Ruth Meier, Teeköchin des FC Diegten-Eptingen, hat die Karriere beendet

Der Pausentee gehört im Regionalfussball immer noch genauso zum Halbzeitritual wie die Ansprache des Trainers. Ganze 40 Jahre lang sorgte Ruth Meier dafür, dass die Fussballer des FC Diegten-Eptingen zu ihrem «Seelenwärmer» kamen. Nun hat sie aufgehört.

Sander van Riemsdijk

«Ich habe es immer gerne gemacht, aber jetzt ist Schluss», sagt die 76-jährige Diegterin Ruth Meier. Und sagt dies mit einer solchen Überzeugung, dass sie keinen Zweifel an ihren Worten aufkommen lässt. 40 Jahre lang war Meier mit der Aufgabe betraut, den Pausentee für die Spieler des Fussballclubs Diegten-Eptingen und für die Gästemannschaften bereitzustellen. Im Gespräch blickt sie durch den Zeitspiegel mit viel Herzlichkeit in der Stimme auf eine schöne Zeit zurück. Jetzt aber hat sie als «die treue Seele» des FCDE, wie sie im Vereinsmagazin Tackling genannt wird, das Pausentee-Buch für immer zugeschlagen.

Viele Jahre war es insbesondere an den Wochenenden in Diegten ein vertrautes Bild: Standen auf der kleinen Holzsitzbank vor dem Haus an der Hautpstrasse 74 zwei Teetonnen mit 28 farbigen Trinkbechern, wusste jeder im Dorf, dass auf der «wunderschönen Hofmatt» wieder Fussball gespielt würde. Grob geschätzt hat Meier 30 000 Liter Tee gekocht. Ganz genau weiss sie das nicht, darüber habe sie nie Buch geführt.

Früher war mehr Zitronenschnitz
Es war immer die gleiche Mischung aus Lindenblüten-, Pfefferminz- oder Hagenbuttentee, denn der Teegeschmack hat sich gemäss Ruth Meier bei den Fussballern in all den Jahren nicht geändert. «Früher gab es noch Zitronenschnitze dazu. Als der Verein einen Kunstrasen bekam, war dies nicht mehr erlaubt», sagt sie.

Versickert der Saft bei Naturrasen, so bleibt er mit den manchmal achtlos weggeworfenen Schnitzen beim Kunstrasen auf der Oberfläche liegen, erläutert der kürzlich neu gewählte Vereinspräsident Tobias Senn die Massnahme. Und er erinnert sich mit einer Prise Nostalgie daran, wie er im Juniorenalter den Pausentee von Ruth Meier noch unter den Bäumen beim Fussballplatz trank.

Pausentee gut, alles gut
Pro Spiel kochte Ruth Meier jeweils sechs Liter Tee nach dem Motto «Pausentee gut, alles gut». Die zwei Teetonnen mit den 28 Trinkbechern wurden auf die kleine Bank gestellt, wo diese dann von einem Spieler abgeholt und wieder zurückgebracht wurden. Und dies je nach Spielplan einmal öfter, einmal weniger oft. «Unter der Woche eher sporadisch, dafür am Wochenende bis zu vier Mal, wenn gleichzeitig die Junioren und Aktiven spielten», sagt Ruth Meier.

Jeder, der Sport im Teamverband treibt, kennt es. Der Pausentee gehört einfach dazu. Wenn auch nur als Seelenwärmer. Darüber, wer diesen gekocht haben könnte, macht man sich keine Gedanken. Aber o weh, wenn er dann einmal fehlt.

Angefangen hat das kulinarische Ritual, das über 40 Jahre Bestand haben sollte, als die beiden Söhne von Meiers im Diegter Verein Fussball spielten. Eines Tages klopfte der Trainer an der Tür mit der Bitte, ob sie für den Pausentee bei den Junioren besorgt sein könnte. Sie stimmte sofort zu. «Diese Zusage sprach sich dann schnell herum und bald meldeten sich die erste und zweite Mannschaft mit der gleichen Bitte.» Und so begann ihre Laufbahn als «Tee-Fee vom Verein» in den 1980er-Jahren.

Der Pausentee stand für die Mannschaften immer pünktlich auf der kleinen Bank bereit, wenn sie nicht gerade mit der Familie oder später mit ihrem Mann Roland ferienhalber fort war. Jetzt aber hat sie die Teebeutel an den sprichwörtlichen Nagel gehängt. Wie im Vereinsmagazin nachzulesen ist, redet man noch heute in den Diegter Fussballkreisen «vom besten Pausentee, den es je gegeben hat». Ruth Meier erwähnt es, mit einer Spur Verlegenheit in der Mimik, mit Stolz und Dankbarkeit. Ihr Einsatz blieb nicht unbemerkt. «Von den Mannschaften kam immer wieder Anerkennung und Dank zurück.» Auch heute noch bekommt sie gelegentlich Besuch von einigen Veteranen. Ob dann der Pausentee wieder serviert werde, lässt sie offen.

Selber hat Ruth Meier früher keinen Sport betrieben. Dafür hat sie im Frauenchor in Waldenburg, wo sie ihre Schulzeit absolviert hat, gesungen. Als ihre Kinder im Juniorenalter Fussball gespielt haben, ging sie gelegentlich mit ihrem Mann auf die «Hofmatt». Jetzt hat sie keine direkte Verbindung mehr zum Verein, auch wenn sie seit 1995 Ehrenmitglied ist. Die Wertschätzung für ihren Einsatz in den vielen Jahren ist im Verein noch immer sehr gross, sagt Präsident Senn und möchte die Gelegenheit nicht auslassen, Ruth Meier im Namen aller ehemaligen und aktuellen Spieler ein herzliches Dankeschön zu überbringen.

Wer künftig den Pausentee machen wird, ist noch unklar. «Wir hoffen natürlich, wieder jemanden zu finden. Vorläufig wird der Tee, wie vielmals in anderen Vereinen auch, in PET-Flaschen geliefert», so Senn. Es wird vermutlich bei der Hoffnung bleiben, dass sich eine solch gute «Tee-Fee», wie dies Ruth Meier lange 40 Jahre war, wieder melden wird. Sicher ist, dass der Zubereitungsort vom Pausentee der Vereinsgeschichte übergeben wird. Die Sitzbank vor dem Haus an der Hauptstrasse wird für immer von Teetonnen und Trinkbechern verwaist bleiben.

Teebeutel an den Nagel gehängt

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