Langlauf | Dario Cologna lässt seine Karriere Revue passieren

Er ist der mit Abstand erfolgreichste Skilangläufer der Schweizer Sportgeschichte: Am Mittwoch gastierte Dario Cologna nach Abschluss seiner Bilderbuchkarriere im Ebenrain in Sissach – vor ausverkauftem Haus.

Lukas Müller

Wer einen Blick auf Dario Colognas sportliches Palmarès wirft, staunt zuerst einmal eine Runde lang. Man weiss effektiv nicht, wo anfangen und wo aufhören: Viermal wurde der Bündner Olympiasieger, einmal errang er den Weltmeistertitel. Je viermal konnte er die Tour de Ski und den Gesamtweltcup für sich entscheiden. Unzählige weitere Erfolge säumen seinen Weg. Am Mittwochabend gastierte er beim «Sport Talk» gemeinsam mit Moderator Stephan Kaufmann, dem Geschäftsführer von Wanderwege Graubünden, auf Einladung des Sportamts Baselland im Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung.

Kaufmann, der auch schon Dario Colognas Empfänge in Davos begleitet hatte, fragte das Publikum spielerisch gleich zu Beginn des Talks, was sie sich von diesem Abend erhoffen: Die Antworten fielen pointiert und vielfältig aus. «Ich möchte herausfinden, ob mir die Sportart liegt», sagte ein Gast. «Spannende Leute kennenlernen» wollte ein anderer. Und mehrere Gäste betonten, dass sie sich von diesem Abend ganz einfach gute Unterhaltung erhofften.

Trotz Erfolg bescheiden
Gute Unterhaltung – das bekamen die Gäste dann auch geliefert. Da vernahm man beispielsweise, dass Dario Cologna relativ spät mit dem Langlaufsport angefangen hatte, weil er als Junger gerne polysportiv unterwegs war. Fussball, Leichtathletik und Ski alpin waren bei ihm angesagt. Mit elf Jahren entdeckte er dann nach und nach sein Flair für den Langlauf. Befragt zu seiner beeindruckenden Karriere, gab er sich betont bescheiden: «Es ist schön, was da alles zusammengekommen ist», sagte er mit einem Lächeln und schob nach: «Ich wurde von den Eltern nie gepusht, aber ich war einfach mit Freude dabei. Ich liebe die Natur und das Draussensein. Mit 16 Jahren habe ich die Schweizermeisterschaft gewonnen. Nationale und internationale Wettkämpfe folgten. So hat sich dann alles ergeben.»

Erster Weltcup-Einsatz mit Crash
An seinen ersten Weltcup-Einsatz anno 2006 erinnert sich der in Santa Maria im Val Müstair geborene Spitzensportler noch gut. Da fuhr er mit viel Karacho über die Abschrankung hinaus und verunfallte. Doch bald danach sollte es stetig aufwärts gehen. Der Sieg am «Engadiner» war ein wichtiges Zeichen. In der Folge rückte Dario Cologna in den illustren Kreis der Weltelite auf. In harten Fights gegen die versammelten Russen und Nordländer feierte Dario Cologna einen Erfolg nach dem anderen. 2010 holte er in Vancouver Olympia-Gold. Es war, wie es Stephan Kaufmann während des Gesprächs herausschälte, eine eigentliche «Musterkarriere».

Doch zwischenzeitlich hatte auch dieser strahlende Skilanglaufstar mit Unwägbarkeiten zu kämpfen. Im kollektiven Gedächtnis der Schweizer Nation in Erinnerung geblieben ist in erster Linie dieser 50-Kilometer-Final in Vancouver, als Cologna eine Linkskurve und damit wohl eine weitere Medaille verpasste. «Das war schon sehr bitter», sagt er heute darüber.

Vor den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 erlitt er erneut einen Rückschlag. Er verletzte sich am Fuss – und dies 90 Tage vor dem entscheidenden Rennen. Jeder andere hätte jetzt aufgehört. Nicht so Cologna. «Ziel war es für mich, meine an sich gute Form zu konservieren und dann so bald als möglich wieder auf die Skier zu gehen», sagt er mit Bezug auf diese knifflige Phase. Er schaffte seinerzeit das Unmögliche und sicherte sich zwei weitere Goldmedaillen.

Experte und Familienvater
Neben seiner mentalen Stärke durfte Dario Cologna in jenen turbulenten Tagen auf die Unterstützung seines privaten Umfelds zählen. Familie und Freunde seien immer für ihn da gewesen, unterstrich er bei diesem Abend in Sissach. Dann standen dem damals 32-Jährigen die Olympischen Spiele 2018 in Pjöngjang bevor. Manche trauten ihm keinen neuerlichen Exploit zu. Die Konkurrenz war bärenstark, aber Cologna biss sich durch. «Die Motivation muss immer von mir selber kommen», erklärte er. «Ich war überzeugt, dass ich es immer noch draufhabe.»

Nach all diesen sportlichen Erfolgen entschloss sich Dario Cologna im vergangenen Jahr zum Rücktritt vom Spitzensport. Was aber nicht heisst, dass er nun von einem Tag auf den anderen ganz ohne Sport auskommt. Im Moment beschäftigt er sich gerade mit vielen Dingen. Für SRF ist er als Langlauf-Experte tätig. Des Weiteren arbeitet er nach wie vor sehr gut mit seinen Sponsoren für Events zusammen. Dann ist er auch mit einem Beratermandat für den Nachwuchs des Skiverbands ausgerüstet und hat mit drei Kollegen ein Start-up-Unternehmen gegründet. Wichtig ist ihm die Familie und insbesondere die wertvolle Zeit, die er mit seinem Sohn Leano verbringen kann.

Mit lang anhaltendem Applaus belohnte das Publikum in Sissach den sympathischen Bündner für seinen Auftritt im Oberbaselbiet und für seine gesammelten sportlichen Leistungen. Von Dario Cologna wird man sicher noch viel hören – auch nach seinem Rücktritt.

Ein Olympiasieger zu Gast

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