattdessen offenbarte sich – einmal mehr – die Grundproblematik der Partei: Die von ihrer Basis favorisierten Kandidaturen sind häufig nicht majorztauglich. Und die Mehrheitsfähigen haben es bei der eigenen Basis schwer.

Ein seriöser «Chrampfer» verlässt die Bühne

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