Aufruhr um Abbruch
24.02.2023 FasnachtHätte Beau de Cologne geahnt, was für ein Shitstorm über ihn hereinbrechen wird, wenn er demonstriert, was den Macher vom Zauderer unterscheidet, hätte er die Abrissbirne vielleicht im Weinkeller gelassen. Aber einer musste doch endlich etwas unternehmen.
Beau de ...
Hätte Beau de Cologne geahnt, was für ein Shitstorm über ihn hereinbrechen wird, wenn er demonstriert, was den Macher vom Zauderer unterscheidet, hätte er die Abrissbirne vielleicht im Weinkeller gelassen. Aber einer musste doch endlich etwas unternehmen.
Beau de Cologne konnte nicht mehr mitansehen, wie Sissachs Behörden von Querschlägern unter Berufung auf Gesetz und demokratische Rechte – pfui Teufel! – vorgeführt werden: «Mr. Parkplatz», Steph Artig, musste sich von Wohlfühlshoppern die Begegnungszone hoch und die Bahnhofstrasse zwischen den Veloständern wieder hinunterscheuchen lassen. Dem Breesi Pfuuser spuckten sie derweil in die Sporthallensuppe. Was sich die Anwohner nicht alles haben einfallen lassen, um den Multimillionen-Bunker zu sabotieren: Die gemauserte Fliederschwanzgumsle habe auf der Wiese beim Gottesacker ihr letztes Refugium und mit jedem Baum, der dort umgetan wird, stiegen das Erdklima und der Meeresspiegel. Das habe der junge Depple, der Veloständerschreck, herausgefunden, und der wisse ja immer alles besser.
Beau de Cologne brummt der Schädel. Nicht, weil er zu tief ins Bâlesecco-Cüpli geschaut hat, sondern weil das Zeichen, das er mit der Abrissbirne im Namen von geplagten Grundeigentümern, Bauherren und Machern setzen wollte, zum Rohrkrepierer wurde. Als Erlöser der von Habenichtsen und Besserwissern Gegängelten hätte man ihn wie einen Schwingerkönig auf die Schultern nehmen und feiern müssen. Stattdessen konnte er von Glück reden, dass sie ihn nicht in Ketten gelegt und mit seiner eigenen Plörre gewaterboarded haben.
Was für ein Aufstand! Und wer da alles aufmarschiert ist: Dass die vom Kanton den Griffel sofort fallen lassen, wenn sie ein Reisli machen können, noch dazu vor Ostern, überraschte de Cologne nicht. Die oberste Denkmalpflegerin, Igitte Brei Geiz, ist immer zur Stelle, wenn sie jemandem dreinreden und etwas Gescheites verhindern kann. Aber dass Politikerinnen-Gatte und Würgerrat Niggi Näggi die Rückbaustelle dem Apéro im Heimetmuseum vorziehen würde, das war dann doch eine echte Überraschung. Richtiggehend enttäuscht war der Rebensaft-Mogul vom Breesi, der d Schmiir hat kommen lassen, um den kontrollierten Abbruch unter Vorlage höchst fragwürdiger Dokumente zu stoppen. Warum bloss hat der Pfuuser – einst wie er selber ein Mann des Handelns – nicht begriffen, dass es hier nicht um Denkmalschutt geht, sondern ums Prinzip «Nichtbesitzer – Maul halten!»? Haben ihm zu viele Jahre im Amt das Rückgrat gebrochen? Will oder kann der Hopfenapostel und Gmeinimuni nicht erkennen, welch Segen ein Vinifikator vom Rang eines de Cologne für Buus Maisprach Sissach ist?
Um Pfuuser diese Fragen zu stellen, ist es nun leider zu spät, bedauert de Cologne, denn man kommuniziert nur noch über die Anwälte miteinander; das sind die einzigen Gewinnler des Hausabbruchs. Ok, Robbie Häfelschlingel dürfte sich ins Fäustchen lachen: Erstens ist sein Oliver Mischt Pöb beim Bahnhof jetzt nur noch das zweitversiffteste Gebäude an dieser Strasse. Und zweitens könnte der vereitelte Abriss der Bruchbude die Entwicklung und Bebauung des Tschudy-Areals so weit zurückwerfen, dass sein eigenes Grundstück hinter dem Cheesmeyer nicht als allerletztes bebaut wird. Falls es überhaupt jemals dazu kommen wird.
Ein Dorf und einen Regierungsrat, der da gar nichts mehr easy sieht, hässig gemacht, aber einige wichtige Leute wie den Landrat Büebli auch happy: So schlecht war der Tag auch wieder nicht, bilanziert Beau de Cologne. Er holt zur Feier des Tages eine Flasche Monopoly-Chlöpfmoscht aus dem Kühlschrank. Als der Korken mit einem Knall aus der Flasche schiesst, klatscht er sich mit der flachen Hand auf die Stirn: «Warum bin ich nicht darauf gekommen!? Mit einem Restposten von der Cheddite hätte ich auf einen Chlapf für mein Recht und Ordnung sorgen können. Und vielleicht hätte ich es auf diese Weise auch auf die Fasnachtsplakette geschafft!»