Junior Rangers im Naturschutzgebiet Wildenstein

Begleitet von einem Ranger des Naturschutzdienstes Baselland soll Kindern der hohe Wert der Natur vermittelt werden – und wie man sie schützt.

Elmar Gächter

Sie kennen sich, die drei Mädchen und fünf Knaben, die sich an diesem kühlen Mittwochnachmittag auf dem Parkplatz Wildenstein in Bubendorf einfinden. Sie können es kaum erwarten, im nahegelegenen Waldstück ein paar spannende Stunden zu erleben. Am liebsten würden ein paar von ihnen sofort losrennen, wäre da nicht Alain, der die Gruppe möglichst beieinanderhalten will. Man merkt schnell, dass die 7- bis 11-Jährigen nicht das erste Mal zusammen unterwegs sind. Bereits nach wenigen Metern decken sie ihren Guide mit Fragen ein. «Was ist das dort für ein schwarzer Vogel?», «Siehst du den Graureiher auch vor dem Wildensteiner-Weiher?», «Wie heisst diese Blume?» Seine Antworten offenbaren sofort, dass Alain ein grosser Kenner der Pflanzen- und Tierwelt ist, und es auch ausgezeichnet versteht, seinen jungen Begleitern altersgerecht zu antworten. Bald schon ist der Waldabschnitt erreicht, wo auf die aufgestellte Gruppe verschiedene Aufgaben warten.

Alain Chambovey ist einer von fünf Rangern des Naturschutzdienstes Baselland. Er und einer seiner Kollegen sind im Sommer vergangenen Jahres mit einem Pilotprojekt in den Naturschutzgebieten Wildenstein und Talweiher (zwischen Rothenfluh und Anwil) gestartet, um Schülerinnen und Schülern an verschiedenen Nachmittagen bei ganz praktischen Einsätzen die Natur näherzubringen. «Das Hauptziel ist, bei den jungen Persönlichkeiten die Neugierde zu wecken, ihre Sinne für die Schönheiten der Natur zu schärfen und vor allem auch zu vermitteln, dass sie selber Teil dieser Natur sind», so Chambovey.

Das Programm an den verschiedenen Nachmittagen richtet sich nach den saisonalen Möglichkeiten, unter anderem verbunden mit Aufgaben, bei denen die «Junior Rangers», so ihre «offizielle» Bezeichnung, selber Hand anlegen können.

Im Fokus steht nicht allein die Tierund Pflanzenwelt, sondern auch Kulturhistorisches wie die Herkunft und Bedeutung von Flurnamen. «Wenn auch die Vermittlung von Umweltthemen im Vordergrund steht, so soll hier keine Schulstunde und kein Ersatz für den Biologieunterricht stattfinden», betont Alain Chambovey.

Müll sammeln und entsorgen
Der Ranger hat sich für ein Waldstück entschieden, das seiner Vermutung nach früher von einer Jugendgruppe als Treffpunkt genutzt worden ist. Heute ist eine grössere Fläche voll von Unrat, Bierflaschen, Resten von Blachen, Metallbüchsen, PET-Flaschen, ja sogar ein grösserer Spiegel findet sich mitten im Waldgebiet. Für die Junior Rangers ist klar: Dies gehört nicht hierher. Ausgerüstet mit Handschuhen, machen sie sich unter Anleitung daran, alles auf einen Haufen zusammenzutragen, der anschliessend vom Forstdienst Arxhof sachgerecht entsorgt wird. Stolz zeigen die Kinder ihr Sackmesser mit Holzschaft, auf dem «Junior Ranger» eingraviert ist. Ihr Staunen ist gross, als ihnen Ranger Alain erklärt, dass es 50 000 Jahre braucht, bis eine Glasflasche verrottet ist oder ein Zigarettenstummel 400 Liter Wasser vergiftet.

«Hier soll möglichst niemand mehr auf die Idee kommen, wild im Wald eine Feuerstelle zu errichten. Auch wollen wir den Lebewesen wie Amphibien oder Hermelin eine Möglichkeit bieten, sich vor ihren Feinden zu verstecken.» Die Worte des Rangers sind für die Kinder ein Ansporn, begeistert einzeln oder in Zweierteams das herumliegende Holz- und Steinmaterial einzusammeln und zu einem Stein- und Asthaufen zu stapeln. Die Zeit vergeht wie im Flug und so macht sich die Gruppe zusammen mit ihrem Guide bereits auf den Heimweg. Und wie hat der Nachmittag den jungen Rangern gefallen? «Ich habe es toll gefunden, einen Unterschlupf für Tiere zu erstellen und die schweren Äste zusammen mit meinem Gspänli wegzutragen», so Lia. Laurin fand alles gut, «das Aufräumen war mit der Zeit jedoch ein wenig langweilig». Sicher ist, dass sich sowohl Alain Chambovey als auch seine Schützlinge auf den nächsten Einsatz freuen. «Was gibt es Sinnvolleres, als mit den Kindern draussen zu sein und ihnen zu vermitteln, wie schön die Natur direkt vor unserer Haustür ist», so der Ranger.

Der Naturschutzdienst Baselland stellt am Sonntag, 14. Mai, die Reinacher Heide als «Naturerlebnis für die ganze Familie» vor. Von 10 bis 17 Uhr wird an Ständen und bei kostenlosen Führungen über das Naturschutzgebiet an der Birs informiert. Ausgangspunkt und Treffpunkt für die Führungen ist das «Heidebrüggli». www.naturschutzdienst-bl.ch

Zur Person

emg. Der 46-jährige Alain Chambovey ist verheiratet und wohnt in Allschwil. Er ist gelernter Biologielaborant und arbeitet als Laborant in der Strukturbiologe in einer Allschwiler Firma. Seine Ausbildung zum Ranger hat er vor sieben Jahren abgeschlossen, seit fünf Jahren ist er beim Naturschutzdienst Baselland tätig, vorwiegend im Gebiet Wildenstein sowie in der Reinacher Heide.

Militärhelikopter landen mitten im Naturschutzgebiet

emg. Während die jungen Ranger auf ihren Abmarsch warten, kreisen zwei Armeehelikopter mehrmals in geringer Höhe über das Gebiet Wildenstein. Etwas später erreicht eine Fahrzeugkolonne mit drei Limousinen, flankiert von zwei Fahrzeugen mit der Aufschrift «Militärpolizei», den Hof Wildenstein. Unterwegs in den nahegelegenen Wald gibt es für die Kinder die nächste Überraschung: die Helis landen mitten im Naturschutzgebiet. Selbstverständlich wecken sie sofort das Interesse der Kinder und es kommt schon mal die Frage: «Schiessen sie?» Wenig Freude hat Ranger Chambovey daran, dass sich die Piloten just dieses Gelände für ihre Landung ausgesucht haben. Er, der seine Kids stets auf das richtige Verhalten im Naturschutzgebiet hinweist – sei es das Verbot, Pflanzen zu pflücken oder den offiziellen Weg zu verlassen. Und nun dies, ausgerechnet in der Brut- und Setzzeit, bei der noch zusätzliche Schutzregeln gelten. Wie nachträglich zu erfahren war, handelte es sich um eine angekündigte Armeeübung, allerdings mit dem klaren Auftrag, das Naturschutzgebiet zu meiden. Aus Armeekreisen verlautete, dass es sich beim Landeplatz um ein Versehen handle und man sich dafür entschuldige.

Kinder lernen Natur

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title