Gottesdienst zum Valentinstag
vs. Wie hat es die Kirche mit der Liebe? Ja, natürlich, sie gehört zu den bekanntesten Vokabeln der christlichen Tradition: Die Nächstenliebe, kurz «Agape». Wie aber steht es um «Eros» und wie um Sexualität, Verlangen, Sehnsucht? ...
Gottesdienst zum Valentinstag
vs. Wie hat es die Kirche mit der Liebe? Ja, natürlich, sie gehört zu den bekanntesten Vokabeln der christlichen Tradition: Die Nächstenliebe, kurz «Agape». Wie aber steht es um «Eros» und wie um Sexualität, Verlangen, Sehnsucht? Können hier die Kirchen, einmal abgesehen von Hochzeitsgottesdiensten, nur schweigen? Oder leider auch negativ: Gibt es dazu nur Skandale – weil alles Unterdrückte (oder Verdrängte) sich irgendeinen Weg ans Licht bahnen wird?
Einmal mehr tut es gut, dass sich die Kirche von der Bibel beraten lässt. Und siehe da, eine ganze Schrift widmet sie der Liebe: In grosser Direktheit formulieren im Hohenlied der Liebe Frau und Mann ihr Verlangen für ihre Sehnsucht nacheinander: «Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes» (1,2); «Mein Freund ist mir ein Büschel Myrrhen, das zwischen meinen Brüsten ruht» (1,13); «Von deinen Lippen, meine Braut, träufelt Honigseim, und der Duft deiner Kleider ist wie der Duft des Libanon» (4,11); «Tu mir auf, meine Freundin …» (5,2).
Bereits die Kirchenväter der ersten christlichen Jahrhunderte hatten Mühe mit derartigen Formulierungen. Sie sahen sich deshalb genötigt, mit einer Interpretationskunst, die sie «Allegorese» nannten, kurz: «Sprache für etwas anderes», hinter den Sätzen das «eigentlich Gemeinte» zu finden: Es handle sich um einen Hymnus der Liebe Gottes zu seinem Volk. Oder: Um eine Meditation über Christus und Maria. Ein heiliges Buch würde kaum derart «weltlich» über Profanes sprechen.
Aber gerade dies tut die Bibel. Denn zur Schöpfung gehört so sehr das Natürliche. Und der Segen ist zuallererst nicht abstrakt, sondern konkret: «Seid fruchtbar und mehret euch.» Grund genug also, wenigstens einmal im Jahr einen Sonntagsgottesdienst für sie zu reservieren: Die Liebe, dieses Wunder, diese Kraft, dieses Geheimnis. Wir tun es im Diegtertal für alle, die gerne staunen, unabhängig von Partnerschaft, Orientierung, Biografie. Wenn Liebe ein Geschenk ist, sollte sie uns nicht peinlich sein.
Gottesdienst zum Valentinstag, Sonntag, 12. Februar, 10 Uhr, Kirche Diegten.