Ein Jubiläum mit Haydn und Trompeten
14.04.2023 Seltisberg, KulturDie «Baselbieter Konzerte» begehen ihren 40. Geburtstag
Die Reihe der «Baselbieter Konzerte» schafft es regelmässig, Leckerbissen der klassischen Musik in die Liestaler Stadtkirche zu bringen. 40 Jahre nach dem ersten Konzert wird am kommenden Dienstag in einem ...
Die «Baselbieter Konzerte» begehen ihren 40. Geburtstag
Die Reihe der «Baselbieter Konzerte» schafft es regelmässig, Leckerbissen der klassischen Musik in die Liestaler Stadtkirche zu bringen. 40 Jahre nach dem ersten Konzert wird am kommenden Dienstag in einem Jubiläumskonzert mit dem deutschen Trompeter Simon Höfele offiziell gefeiert.
Jürg Gohl
«Konzerte am Benzburweg» taufte Silvane Mattern ihre feine, kleine Konzertreihe, die sie 1983 ins Leben rief, um so in Liestal der klassischen Musik eine Bühne zu bieten. Es lässt sich heute darüber streiten, ob der Erfolg hauptsächlich am Bedürfnis des Publikums oder eher am Engagement der ersten Präsidentin lag. Jedenfalls erwies sich die Lokalität schnell als zu eng. Die Reihe zügelte in die Liestaler Stadtkirche, wo sie auch gleich in «Baselbieter Konzerte» umgetauft wurde.
In den 1990er-Jahren erweiterten die Konzerte das Angebot um weitere Höhepunkte: 1992 und 1995 wurden zusätzlich Schubertiaden sowie 1994 ein Trompetenfestival abgehalten. Im Jahr 2000 folgte die Premiere von «Viva Cello», eine Woche im Zeichen des Streichinstruments. Inzwischen stehen jedes zweite Jahr Anlässe mit Strahlkraft dicht gedrängt auf dem Programm: einmal mit Weltklasse-Musikern, einmal mit 100 Hobby-Cellistinnen und -Cellisten gemeinsam auf der Bühne und immer mit grossen Werken, die auf dieses Instrument zugeschnitten sind. Auch die Publikumszahlen entwickelten sich erfreulich, im Jahr 2020 wurden 330 Abonnements gezählt. Die Pandemie führte aber dazu, dass Konzerte ausfielen oder nur eingeschränkt durchgeführt werden konnten. Deshalb gingen rund 10 Prozent der Dauergäste verloren. «Doch jetzt tröpfeln wieder Neuanmeldungen herein.» «Wir gehen davon aus, dass wir in zwei Jahren wieder den alten Stand erreichen.» Das sagen Präsident Ernst Schäfer-Müller aus Seltisberg und seine Frau Vreni, die die Geschäftsstelle der «Baselbieter Konzerte» führt.
Musiker sind gerne in Liestal
Immer wieder bekommt das Paar von neuen Gästen zu hören, dass sie sehr froh seien, für klassische Musik dieser Qualität «nicht immer nach Basel fahren» zu müssen, wie Ernst Schäfer sie zitiert. Doch auch die Musikerinnen und Musiker treten gerne in der Liestaler Stadtkirche auf. Neben der Akustik würden sie «unisono» das fachkundige Publikum und die Ruhe hervorstreichen.
Der beste Beleg dafür liefert die Luzerner Star-Sopranistin Regula Mühlemann, die 2020 in Liestal aufgetreten war und dort vergangenen Oktober erneut konzertierte. Begleitet vom Streichorchester Chaarts, das immer wieder an den «Baselbieter Konzerten» zu hören ist, sang Regula Mühlemann Lieder aus ihren «Fairy Tales». Die CD steht seit Monaten in der Klassik-Hitparade.
Regula Mühlemann trat in einer voll besetzten Kirche auf. Auch beim gefeierten Winterthurer Flötisten Maurice Steger, der im Januar zu Gast war, blieb in der Kirche kein Platz leer. Auch er wurde damals von «Chaarts» (der Name steht für Chamber Artist) begleitet, das sich selber als «grösstes Streichorchester der Welt» bezeichnet. Das ist kein Zufall. Denn dort spielt Andreas Fleck das Cello und er ist seit 2014 der künstlerische Leiter der «Baselbieter Konzerte». Seinen Beziehungen und seinem Ohr für Talente ist es zu verdanken, dass das Niveau hochgehalten werden kann.
Auch beim Jubiläumskonzert vom Dienstag, dem vorletzten der insgesamt elf Anlässe in diesem Winterhalbjahr, werden erstens die Kirchenbänke und -stühle voll besetzt sein und zweitens «Chaarts» mitwirken. Der deutsche Trompeter Simon Höfele wird gemeinsam mit den Basler Madrigalisten, dem Vokal-Ensemble, auftreten.
Mehr Junge begeistern
Als «einen der besten Trompeter der neuen Generation», wird der mehrfach preisgekrönte Gast angekündigt. Auf dem Programm stehen Haydn, Hummel und Purcell. Die eingebaute Grussbotschaft werde angemessen kurz ausfallen, verspricht Präsident Schäfer, «trotz Jubiläum steht bei uns die Musik im Vordergrund».
Hängt über Liestal also der Himmel voller Geigen, Celli und Trompeten? «Nicht ganz», sagt Ernst Schäfer. So müsse sich der Verein trotz Reserven im Bereich Mäzenatentum demnächst neu aufstellen. Zudem will Andreas Fleck mit anderen Künstlerinnen und Künstlern die Schulen der Umgebung besuchen, um Jugendlichen den Zugang zur klassischen Musik zu erleichtern und sie als Gäste zu gewinnen. Für die nächsten 40 Jahre.