Basilisken -Brunnen an neuem Ort
07.03.2023 Anwil, Bezirk SissachDas berühmte Geschenk von Basel-Stadt steht nun auf dem Friedhof
Im Jahr 2002 hat Basel-Stadt dem Dorf Anwil einen Basilisken-Brunnen geschenkt. Der bisherige Standort bei der Schule passte jedoch nie ganz. Neuerdings steht der Brunnen auf dem «Ammeler» Friedhof.
David ...
Das berühmte Geschenk von Basel-Stadt steht nun auf dem Friedhof
Im Jahr 2002 hat Basel-Stadt dem Dorf Anwil einen Basilisken-Brunnen geschenkt. Der bisherige Standort bei der Schule passte jedoch nie ganz. Neuerdings steht der Brunnen auf dem «Ammeler» Friedhof.
David Thommen
Die Geschichte ist so gut, dass sie nochmals erzählt gehört: In einem Schreiben vom 7. August 2001 an den Regierungsrat von Basel-Stadt rief der Gemeinderat von Anwil in Erinnerung, dass die Stadt ein uraltes Versprechen nie eingelöst habe. Und zwar sollen die Basler «Herren» den «Ammelern» zugesagt haben, dass auf ihrem Ortsgebiet eine Kirche gebaut werde, sollte sich Anwil bei der Abstimmung über die Kantonstrennung im Jahr 1832 für den Verbleib bei Basel aussprechen.
Tatsächlich erwiesen sich die «Ammeler» damals als stramm baseltreu. Genützt hatte es freilich nichts, denn das Dorf am östlichen Rand des Baselbiets wurde vom Rest der Landschaft klar überstimmt. Basel löste daraufhin sein Versprechen wenig überraschend nicht ein – und konnte von den bestochenen Oberbaselbietern auch nicht belangt werden: Eine schriftliche Vereinbarung hatte es nicht gegeben. Die Anwiler gingen also weiterhin – und bis heute – in Oltingen zur Kirche.
Das Erinnerungsschreiben
169 Jahre nach der historischen Abstimmung klopfte dann der Anwiler Gemeinderat in Basel an; Anlass dazu war die Feier 500 Jahre Basel bei der Eidgenossenschaft. Die Anwiler riefen die «geschichtliche Gemeinsamkeit» von 1832 in Erinnerung. Nein, eine Kirche wurde nicht mehr gefordert, aber die Idee eines Brunnens «als Zeichen der Vergangenheit und der Zukunft» und als Ort der Begegnung wurde aufgeworfen: «Baslerinnen und Basler sollen uns besuchen und sich mit unserem Quellwasser erfrischen, und das Wasser wiederum nimmt, seinem natürlichen Lauf folgend, den Weg nach Basel», hiess es im Brief.
In Basel «war man vom frischen und munteren Schreiben angetan», wie damals die NZZ schrieb: «Unbürokratisch, auf mündlichem Wege wurden sich die beiden Behörden einig. Basel schlug einen Basilisken-Brunnen vor und stiess damit in Anwil auf Zustimmung», hiess es in besagtem Artikel. Dass es sich beim Basilisken um ein antikes Fabeltier, ein Mischwesen zwischen Hahn und Drachen, handelt, das seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Schildhalter für Basels Wappen verwendet wurde und daher sozusagen als Wappentier Basels gilt, daran habe man sich in der Oberbaselbieter Gemeinde offensichtlich nicht gestört.
Auch daran nicht, dass der Brunnen-Basilisk ein Basler Wappen hält. Das spreche «für ein ungestörtes, aber auch selbstbewusstes Verhältnis zur Stadt, was im Landkanton beileibe nicht üblich ist», schrieb die Zeitung aus Zürich.
Rund 20 000 Franken hat sich Basel-Stadt die freundeidgenössische Geste gegenüber der kleinen Landgemeinde kosten lassen. Im Mai 2002 wurde der aus Grauguss gefertigte Basilisken-Brunnen beim «Ammeler» Schulhaus dann feierlich eingeweiht. Nicht weniger als vier baselstädtische Regierungsräte waren dafür ins Oberbaselbiet gereist: Carlo Conti, Christoph Eymann, Jörg Schild und Hans-Martin Tschudi. Nach der Einweihung gab es eine Kutschenfahrt durchs Dorf und ein festliches Bankett im «Jägerstübli». Die Baselbieter Regierung sei ob dieser ungewöhnlichen Aktion offensichtlich so verdutzt gewesen, dass sie es glatt vergessen habe, «anstandshalber» ebenfalls eine regierungsrätliche Delegation nach Anwil zu entsenden, wie es in der «Volksstimme» spöttisch hiess.
Aus «Eingeklemmtheit erlöst»
Zwar ist man in Anwil zu Recht stolz auf den schmucken Basler Brunnen, doch offensichtlich wurde man mit dem gewählten Standort zwischen Schulhauseingang und Spielplatz nie ganz glücklich. Nun sei der Brunnen aber von seiner «Eingeklemmtheit erlöst» worden, heisst es in den jüngsten Anwiler Gemeinde-Nachrichten. Als neuer Standort wurde der Friedhof am Dorfrand gewählt. Ein Teil des Brunnens ist bereits installiert, der prächtige Basiliskenkopf fehlte bei unserem Augenschein vom Freitag allerdings noch.
Als Ort der Begegnung zwischen Städtern und «Ammelern», wie sich das die Gemeinde in ihrem Brief einst gewünscht hatte, kommt der Brunnen auf dem Friedhof nun weniger infrage. Hingegen speit das Basler Fabelwesen in Zukunft dort sein Wasser, wo der einstige Initiant der ganzen Brunnenaktion, der ehemalige Anwiler Gemeindepräsident Heini Schaffner, vor nicht allzu langer Zeit zur letzten Ruhe gebettet worden ist.