MEINE WELT

Ich muss gestehen, ich bin ein grosser Fan von Banken. Wirklich, ich finde nichts spannender, als mein Geld in den Händen von Wildfremden zu wissen, die es dann an der Börse verzocken. Und wenn ich dann einen Kredit brauche, freue ich mich immer darauf, von den freundlichen Bankangestellten nach meiner Kreditwürdigkeit beurteilt zu werden. Immerhin war ich schon einmal würdig, ihnen mein Geld zu überlassen.

Doch im Ernst: Banken haben es nicht leicht. Sie müssen jeden Tag das Vertrauen ihrer Kunden zurückgewinnen. Schliesslich haben sie immer wieder bewiesen, dass sie in erster Linie an ihrem eigenen Profit interessiert sind. Aber hey, wer braucht schon Vertrauen, wenn man Zinsen hat! Habe ich Rappenspalter gerade Zinsen gesagt? Da gäbe es noch die Bankgebühren. Wer hat nicht schon 5 Franken dafür bezahlt, um eine Überweisung in Auftrag zu geben? Oder 3 Franken für den eigenen Kontoauszug? Oder 2 Franken, damit ich das E-Banking selber bediene? Das sind doch Peanuts im Vergleich dazu, dass mein Geld sicher und geschützt bei der Bank meines Vertrauens liegt!

Aber gut, ich muss zugeben, Banken haben auch ihre guten Seiten. Zum Beispiel die Möglichkeit, sein Geld anzulegen, das allerdings von den Courtagen aufgefressen wird. Und wer weiss, vielleicht wird es ja in Zukunft wieder besser. So verspricht es mir auf jeden Fall mein persönlicher Bankberater, an dessen Namen ich mich im Moment nicht mehr erinnern kann, weil der ja nicht mehr an einem Bankschalter arbeitet.

Wissen Sie noch, was ein Bankschalter ist? Wer würde nicht gerne persönlich beraten werden? Schliesslich haben die Erfahrung im Umgang mit meinem Geld und wissen ganz genau, was das Beste für mich ist. Und wenn er mal einen schlechten Tag hat und unfreundlich ist, dann lächle ich einfach, denn ich will es mit ihm nicht verscherzen. Er hat mein Geld. Wenn er will, kann er mir mein Pulver zurückgeben, nicht jedoch, ohne saftige Bearbeitungsgebühren abgezogen zu haben. Deshalb mein Rat: Seid nett zu eurem Berater. Und wenn man das Geld mal dringend braucht und es am Automaten abheben will, darf man nochmals eine Gebühr bezahlen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Es ist schon erstaunlich, wie diese Banken es schaffen, sich in unserem Leben richtig wichtig zu machen. Ohne sie könnten wir nicht mal unsere Rechnungen bezahlen oder online shoppen. Natürlich sind sie nicht nur dazu da, uns zu helfen. Nein, sie sind auch da, um uns das Leben schwer – oder unser Portemonnaie leichter zu machen. Wer hat nicht schon einmal den Horror erlebt, ein Konto zu eröffnen? Warteschlaufen, endlose Formulare und unverständliche Klauseln in den AGBs. Aber wenn man schon mal dabei ist, kann man ja auch gleich noch eine Kreditkarte beantragen. Und eine Versicherung. Und eine Altersvorsorge. Denn man weiss ja nie, wann man plötzlich Geld braucht.

Unsere glorreichen Geldinstitute, die uns das Geld aus der Tasche ziehen und sich für ihre Dienste teuer bezahlen lassen, das meine Lieben, nennt sich systemrelevant.

Claude Lachat ist Schriftsteller, Jahrgang 1963 und wohnhaft in Nunningen. Er arbeitet als Programmleiter von Tandem 50 plus Baselland.

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