Und täglich grüsst die Projektarbeit!
20.05.2023 SissachVielfältige Ausstellung an der Sekundarschule
Die Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler der 9. Klasse müssen sich in ihrem Abschlussjahr mit einer Projektarbeit beschäftigen. Dabei sind an der Sekundarschule Sissach eindrückliche Arbeiten entstanden, die sowohl im theoretischen als ...
Vielfältige Ausstellung an der Sekundarschule
Die Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler der 9. Klasse müssen sich in ihrem Abschlussjahr mit einer Projektarbeit beschäftigen. Dabei sind an der Sekundarschule Sissach eindrückliche Arbeiten entstanden, die sowohl im theoretischen als auch im praktischen Teil zu überzeugen wissen.
Konzentrierte Gesichter, die Stirn in tiefe Falten gelegt, gelegentliches Raufen der Haare und verzweifeltes Schnauben. Gegen Ende der Projektarbeit sieht man den Schülerinnen und Schülern eindeutig an, dass sie sich nun im Endspurt befinden. Ein paar letzte Wörter werden noch eingetippt, hier und da nochmals das Holz nachgeschliffen und natürlich kritisch das Ergebnis ihres Projekts begutachtet. Kein Wunder, dass man gerade gegen Schluss einer so lang andauernden Arbeit noch ein paar letzte Schweissperlen von der Stirn wischen muss. Bei einer finalen Präsentation der Arbeiten konnte man dann aber nach dem ganzen Stress doch Erleichterung und Freude erkennen. Die Projekte der Jugendlichen waren unglaublich interessant, spannend und vor allem mit viel Arbeit verbunden.
Was ist eine Projektarbeit?
In der 3. Klasse der Sekundarschule widmen sich alle Schülerinnen und Schüler der Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn einer Projektarbeit. Bei diesen Projekten handelt es sich um ein einmaliges Vorhaben mit einer genau formulierten Aufgabenstellung und klaren Zielsetzungen. Es gibt dabei sowohl einen fixen Start- wie auch Endtermin, den die Jugendlichen einhalten müssen. Mit der Projektarbeit zeigen die Jugendlichen, dass sie sich über eine längere Zeit hinweg mit einem von ihnen ausgewählten Thema auseinandersetzen können. Dabei lernen sie, selbstständig zu arbeiten, zu planen, Probleme zu lösen und in manchen Konstellationen auch als Gruppe zu arbeiten. Wichtig ist natürlich auch das Dokumentieren ihrer Schritte und eine entsprechende Ausdauer bei der Umsetzung.
Die Arbeit kann dabei rein schriftlich oder mit einem praktischen Teil kombiniert werden. Dafür bekommen die Jugendlichen während des Deutschunterrichts Zeit und werden von den Lehrpersonen unterstützt. Am Schluss erwartet die Jugendlichen eine Bewertung, die Bestandteil des Abschlusszertifikats ist.
Gesamtanlass mit Besuchern
Die momentane 3. Stufe der Sekundarschule Sissach hatte bereits im Vorfeld entschieden, dass diese Projekte nach dem Abgabetermin ausgestellt werden sollten. Somit hatten auch die Verwandten und Freunde der Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, alle Projektarbeiten zu bewundern.
Die Stufe wollte eine solche Ausstellung schon seit längerer Zeit organisieren, allerdings konnte nichts dergleichen aufgrund der Corona-Pandemie durchgeführt werden. 2022 wurde im Rahmen des Schulfestes die letztjährige Projektarbeit dann das erste Mal in Form einer Ausstellung präsentiert, was dazu geführt hatte, erneut eine solche Projektausstellung zu organisieren. Mit einem feinen Buffet mit Kuchen und anderen Köstlichkeiten sowie Würsten und Maiskolben vom Grill fehlte es beim diesjährigen Gesamtanlass an nichts.
Gartenlounge und Kinderbuch
Die Schülerinnen und Schüler haben auch bei dieser Ausstellung die unterschiedlichsten Arbeiten präsentiert und wahre Kunstwerke kreiert. Leider kann nicht über jede einzelne Arbeit berichtet werden, da 12 Klassen am Anlass beteiligt waren. Einige Arbeiten stachen aber heraus, da sie besonders einzigartig waren oder mit viel Arbeit verbunden waren.
Vielschichtig war dieses Jahr vor allem das handwerkliche Geschick der Jugendlichen. Während der Aussenplatz der Sissacher Schule mit prachtvollen Traktoren und selber entwickelten Frontgewichten sowie Hochbeeten geziert wurde, waren in der Aula die grössten Arbeiten ausgestellt. Eine Vielzahl an Möbeln konnte dabei sogar getestet werden.
Mitunter fiel den Besuchern die Gartenbar von Jimena Wernli sofort ins Auge. Nicht nur durch ihre Grösse, sondern auch durch die beiden Schaukeln, die als Sitzfläche dienten. Diese waren laut Jimena besonders knifflig anzubringen, waren aber auf jeden Fall gelungen. Die Gartenbar kommt nun in den frisch umgebauten Garten, genauso wie die moderne Gartenlounge von Nila Schlachter. Nila möchte in Zukunft Zeit mit ihrer Familie und Freunden auf der neuen Lounge verbringen und hat die dazu verwendeten Paletten dementsprechend zusammengesetzt, mehrmals geschliffen, weiss bemalt und mit den richtigen Polstern und Blumen ausgestattet. Es sass sich so gemütlich, da vergass man fast, den Rest der Ausstellung zu besuchen.
Ein wahres Kunstwerk aus Makramee stellten Dilber Dogan und Noemi Feltsch aus. Der Makramee-Hängesessel steckt «voller verschiedener Gefühle, denn es hat sehr Spass gemacht und wir haben viele neue Knüpftechniken gelernt». Mit dem Endergebnis sind beide sehr zufrieden. Das Schöne an ihrer Partnerarbeit ist, dass sich beide schon entschieden haben, zu wem der Hängesessel dann wandern darf. Um das Endprodukt müssen sich Patrizia Schafroth und Lukas Häfelfinger ebenfalls nicht streiten, denn beide haben jeweils einen atemberaubenden Schreibtisch für sich hergestellt. Patrizia schnitt dabei ihren Schreibtisch aus einem amerikanischen Kirschbaumstamm und verschönerte ihn mit einem blau schimmernden Kunstharz-Streifen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – genauso wie die Arbeit von Lukas. Dieser braucht seinen Schreibtisch aus Eiche und Walnuss gleich für seine nächsten schulischen Arbeiten. Besonders stolz ist er dabei auf den Einbau der Schubladen und der wunderbaren Schwalbenschwanzzinkung an den Seiten. Beide Jugendliche empfehlen solche Arbeiten nur jemandem, der gerne handwerklich arbeitet, sich nicht vor professioneller Hilfe scheut und vor allem «Freude an der Arbeit hat»!
Neben diesen Arbeiten wurden viele Handwerksarbeiten präsentiert wie eine Grosszahl an Sesseln, Lampen, extravaganten Tischen und andere Möbel, sowie manch Spassiges wie eine elektronische Fassbar, ein Töggelikasten, kleinste Modellhäuser, komplexe Dioramen und vieles mehr.
«Töffli» als Dauerbrenner
Immer wieder zu finden waren die berühmten «Töffli», die von den Jugendlichen repariert, restauriert oder sogar von Grund auf aufgebaut wurden. Robin Christen hat seinen «blauen Flitzer» – wie er das Mofa liebevoll nennt – komplett auseinandergebaut, gereinigt und neu zusammengesetzt. Er musste dafür einige Teile ersetzen, hat sie verbessert, von Rost befreit und schliesslich «Bugatti»-blau angesprüht. Seiner Schwester hatte er damit eine grosse Freude bereitet.
Neben mechanischen Arbeiten fand man vermehrt auch Technisches, wie beispielsweise den Arcade-Automaten von Hannah Linnenbach und Aurelia Neuhaus. Mit dem Motto «Back to the 80ies» bauten sie aus Holz, einem Bildschirm, Lautsprechern und einer Spielkonsole einen Spielkasten, wie ihn manche Besucherinnen und Besucher noch aus den ersten Spielhallen der 1980er-Jahre kannten. Der Arcade-Automat funktionierte einwandfrei und dementsprechend gross war die Schlange davor. Nach über 80 Stunden Arbeit durften Hannah und Aurelia wirklich stolz auf ihr Projekt sein.
Auch ein selber gebauter Computer von Till Siebenpfund und eigenkreierte Spielprogramme mehrerer Schülerinnen und Schüler fehlten nicht. Interessant war auch das Projekt von Nils Ritter und Gabriele De Marco. Sie züchteten Kristalle und verbanden diese Experimente mit einer Computersimulation, in der man virtuell mehr über die Steine und Prozesse erfahren konnte. Diese Lernwelt zeigte, wie Wissenschaft mit Technologie verbunden werden konnte. Andere Arbeiten blieben ganz der Wissenschaft treu und untersuchten interessante Themen wie das Entwickeln eigener Disziplin (Livia Waller), Chemische Experimente (Gloria Tomeo), Sportexperimente, Tanzprojekte, Ernährungsumstellungen und entsprechende Tagebücher sowie vieles mehr. Letzteres wurde oft mit Rezeptbüchern verbunden, in denen man kulinarische Gerichte nachlesen konnte oder ganz einfach die favorisierten Rezepte der Schülerinnen und Schüler entdeckte.
Pervin Altay und Sophie Orlando hatten die spontane Idee im Unterricht, ein Rezeptbuch zu schreiben mit dem Titel «Kochen mit Nationalstolz», wobei sie sich auf türkische und italienische Gerichte spezialisierten. Das Allerbeste an den Kochtalenten waren natürlich die Leckereien, die man probieren konnte! Da wollte man das eine oder andere Kochbuch am liebsten gleich nach Hause nehmen!
Apropos Kochen – vorne dabei waren auch verschiedene Kosmetikprodukte wie Cremes und Parfüms. Luisa Gjergjai und Julia Bolliger designten für ihre Cremes sogar eigene Schachteln mit einem entsprechenden Logo. Eigene Logos entwarfen auch Gian Morgenthaler und Davey Josh Gruber für ihre eigenen T-Shirts. Mit aktuellen Themen kreierten sie eigene Drucke und boten die Shirts in verschiedenen Farben an.
Wandschmuck mit LED-Licht
Künstlerisch bot die Projektarbeitsausstellung allgemein sehr viele eindrucksvolle Werke. Saskia Brugger baute in ihren Matterhorn-Holzschnitt LED-Lichter ein, damit ihr Bild leuchtete und Ronja Vock baute ein ähnliches Projekt, das «die Schweiz in einem anderen Licht» zeigte. Dies war zugleich auch Titel von Ronjas Arbeit. Lavinia Heiz versuchte sich ebenfalls an der Makramee-Technik und schaffte damit einen wunderschönen Wandschmuck. Für ein Schmunzeln auf den Gesichtern der Lehrpersonen der Sekundarschule Sissach sorgten ausserdem Rachele Marzo und Bianca de Jesus Fernandes de Sequeira mit ihren «Karikaturen von Lehrpersonen». Sie wollten unbedingt etwas zeichnen und erstellten so diese Karikaturen. Während des Halbjahres haben sie immer wieder daran gearbeitet und ihre Techniken perfektioniert. Sie blieben nicht die einzigen Zeichnungs- und Maltalente. Es gab nämlich zahlreiche Kinderbücher, die verfasst und mit Bildern verziert worden waren. Auch Mode war weit verbreitet – vom Ballkleid bis zum Zweiteiler und Engelskostüm konnte man die neusten Fashionideen bewundern. Zudem hörte man hier und da in den Klassenzimmern noch unbekannte Musik, die von den Jugendlichen selber komponiert und gesungen wurde. Bucharel Spitz, Darren Robson und Hailey Keller haben dabei ihre eigene EP produziert.
Wie man anhand dieser Beispiele erkennen kann, hatte sich ein Spaziergang durch all die köstlichen, amüsanten und vor allem auch spannenden Projektarbeiten sehr gelohnt. Den Besucherinnen und Besuchern blieben dabei vor allem die Jugendlichen im Gedächtnis, die man immer wieder mit einem stolzen und zufriedenen Lächeln antraf. Dies auch zu Recht, denn schliesslich konnte niemand die ausgestellten Projekte einfach so aus dem Ärmel schütteln. Die Sekundarschule Sissach freut sich auf jeden Fall schon auf die nächste Ausstellung mit weiteren grandiosen und vielschichtigen Projekten.
Alexandra F. Oswald