Ungebremst auf 10 Millionen
14.04.2023 DiegtenMatthias Ritter, Landrat SVP, Diegten
Es ist zur Gewohnheit geworden: Jährlich wächst die Schweizer Bevölkerung um rund 100 000 Menschen. Der Zuwachs entspricht somit ungefähr der Einwohnerschaft von Luzern (rund 80 000 Einwohnende) oder Winterthur ...
Matthias Ritter, Landrat SVP, Diegten
Es ist zur Gewohnheit geworden: Jährlich wächst die Schweizer Bevölkerung um rund 100 000 Menschen. Der Zuwachs entspricht somit ungefähr der Einwohnerschaft von Luzern (rund 80 000 Einwohnende) oder Winterthur (115 000). In diesem Jahr werden wir die 9-Millionen-Grenze überschreiten und bewegen uns ungebremst auf 10 Millionen zu.
Wie sieht es im Baselbiet aus? Ende 2021 lebten hier rund 293 000 Einwohnende – 2000 mehr als im Vorjahr. Dieser Anstieg entspricht ungefähr jenem der Vorjahre, das heisst, das Baselbiet wächst jährlich ungefähr um die Einwohnerschaft von Itingen, Niederdorf oder Diegten.
Was ist passiert? Werden wieder Kinder geboren wie in den Boom-Jahren? Keineswegs: Ein Paar zieht in der Schweiz im Durchschnitt gerade einmal 1,5 Kinder gross. Hochgradig beliebt ist die Eidgenossenschaft aber nach wie vor für die Einwanderung. An und für sich können wir ja auf diese Beliebtheit stolz sein. Je länger, je mehr beschäftigt uns aber die Frage: Wo finden diese Leute alle Platz? 217 Menschen leben bei uns pro Quadratkilometer. In Norwegen – das Land lässt sich in Sachen Wohlstand gut mit der Schweiz vergleichen – sind es gerade einmal 18 Menschen pro Quadratkilometer. Bei uns hat mittlerweile ein Viertel der Bevölkerung einen ausländischen Pass, in Norwegen sind es 11 Prozent.
Mit der viel gepriesenen Verdichtung will man die Zuwanderung auffangen, sprich: mehr Leute auf weniger Quadratmetern. Das Stimmvolk steht diesen Bestrebungen aber zunehmend kritisch gegenüber. Im Birstal wurden schon mehrfach Quartierpläne bachab geschickt, die eine Verdichtung im Sinn hatten. Hier sind es unter anderem ausländische Fachkräfte (sogenannte Expats), welche die Nachfrage nach Wohnraum tüchtig ankurbeln. Meistens sind beide Eltern arbeitstätig, die Kinder werden ganztägig in der International School bespasst. Mit den fürstlichen Salären von Novartis, Roche und Co. ist die Höhe der Miete zweitrangig. Und die Integration? Ein Fremdwort, denn spätestens in zwei Jahren geht es weiter nach Singapur, Tokio oder ins Silicon Valley.
Für weiteren Dichtestress sorgt der Asylbereich: 24 500 Gesuche wurden 2022 in der Schweiz gestellt, 64 Prozent mehr als im Vorjahr. Alleine im Baselbiet haben seit Kriegsausbruch 2200 Ukrainerinnen und Ukrainer eine Zuflucht gefunden. Die Menschen kommen aus schrecklichen Verhältnissen und für mich ist völlig klar, dass die humanitäre Tradition der Schweiz hier nach Kräften zur Hilfe verpflichtet.
Was mich allerdings erstaunt, ist die Tatsache, dass bei den Gesuchen nordafrikanische Staaten wie Algerien und Marokko vorne mit dabei sind, obwohl weniger als einer von 100 Bewerbern aus dem Maghreb bei uns anerkannt wird. Das hindert die vorwiegend jungen Männer aber keineswegs, ihr Glück bei uns zu versuchen. Viele tauchen unter – und dann wieder in der Kriminalstatistik auf. 1185 Algerier wurden 2021 in der Schweiz verurteilt: Rang 1 in der Kriminalstatistik.
Das Fragezeichen wird zunehmend grösser und grösser: Welches Wachstum können und vor allem wollen wir uns leisten?
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.