Heizzentrale als Klotz am Bein
23.03.2023 HölsteinGemeinde will den Wärmeverbund verkaufen
Der Gemeinderat Hölstein ist überzeugt, dass sich ein Verkauf des Wärmeverbunds für die Gemeinde auszahlt. Für die Wärmebezüger könnte es längerfristig jedoch teurer werden.
Elmar ...
Gemeinde will den Wärmeverbund verkaufen
Der Gemeinderat Hölstein ist überzeugt, dass sich ein Verkauf des Wärmeverbunds für die Gemeinde auszahlt. Für die Wärmebezüger könnte es längerfristig jedoch teurer werden.
Elmar Gächter
Die Stimmberechtigten von Hölstein sind aufgerufen, sich an der Gemeindeversammlung vom kommenden Montagabend zu zwei Themen der gemeindeeigenen Wärmeversorgung zu äussern. Einerseits soll eine Parzelle, welche die Gemeinde im vergangenen Jahr im Baurecht abgegeben hat, an den Verbund angeschlossen und dafür ein Kredit von 99 000 Franken bewilligt werden. Andererseits steht der Verkauf des Wärmeverbunds zur Diskussion. Hölstein betreibt seit 1996 auf dem Schulhausareal eine eigene Zentrale, an dessen Schnitzelheizung – gepaart mit einem Ölkessel – neben den Gemeindeliegenschaften 45 private Gebäude angeschlossen sind. Nicht zuletzt die Tatsache, dass die Ausbaukapazität der Anlage bald ausgereizt sein wird, hat den Gemeinderat bewogen, nach einer anderen Lösung zu suchen.
«Wir können nur noch ein paar wenige Einfamilienhäuser oder ein grösseres Mehrfamilienhaus anschliessen. Wenn wir am bestehenden Standort erweitern müssten, wäre dies nur mit Heizöl machbar», hält Gemeindepräsidentin Andrea Heger auf Anfrage fest. Ein grösserer zusätzlicher Bezüger wäre die Gemeinde selber, wenn sie ihr rund 6000 Quadratmeter grosses Husmattareal überbauen würde. Dort, wo seinerzeit die alte Turnhalle stand.
Für den Fall, dass der Wärmeverbund erweitert wird, hat der Gemeinderat eine neue, frei stehende Heizzentrale am Standort des Bürgerschopfes an der alten Landstrasse im Auge. Allerdings ist die Nachfrage in diesem nördlichen Gemeindegebiet, namentlich im Tiefenmattquartier, sehr gering, wie eine Umfrage vor ein paar Jahren zeigte.
Für die Gemeinde ergeben sich zwei Möglichkeiten: Der Wärmeverbund bleibt weitgehend so wie heute mit der sehr beschränkten Restkapazität oder es erfolgt ein Neubau. Für beide Szenarien hat der Gemeinderat bei zwei externen Anbietern Offerten eingeholt und sich für das Angebot der Adev-Energiegenossenschaft in Liestal entschieden. Bleibt der Wärmeverbund so wie heute, würde die Adev die bestehenden Tarife übernehmen, mindestens bis Ende 2026. Auf diesen Zeitpunkt laufen alle Verträge aus und es kommt zu Neuverhandlungen, unabhängig davon, wer den Verbund dannzumal betreibt.
Jährliche Kosten fallen weg
Bei einem Neubau – der Gemeinderat spricht von einer Investition von mehr als 3 Millionen Franken – müssten die Wärmebezüger mit rund 30 Prozent höheren Kosten rechnen, als wenn die Gemeinde die Heizzentrale weiterhin selber betreuen würde.
Für die Gemeinde selbst lohnt sich ein Verkauf, wie sie in ihren Erläuterungen zur Vorlage schreibt. Die Adev zahlt ihr für die Benutzung der Räumlichkeiten im Schulhaus einen jährlichen Mietzins von 8000 Franken und für die Übernahme des Verbundes einmalig 250 000 Franken. Zudem rechnet die Gemeinde mit Minderkosten beim Werkhof und der Verwaltung von rund 10 000 Franken jährlich. «Für uns als Gemeinde ist es sinnvoller zu verkaufen, als die Zentrale selber zu betreiben. Dies auch im Hinblick auf die anstehenden Personalwechsel im Werkhof, wo sehr viel Wissen vorhanden ist», sagt Andrea Heger. Das Risiko des fehlenden Know-hows könne mit einem professionellen Betreiber aufgefangen und die technischen Entwicklungen zu einer ökologisch sehr guten Lösung sichergestellt werden. Zudem sei das Betreiben einer Heizzentrale nicht Kernaufgabe der Gemeinde.
Als Nachteile nennt die Behörde das künftig fehlende Mitspracherecht sowohl bei einem Ausbau des Verbundes als auch, wer die Holzschnitzel liefert. Allerdings plane die Adev, diese weiterhin von der Bürgergemeinde Hölstein zu beziehen. Der Wärmeverbund liegt im Zuständigkeitsbereich von Gemeinderat Kurt Karrer und wird an der Gemeindeversammlung auch durch ihn vertreten. Andreas Appenzeller, Gemeinderat und Mitarbeiter der Adev, ist bei diesem Geschäft in den Ausstand getreten und nimmt an der Gemeindeversammlung nicht teil, wie die Gemeindepräsidentin betont.
Zur Frage der «Volksstimme», wie sie die Erfolgschancen der Verkaufsabsichten an der Gemeindeversammlung beurteile, meint Andrea Heger: «Allenfalls sehen die privaten Bezüger die Situation aus ihrer persönlichen Optik etwas anders. Der gesamte Gemeinderat ist jedoch überzeugt, dass für die Gemeinde der Verkauf langfristig mehr Vor- als Nachteile bringt.»