Unser Schlachtplan: So werden wir wieder Bundesrat
24.02.2023 FasnachtNicht der Mittelpunkt der Welt | Bern will die Basler nicht
Mäi, war das knapp. Fast, fast, fast(!) hätte Basel 50 (100, 200, 1000!) Jahre nach dem letzten Bundesrat wieder eine echte Bundesrätin bekommen. Die Tambouren waren schon organisiert, die Läckerli gebacken, ...
Nicht der Mittelpunkt der Welt | Bern will die Basler nicht
Mäi, war das knapp. Fast, fast, fast(!) hätte Basel 50 (100, 200, 1000!) Jahre nach dem letzten Bundesrat wieder eine echte Bundesrätin bekommen. Die Tambouren waren schon organisiert, die Läckerli gebacken, die träfen Sprüche (Schnitzelbangg! Schnitzelbangg!) parat, -minu und Arthur Cohn informiert (Schmusen! Schmusen!), der Stern für die Ehrenspalebärglemerererere geprägt, das Denkmal von Herzog&deMeuron gezeichnet (vom Praktikanten), die Videobotschaft von Roger Federer aufgezeichnet («Lägg Eva, dasch e Läischtig!»).
Kurz und kurzum: In Basel, der wichtigsten Stadt der Welt, wenn nicht darüber hinaus, war alles bereit, um den wohl verdienten Lohn für tausend Jahre Grossartigkeit – Pharma, Kultur, Fasnacht, FCB – abzuholen. Mindestens eine Bundesrätin muss da wohl noch drinliegen! Ist ja eher sogar wenig, nur eine. Man könnte sich auch gut einen Bundesrat mit zwei oder drei Baslern vorstellen. Vier oder fünf? Warum nicht! Dazu noch ein Tessiner und einer aus Pratteln. 1a-Regierung.
Leider weiss ein durchschnittlicher Nationalrat aus Niedergösgen, Bulle oder Dietikon aber nur wenig mit der Basler Grossartigkeit anzufangen. Man könnte fast schon sagen: Der durchschnittliche Nationalrat aus Saanen, Wohlen oder Bülach reagiert fast ein bisschen allergisch, wenn man so ganz direkt sagt, dass Basel recht toll, Kriens, Emmenbrücke oder Burgdorf dagegen recht durchschnittlich sei (wenn überhaupt!).
Bevor hier irgendwelche lange eingeübten Anti-Stadt-Reflexe spielen – «Könnte uns hier im schönsten Oberbaselbiet nicht passieren, doofe Stadt, doofe Städter!» – sei leider daran erinnert, dass für den durchschnittlichen Nationalrat aus Unterägeri, Meiringen oder Langnau am Albis die Schweiz hinter dem Jurabogen ein grosser Brei ist (mit Ausnahme des schönen, wilden Jura. Aber wir wollen das Argument jetzt nicht überstrapazieren). Item: Wo Basel draufsteht, ist für den durchschnittlichen Nationalrat aus Adelboden, Schänis oder Wetzikon auch Basel drin. Ganz egal, ob danach ein «-biet» angehängt wird oder davor ein «Ober-» oder «Unter-». Basel halt!
Kommt weiter hinzu, dass dem durchschnittlichen Nationalrat aus Köniz, Biberist oder Brittnau die liebste Frau immer noch ein Mann ist. Kann besser jassen. Und muss es wirklich die SP sein? Könnte man sich vielleicht nicht etwas weniger Extremes vorstellen? Konsens, kännsch?
Wir fassen darum zusammen: Wäre Eva Herzog nicht aus Basel, sondern aus Einsiedeln, Hinwil oder Zug, wäre Eva Herzog dazu noch ein älterer Herr, vielleicht von der FDP oder der Mitte-Partei, dann, ja, dann vielleicht hätte Basel-Stadt heute tatsächlich den ersten Bundesrat seit hundert Jahren.
So knapp!
Kandidatenschau | Diese Baselbieterinnen und Baselbieter haben das (Zaum-)Zeug zum Bundesrat
Als die AZ/BZ vor den Baselbieter Regierungsratswahlen alle neuen Kandidierenden zum Porträt-Tanz bat, wählte GLP-Mann Ballmer sein Pferd als Partnerin, SVP-Malermeisterin Sollberger versuchte es naheliegenderweise mit einem Rotmilan und der zukünftige erste Freikirchen-Regierungsrat Jourdan machte mit seinen sieben Geisslein «Ringel-Ringelreihe». Jä goooopfriidli. Sind wir hier denn alles dumme Jöö-Wähler? Ja, offenbar schon, zumindest darf der Geissenthomi jetzt das Buusner Schwarznasenschaf in der Regierung ablösen.
À propos: Der Hang zum Jöö-Effekt ist keine Baselbieter Eigenheit. Ja, hier hat der EVP-Kleinzoo-Direktor nicht weniger als die stärkste Kantonalpartei ausgestochen, aber in Bundesbern sieht es nicht viel anders aus. Der gerne mit Kühen schmusende Buurebueb Rösti und ein bäumiges jurassisches Schwarznasenschaf sind im Dezember in den Bundesrat gewählt worden. Es ist offensichtlich: Der Jöö-Effekt durch als Wahlhelfer angestellte blöde Vyycher – Entschuldigung: härzige Tierli – ist in der Schweizer Politik so wichtig geworden, dass man als Hobby-Ornithologin kein wählbarer Farbtupfer mehr ist.
Diese Erkenntnis mag dazu führen, dass man sämtliches Vertrauen in die Bevölkerung und unser demokratisches System verliert. Sie gibt aber auch Grund zur Hoffnung: Wendet das politische Baselbiet das Wissen in kommenden Wahlkämpfen an, könnte die 126 Jahre andauernde Dürre vielleicht irgendwann vorbei sein: So lange ist es nun her, seit mit Emil Johann Rudolf Frey ein Baselbieter im Bundesrat sass. (Ja, so lange muss man tot sein, damit sich die Vollschlimm zu einem imaginären Interview hinreissen lässt.)
Doppelt wichtig wird die Mission «härziger BLundesrat», weil wir das natürlich für beide Basel machen müssten. Der grosskotzige Stadtkanton bringt das mit der Landesregierung ja selbst trotz der günstigsten Voraussetzungen nicht hin.
Doch es gibt kaum Hoffnung. Der «Gurlifiengger» hat sich im Kanton nach passenden Kandidaten mit tierischer Aura umgesehen. Naheliegend wäre es natürlich, den Schwarznasen-Pfad noch weiter auszutrampeln und Thomas Weber ins Rennen zu schicken. Doch der dürfte keine Zeit haben, weil er wegen des nachträglich eingeschossenen Gelds zur Deckung des Esaf-Millionenlochs auf Jahre hinaus faktisch der BLKB gehört und wohl die Beschwerdehotline wegen geschlossener Bankschalter übernehmen muss.
Markus Graf, einer der erfolgreichsten Oberbaselbieter Stimmensammler der vergangenen Landratswahl, dürfte nicht tierisch genug sein, nur weil er allenthalben das politische Kalb macht – und nun für den Nationalturntag auch noch gleich eins aufzieht. Und nur weil man feminin alliiert oder verkatert ist, schafft man es auch noch nicht vom Stöckli oder aus der Wahlbar in den Bundesrat.
Graue Mäuse wie der «Don’t touch my Hauseigentum»-Meier oder die Bullen-Schweizer (wer?) dürften kaum Chancen haben, in den Bundesrat gewählt zu werden. Bessere Karten hätte da eine Itingerin: Beliebt, jung, telegen und immerhin eine innige Beziehung zu einem Drahtesel – aber ob die Bundesversammlung einer geschenkerten Gäulin ins Maul schauen würde?
Die Aussichten sind düster, das Baselbiet scheint nicht das härzige tierische Potenzial anderer Regionen zu haben. Vielleicht muss es für uns halt doch «old school» laufen, und wir setzen auf reinen, trockenen politischen Machtanspruch: Der Laubertoni ist doch immerhin ein waschechtes animal politique! Sein Problem dürfte höchstens sein, dass er dem Blick-Berset zu ähnlich sieht.
Dann halt doch wieder den Politiker vom Tier her denken und zuerst in dessen Zucht investieren. Den Mann oder die Frau zum telegenen Schwarznasenschaf oder Hängebauchschwein kann man ja dann noch erfinden. Und die politische Gesinnung ist in einem Exekutivamt ja sowieso Wurst, wie wir spätestens seit den jüngsten Wahlen in Bern und Baselland wissen.