Unihockey | Der Böckter Marco Gyhr pfeift Kleinfeld-Cup-Final der Frauen

Als Torhüter von Nuglar United stand Marco Gyhr bereits zweimal in einem Kleinfeld-Cup-Final. Seine dritte Finalteilnahme morgen wird für den 31-jährigen Böckter dennoch ein spezielles Spiel und zugleich auch eine Premiere darstellen.

Thomas Ditzler

Zweimal durfte Marco Gyhr schon mit dem Unihockey-Kleinfeld-Team Nuglar United in einem Cup-Final auflaufen. Die Auftritte 2017 (12:13 n.V.) als auch 2019 (8:9) waren für den damaligen Goalie jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Wenn der 31-jährige Böckter morgen zum dritten Mal das Kleinfeld in der Berner Wankdorfhalle betritt, wird es für ihn aber nicht mehr darum gehen, den Kasten reinzuhalten. Vor drei Jahren hat der Böckter nämlich seine Goaliemaske an den Nagel gehängt, um sich voll und ganz seiner neuen Leidenschaft, dem Schiedsrichterwesen, zu widmen. Nach den beiden Cup-Finals als Goalie habe er nach einer neuen Herausforderung gesucht und diese als Schiedsrichter gefunden.

Seit 2018 pfeift Gyhr für seinen Stammverein, die Wild Dogs Sissach, Kleinfeld-Unihockeyspiele. Gyhrs Leistungen sind so überzeugend, dass er in diesem Jahr für den Cup-Final der Frauen im Kleinfeld, den sogenannten Ligacup, aufgeboten wurde. Anstatt das Tor zu hüten, wird Gyhr morgen im Duell zwischen den Kloten-Dietlikon Jets III und dem UHC Oekingen (Anpfiff 9.30 Uhr) dafür sorgen, dass auf dem Feld alles mit rechten Dingen zugehen wird. Während sich die beiden Teams bereits im Vorjahr im Ligacup gegenübergestanden sind, ist das Leiten eines Cup-Finals für den gebürtigen Tenniker Neuland.

Rasanter Aufstieg
Gyhrs Vorfreude auf dieses Endspiel ist gross: «Es ist eine Belohnung für den Aufwand, den ich seit rund fünf Jahren in diese Arbeit stecke», so der Böckter. Die Schiedsrichterkarriere des 31-Jährigen ist noch verhältnismässig jung und dennoch steht ihm mit der morgigen Spielleitung bereits ein persönlicher Höhepunkt bevor. Als Goalie hat er mit Nuglar in der höchsten nationalen Kleinfeld-Spielklasse gespielt. «Mit dem Rollenwechsel war für mich klar, dass ich auch möglichst schnell als Schiedsrichter auf höchstem Niveau agieren möchte», sagt Gyhr.

Seine Ambitionen hatte er dem nationalen Verband in einem Schreiben mitgeteilt. Dementsprechend wurde Gyhr in den folgenden Jahren von Swiss Unihockey gefördert. In nur gerade dreieinhalb Saisons ist dem Oberbaselbieter der Aufstieg von der tiefsten Schiedsrichter-Stufe R7 in die höchste R1-Klasse gelungen.

«Die Regelkunde im Unihockey hat mich schon immer fasziniert», erzählt Gyhr. Da spielt es für ihn auch keine Rolle, dass er als Schiedsrichter seit Oktober fast jedes Wochenende im Einsatz steht. Sein Hobby bringt den Koch in alle Ecken der Schweiz. Ob im Bündnerland oder in der Westschweiz, Gyhr steht pro Saison in rund 45 Partien auf dem Platz. «Mein Hobby ist zeitraubend, aber ich mache es mit Leidenschaft.» Da stört es ihn auch nicht, dass neben der Spielleitung einiges an Freizeit für die Vor- und Nachbereitung, wie beispielsweise Videoanalyse seiner Spiele, draufgeht.

Saisonziel erreicht
Mit der Nomination für den Ligacup habe er eines seiner persönlichen Saisonziele erreicht. Im Vorjahr schaffte es Marco Gyhr als Schiedsrichter bis in den Viertelfinal. Wegen des coronabedingten Ausfalls eines Teams fehlte ihm die Chance, sich in weiteren Einsätzen zu beweisen. Dafür konnte er sein Können in den Kleinfeld-Play-offs bis zum Halbfinal unter Beweis stellen und wäre als Final-Ersatz für eine mögliche Nachnomination bereitgestanden. Gerade deshalb sei seine Cup-Nomination in diesem Jahr nicht ganz so überraschend gekommen: «Natürlich kann man nicht damit rechnen. Dennoch habe ich gehofft, dass es klappt.»

Auch wenn er das Gefühl als Spieler in einem Final bereits kennt, sei vor dem morgigen Spiel auch bei ihm eine gewisse Anspannung spürbar. Die ausverkaufte Halle sei wie ein Hexenkessel, sagt Gyhr, der normalerweise vor rund 200 Zuschauern Spiele leitet. «Bei 1000 Zuschauern wird die Akustik ums Spielfeld herum nochmals ganz anders sein», sagt er und sieht dabei für sich auch einen Vorteil, weil er diese Atmosphäre bereits als Spieler erlebt hat.

Mit den Jets und Oekingen treffen zwei der besten Frauenteams auf dem Kleinfeld aufeinander. Gyhr hofft aber nicht nur auf ein attraktives Spiel der beiden Teams, sondern dass auch er einen positiven Beitrag dazu leisten kann: «Ich muss während des Spiels auf alles Mögliche gefasst sein und darf keine Szene verpassen.» Unauffällig, ruhig und souverän möchte er als Schiedsrichter wirken. Sein Ziel sei es, dass die beiden Teams nach spätestens zehn Minuten seinen Stil als Spielleiter spüren. «Ich hoffe, dass nicht ich zur Hauptperson dieser Partie werde, sondern die Spielerinnen im Fokus stehen werden.»

Geht es nach seinem Gusto, dann soll der morgige Cup-Final nur einen zwischenzeitlichen Höhepunkt seiner Schiedsrichter-Karriere darstellen. Schon bald gilt sein Fokus nämlich den möglichen Play-off-Einsätzen. In der kommenden Saison möchte der 31-Jährige dann auch bei den Männern angreifen und sich so Stück für Stück als Schiedsrichter weiterentwickeln. Mit dem langfristigen Ziel vor Augen, einst selber als «Observer» sein Schiedsrichter-Wissen und seine Begeisterung an die nächste Generation weitergeben zu können.

Zur Person

td. Marco Gyhr (31) ist in Tenniken aufgewachsen und wohnt heute in Böckten. Der Koch war 15 Jahre als Goalie, vier davon beim Erstligisten Nuglar United, im Einsatz. Neben seiner Spielerkarriere trainierte er auch diverse Unihockeyteams bei seinem Stammverein Wild Dogs Sissach. Seit 2018 ist er als Schiedsrichter unterwegs und seit zehn Jahren als Sportchef im Vorstand der Wild Dogs Sissach tätig.

Vom Spieler zum Schiedsrichter

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