«DIE ABGSAITE», SCHNITZELBANK, SISSACH
24.02.2023 Fasnacht«Uns gefällt die Narrenfreiheit»
Seit 2020 ist die Schnitzelbank-Gruppe «Die Abgsaite», bestehend aus drei Sissachern, mit viel Enthusiasmus unterwegs. 2022 markierte für sie die erste reguläre Fasnacht. Die «Volksstimme» hat die Schnitzelbänkler vor ihrer zweiten ...
«Uns gefällt die Narrenfreiheit»
Seit 2020 ist die Schnitzelbank-Gruppe «Die Abgsaite», bestehend aus drei Sissachern, mit viel Enthusiasmus unterwegs. 2022 markierte für sie die erste reguläre Fasnacht. Die «Volksstimme» hat die Schnitzelbänkler vor ihrer zweiten Fasnacht mit vollem Programm zum Gespräch getroffen.
Paul Aenishänslin
Nächste Woche ist wieder . Freuen Sie sich darauf?
Die Abgsaite: Ja, riesig! Es ist das zweite Mal, dass wir das volle Programm spielen können.
Woraus besteht es?
Wir starten am Montagabend als eine von zwölf Schnitzelbank-Gruppen, die in 13 Restaurants in Sissach auftreten. Bei jedem Einsatz präsentieren wir singend im Harlekin-Kostüm 10 Verse, wobei das farbige Bild auf dem Helgen jeweils zum gerade vorgetragenen Vers passt. Diese 13 Auftritte am Montagabend nehmen jeder für sich etwa 10 Minuten in Anspruch. 10 Minuten brauchen wir, um ins nächste Restaurant zu gelangen. Total sind wir an diesem Abend etwa 4 Stunden unterwegs, von 7 bis 11 Uhr abends.
Ist das alles?
Bei Weitem nicht! Wir waren bereits am Wurlitzer Plausch in Zunzgen vor zwei Wochen im Einsatz. Für diese Gelegenheit sind wir den Wurlitzern sehr dankbar. Und am kommenden Donnerstag werden wir abends in der «Alte Latärne» in Häfelfingen auftreten und später im «Schnooggechäller» in Känerkinden. Am Freitag folgt dann der Abschluss am Schnitzelbank-Abend in Läufelfingen.
Wie ist Ihre Schnitzelbank-Gruppe entstanden?
Das Geburtsjahr ist 2020, einige Tage vor der Fasnachtswoche. Einer von uns dreien hatte die Idee, eine derartige Gruppe zu gründen und steckte die beiden anderen damit an. Allerdings hatten wir das Pech, dass wegen der Covid-Restriktionen kein offizielles Fasnachtsprogramm in Sissach stattfand. Darum nannten wir uns auch gleich «Die Abgsaite». Innert drei Tagen dichteten wir die Verse, besorgten uns behelfsmässige Kostüme und übten. Dann kam es zu ersten Auftritten in Sissacher Restaurants, die noch Schnitzelbank-Gruppen bei sich auftreten liessen.
Wie ging es weiter?
2021 gab es gar keine Fasnacht, 2022 konnten wir dann zum ersten Mal ganz regulär auftreten und dieses Jahr nun zum zweiten Mal.
Welche Rollenverteilung herrscht bei den «Abgsaite»?
Zwei sind für die Verse zuständig, der Dritte für den musikalischen Teil. Die Bilder auf den Helgen malt eine Dame aus unserem Bekanntenkreis nach Absprache mit uns nach ihren Vorstellungen, wofür wir ihr danken. Zwei singen, einer spielt die Gitarre. Generell achten wir darauf, dass bei Entscheidungen, zum Beispiel bezüglich Versen, Helgen oder Melodien, alle drei Schnitzelbank-Mitglieder miteinbezogen werden.
In welchem Kostüm treten Sie auf?
Wir treten seit vergangenem Jahr im klassischen Harlekin-Kostüm mit Larve auf.
Ihre Verse sind auf Baseldeutsch verfasst. Warum?
Wir fanden von Anfang an, zum typisch baslerischen Harlekin-Kostüm passe das Baseldeutsch am besten.
Wie und wann entstehen Ihre Verse?
Wir beginnen bereits im November des Vorjahres, uns mit den Versen für die kommende Fasnacht zu befassen. Richtig ernst wird es dann im Januar: Dann müssen die Verse fertig sein, es müssen die Silben und Reime stimmen. Anschliessend üben wir sie als Gruppe ein, bis die Fasnacht beginnt.
Welche Themen stehen im Vordergrund?
Auf eine Kurzformel gebracht, sind es zu etwa einem Drittel lokale Themen, die Sissach und Umgebung betreffen, und etwa zu zwei Dritteln kantonale, nationale oder gar internationale Themen. Diese können aus den Bereichen Politik oder Sport stammen, oder es sind sonstige Aktualitäten, die wir Zeitungen und anderen Medien entnehmen, oder was wir von den Leuten in Sissach hören. So kommen nach und nach die zehn Verse zusammen.
Haben Sie nicht Angst, dass Ihnen eines Tages die Themen ausgehen?
Keineswegs! Jedes Jahr gibt es neben gewissen Dauerthemen – wie dem FCB – neue Themen, die Gegenstand eines Schnitzelbanks sein können. Allerdings besteht in gewissen Jahren die Gefahr, dass sich viele Bänkler mit den gleichen Themen befassen, was aber weiter nicht schlimm ist.
Aber was machen Sie, wenn bei einer Pointe niemand lacht?
Dann hoffen wir, dass die Leute wenigstens applaudieren, und machen dann mit unserem Programm weiter.
Hatten Sie schon Probleme mit einem Vers, der jemandem nicht gefallen hat?
Bisher nicht, zumindest ist uns nichts Derartiges bekannt. Es sollte ja so sein, dass alle über einen Schnitzelbank lachen können, auch wenn sie selbst etwas drankommen. Dafür sollte aber auch von Dingen Abstand genommen werden, die nicht öffentlich bekannt sind oder den guten Geschmack verletzen.
Wie ist Ihr Verhältnis zu den anderen Schnitzelbank-Gruppen?
Ausgesprochen gut! Da besteht keine Konkurrenz, sondern ein freundliches Nebeneinander. Dass wir vor drei Jahren als eher junge Sissacher Schnitzelbank-Gruppe neu dazugestossen sind, wurde von den etablierten Gruppen herzlich begrüsst.
Wie lange wollen Sie als Schnitzelbank-Gruppe bestehen?
Solange es uns Spass macht! Also möglichst noch viele Jahre.
Wird man als Schnitzelbank-Gruppe reich?
Keineswegs, das ist aber auch nicht unser Ziel. Trotzdem freuen wir uns über jede Unterstützung.
Was ist das Besondere an der Tätigkeit als Schnitzelbank?
Bekannt ist nur der Name unserer Gruppe, nicht aber, wer die einzelnen Mitglieder sind. Wir geniessen also eine gewisse Anonymität, treten wir doch in Larve und Kostüm auf. Uns gefällt die Narrenfreiheit als Schnitzelbank. Wir können vieles aussprechen, was man sonst vielleicht nicht so leicht zu sagen wagt.
Was ist Ihr Fernziel?
Einmal in Basel aufzutreten wäre toll. Wann es so weit ist, lassen wir offen, da schauen wir spontan. Zuerst wollen wir uns auf jeden Fall in Sissach und der Umgebung etablieren und den Leuten eine Freude bereiten.