Dieses Jubiläum freut nicht nur das Dorf
23.06.2023 LampenbergDie «Reblaube» feiert ihr 100-jähriges Bestehen
Das beliebte Lokal «Reblaube» in Lampenberg setzt einen erfreulichen Kontrapunkt in einer Zeit, in der viele Dorfrestaurants verschwinden. Dies will die Wirtefamilie mit der Bevölkerung feiern.
Elmar ...
Die «Reblaube» feiert ihr 100-jähriges Bestehen
Das beliebte Lokal «Reblaube» in Lampenberg setzt einen erfreulichen Kontrapunkt in einer Zeit, in der viele Dorfrestaurants verschwinden. Dies will die Wirtefamilie mit der Bevölkerung feiern.
Elmar Gächter
«Hier fühle ich mich wohl und hier möchte ich sesshaft bleiben», sagt Patrick Thommen. Mit «hier» meint der 30-jährige gelernte Koch das traditionelle und beliebte Restaurant Reblaube, aber auch seinen Wohnund Arbeitsort Lampenberg. Vor fünfeinhalb Jahren hat er den Betrieb von seiner Grossmutter Bethli Herger mit dem Konzept übernommen, seinen Gästen eine saisonale, regionale und gutbürgerliche Küche anzubieten. Mit Erfolg. Er zählt auf viele zufriedene Gäste und eine grosse und treue Stammkundschaft, darunter mehrere Vereine sowohl aus dem Dorf als auch aus der näheren Umgebung.
«Kürzlich war eine Familie hier, die mit ihrem jüngsten Spross bereits in der fünften Generation unser Lokal besucht hat», erwähnt er nicht ohne Stolz. Die legendäre «Metzgete», mit der schon sein Grosi bei unzähligen Liebhabern der deftigen Schlachtplatten gepunktet hat, zählt in Wintermonaten nach wie vor zu seinem eigentlichen Flaggschiff. Längst aber hat er seine Speisekarte mit saisonalen Spezialitäten ausgarniert, die nicht zuletzt mit seiner Wanderschaft als junger Küchenprofi verbunden sind.
Geschirr beim Bruder holen
«Nomen est omen», und so trägt das Gasthaus mit Recht den Namen «Reblaube». Zwar noch nicht so alt wie das 1767 als Bauernhaus erstellte Gebäude selbst, aber just 100 Jahre sind es her, seit die Lampenberger neben dem damaligen «Schützen» ein zweites Restaurant erhalten haben. Und das ganz Besondere: die Reblaube über dem Gartenteil gibt es nach wie vor. «Unsere Reben sind 1923 gepflanzt worden und aus den ‹Triumph vom Elsass›, wie die Trauben heissen, macht meine Grossmutter immer noch ihren speziellen Hauswein», erzählt ihr Enkel. Von 1913 bis 1923 führte eine Familie Brodbeck die gleichnamige Pension, die vor allem Gästen aus dem Grossraum Basel vorbehalten blieb.
1967 ging die «Reblaube» in den Besitz der Familie Herger, den Eltern von Bethli Herger, die nach dem Restaurant Station Lampenberg hier wirten wollten, über. Doch es kam anders. Wegen des allzu frühen Todes ihrer Mutter musste Bethli Herger die Wirtschaft zusammen mit ihrem Mann führen. In der «Reblaube» aber fehlte so ziemlich alles für einen effizienten Betrieb. «Ich musste für grössere Anlässe das Geschirr bei meinem Bruder, der die ‹Station Lampenberg› zwischenzeitlich führte, ausleihen. Die Küche bestand aus einer kleinen Nische mit einer einzigen Steckdose, sodass zusätzlich mit Holz gekocht werden musste», sagte Bethli Herger vor einigen Jahren zur «Volksstimme».
Die ältere Kundschaft wird sich an die Theatervorführungen im kleinen «Sääli» im ersten Stock erinnern, der nur über eine steile Treppe erreichbar war und an das ungeheizte WC, das nur von aussen zugänglich war. Tempi passati. Heute ist das ehemalige Eventlokal zu einem schmucken Raum für verschiedenste Anlässe umgestaltet. Aufgefrischt worden ist auch die Gaststube, die Küche wurde erweitert und laufend mit modernen Geräten ausgestattet. Geblieben ist der Charme des Lokals mit der heimeligen «Chouscht» als eigentlichem Blickfang.
Aushelfen, wo Not am Mann ist
Patrick Thommen führt heute einen Betrieb mit fünf fest angestellten Mitarbeitenden. Für die Arbeit am Herd hat er zwei Köche engagiert. «Dies ermöglicht mir einerseits, mich vermehrt meinen Gästen zu widmen, und andererseits überall dort auszuhelfen, wo Not am Mann ist.» Seit der Corona-Zeit bietet die «Reblaube» auch einen Catering-Service an, jedoch nur, wenn es sich neben dem Restaurationsbetrieb zeitlich machen lässt, wie Thommen betont. Für ihn ist es wichtig, seinen Gästen auch weiterhin eine Küche anzubieten, die grossen Wert auf die Regionalität legt. «Ich beziehe mittlerweile fast alles aus der näheren Umgebung und habe zu allen meinen Lieferanten ein sehr gutes Verhältnis.» Das gutbürgerliche Angebot will er beibehalten. «Du kannst die Karte noch so kreativ gestalten, aber um ein Cordon bleu, ‹Schnipo› oder ein Zürcher Geschnetzeltes kommst du nicht herum», ist er überzeugt.
Jetzt freut er sich vor allem auf das Jubiläumsfest. «Mir ist der Einbezug der Dorfbevölkerung besonders wichtig. Sie hat mich seinerzeit mit so warmen Händen empfangen und alle waren froh, dass es mit der ‹Reblaube› weitergeht», so Patrick Thommen. Beim Anlass kann er auf die Mithilfe von verschiedenen Dorfvereinen aus Lampenberg und umliegenden Gemeinden zählen. Ihre Verbundenheit mit dem Wirt der «Reblaube» gründet sich nicht zuletzt darin, dass er sein Lokal jeden Dienstag ab 22 Uhr (!) für sie öffnet, just an einem seiner Ruhetage.
100 Jahre «Reblaube» Lampenberg
emg. Morgen Samstag, ab 15 Uhr, werden rund um die «Reblaube» Hausspezialitäten angeboten, zudem gibt es Marktstände mit Produkten der Hauslieferanten. Für musikalische Unterhaltung sorgen die «Orgelischletzer» und ab 19 Uhr folgt der Festakt, umrahmt vom Musikverein Lampenberg. Im Anschluss sorgen die «Voralpentiroler» und «Bieranjas» für Stimmung. Attraktionen für Kinder, Einblicke in die Vergangenheit und die «Räbäbar» ergänzen das Angebot. Ab der Station Lampenberg steht ein Shuttlebus zur Verfügung.
Zur Person
emg. Der 30-jährige Patrick Thommen hat im «Leue» Waldenburg eine Kochlehre absolviert und ging nach einem Jahr Vollzeit-Berufsmatur nach Davos, wo er sich vom Jungkoch bis zum Chef de Partie hochgearbeitet hat. Es folgte ein Jahr Aufenthalt in Florida, wo er in einem grossen Country Club wirkte. 2016 kehrte er in die Schweiz zurück, arbeitete sich zunächst ein Jahr lang zusammen mit seiner Grossmutter in den Betrieb ein, bevor er ihn 2018 übernahm. Thommen ist begeisterter Perkussionist beim Musikverein Lampenberg.