Unihockey | Ella Bröckelmann kämpft sich zurück in den Leistungssport

Mit grossen Ambitionen und dem Wunsch, das Frauen-Unihockey in der Nordwestschweiz zu etablieren, nehmen die NLB-Frauen von Unihockey Basel Regio den langen Weg in die Nati A in Angriff. In einer wichtigen Rolle mit dabei: die Bretzwilerin Ella Bröckelmann.

Simon Wahl

Wo würde Ella Bröckelmann wohl heute spielen, wenn sie sich Anfang 2020 nicht das Kreuzband gerissen hätte? Das Leben der Bretzwilerin war voll auf Leistungssport ausgerichtet, sie besuchte die Sportklasse am Gymnasium in Liestal und konnte erste Spuren in Zusammenzügen der Schweizer U19-Auswahl hinterlassen. Nach bestandener Matura stand ein Umzug nach Bern im Raum, um neben dem Studium in der Nähe der Berner NLA-Vereine Berner Oberland, Wizards Bern Burgdorf und Skorpions Emmental Zollbrück zu sein. Die grossen Ambitionen im Unihockey dominierten den Lebensweg der Oberbaselbieterin.

Was folgte, waren drei Jahre der Unsicherheit, als nach ihrer Kreuzband-Reha Corona zuschlug und das Schweizer Unihockey für zwei Jahre lahmlegte. Die Vormachtstellung des Sports und die Verbissenheit für den bedingungslosen Weg ins Spitzenunihockey wichen, während Bröckelmann nun Zeit hatte für Familie, Freunde, Spontanität und Unabhängigkeit.

Geboren im Januar 1999 und aufgewachsen mit den Eltern und zwei Brüdern in Bretzwil, war ihr Leben früh geprägt von Ballsportarten. Der Vater unterrichtet Sport an der Sek Sissach und spielte Volleyball, die Brüder sind ebenfalls im Volleyball und Fussball engagiert. So kam Ella Bröckelmann in frühen Jahren in Berührung mit Volleyball, Fussball, der Mädchenriege im Dorf sowie dem Zirkus. Die Mutter war hingegen musisch orientiert – auch deshalb begann die Tochter das Gymnasium zuerst mit dem Schwerpunkt Musik, bevor sie nach der Hälfte der Schulzeit auf Sport umsattelte.

Den Zugang zum Unihockey fand sie über ihre Kollegin Lisa Gallo, die sie ins Training zum TV Bubendorf mitnahm. Bröckelmann fand Gefallen an der Sportart und hatte schnell Erfolg. Nach wenigen Jahren bei Bubendorf, wo sie auf dem Kleinfeld und in gemischtgeschlechtlichen Teams spielte, wechselte sie zu den Frenkendörfer Juniorinnen aufs Grossfeld.

Ihr Talent blieb nicht lange verborgen und so landete die Bretzwilerin bald darauf in der U21 von Unihockey Basel Regio (UBR), die in der zweithöchsten Stärkeklasse spielte. Geprägt wurde Bröckelmann dort vor allem durch die Trainerinnen Sabine Müller und Florence Mendelin – mit Letzterer sollte sie dereinst bei den Frauen von Basel Regio gemeinsam auf dem Platz stehen. Als integraler Bestandteil des Teams feierte die Oberbaselbieterin in der Saison 2018/19 den Aufstieg in die höchste Stärkeklasse bei den Juniorinnen. Es ist das sportliche Highlight aus der Zeit vor dem Kreuzbandriss.

Wiedergefundene Freude
Nach überstandener Verletzung und coronabedingter Unihockeypause nahm Bröckelmann vergangene Saison einen erneuten Anlauf im NLB-Team der Frauen bei UBR. Das Comeback gestaltete sich harzig; so kämpfte sie mit mentalen Blockaden und um einen Stammplatz. Auch dem Team lief es nicht wirklich: Als 7. qualifizierte es sich mit Mühe für die Play-offs, spielte sich dann aber in einen Rausch und scheiterte erst im Halbfinal gegen die späteren Aufsteigerinnen von Waldkirch-St. Gallen.

Den Schwung nahmen die Basler Damen offensichtlich mit in die aktuelle Saison: Bis Anfang Dezember verloren sie nur ein Meisterschaftsspiel und führten die Tabelle souverän an. Die Rückrunde verlief dann wieder weniger nach Wunsch, Bröckelmanns Team nimmt die Playoffs nach einer knappen Niederlage im letzten Qualifikationsspiel vergangenen Sonntag ab dem 11. Februar vom vierten Platz aus in Angriff.

Die PH-Studentin hat sich im schmalen Basler Kader wieder eingespielt und wird polyvalent eingesetzt. Egal, ob als Verteidigerin oder Center, auf beiden Positionen spielt sie ihre Stärken mit Ball aus und ist zentraler Bestandteil der Spiel-Eröffnung. Und wer hinten den ersten Pass spielt, kann vorne selten die Tore machen: Mit 7 Skorerpunkten in 18 Spielen feiert Bröckelmann trotzdem ihre punktereichste Saison im Dress der UBR-Damen.

Da das Team häufig mit nur zwei Blöcken agiert, ist die Oberbaselbieterin nach einer vollen Doppelrunde sowohl körperlich als auch mental ausgepowert. Um physisch bereit zu sein, trainiert die 24-Jährige an bis zu sechs Tagen pro Woche. Zu den drei Teamtrainings kommen eigene Physiseinheiten plus die Matches hinzu. Auch auf den Ebenen Schlaf, Ernährung und Mentaltraining versucht Bröckelmann im Rahmen der Spielvorbereitung professionell zu sein.

Zum körperlichen und mentalen Aufwand kommt nicht zuletzt der finanzielle dazu. Mit Team- und Mitgliederbeiträgen, Materialkosten sowie Arbeitseinsätzen für den Verein ist das Frauen-Unihockey ein Verlustgeschäft für die Spielerinnen. Unterstützung erhält Bröckelmann von ihrem 90-jährigen Grossvater, der nicht nur ihr persönlicher Sponsor ist, sondern auch einmal schnell mit dem Auto ins Appenzell fährt, um seine Enkelin als Fan bei einem Spiel anzufeuern.

Aufstiegsträume
Einen fixen Zukunftsplan hat Bröckelmann nicht, sie möchte «von Saison zu Saison schauen». Ein Ortswechsel in eine andere grosse Sportstadt mit einem NLA-Klub kann sie sich durchaus vorstellen. Im Vordergrund steht bei allen Ambitionen aber immer noch die Freude am Sport und Spiel. Sollte der Aufstieg mit Basel in die NLA gelingen, wäre dies für sie ein grosses Argument, weiterzumachen.

Bis es so weit ist, gibt es aber noch einige Hürden zu meistern: Im Play-off-Viertelfinal treffen die Baslerinnen auf Tabellennachbar Chilis Rümlang-Regensdorf. In der Regular Season gewann jedes Team eine Direktbegegnung. Die Serie startet am 11. Februar mit einem Heimspiel für Bröckelmann und ihre Teamkolleginnen.

Zweiter Anlauf

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