Mischa Schäublin – von Bretzwil in die 2. Liga inter

Der Bretzwiler Mischa Schäublin ist seit dieser Saison Cheftrainer des FC Pratteln in der interregionalen 2. Liga – und engagiert sich als junge Trainerpersönlichkeit auch innerhalb des Fussballverbands Nordwestschweiz.

Alan Heckel

Alain Burger, der Leiter der Abteilung Fussballentwicklung des Fussballverbands Nordwestschweiz, ist voll des Lobes: «Mischa Schäublin ist für sein Alter eine enorm reife und reflektierte Trainerpersönlichkeit», sagt er und ist froh, ihn in seinem Team zu haben. Schäublin leitet seit dieser Saison gemeinsam mit Gilles Yapi den regionalen Stützpunkt in Sissach, nachdem er sich über einige Jahre am Stützpunkt in Pratteln engagiert hatte. Und er ist auch eine wichtige Figur im Projekt Kinderfussball NWS, bei dem er mit viel Herzblut mitwirkt.

Der erst 25-jährige Schäublin stammt aus Bretzwil, wo er auch früh mit dem Fussball in Berührung kam. «Wir hatten zwar keinen Verein, aber einen regelmässigen Zusammenzug der Primarschüler, um Fussball zu spielen», erzählt der Oberbaselbieter. Bei Boca Bretzwil, wie das Ganze wegen der damaligen FC-Basel-Argentinier Christian Gimenez, Julio Rossi, Matias Delgado und Cesar Carignano hiess, kickte der Knirps ein paar Jahre lang, ehe er als E-Junior zum FC Bubendorf in einen «richtigen» Verein wechselte. Dort blieb er allerdings nur bis zur D-Stufe. «Mir fehlte die Lust, weiterzumachen.»

Dankbarer Spieler
Ein paar Jahre später, 2013, um genau zu sein, nahmen die Boca-Junioren erstmals am Meisterschaftsbetrieb teil. Auf der Suche nach Trainern für den Nachwuchs wurden Schäublin und fünf Kollegen angefragt und sie sagten zu. Das Trainersein gefiel ihm und er begann nicht nur die nötigen Kurse zu absolvieren, sondern übernahm 2016 auch Aufgaben im Nachwuchs des FC Concordia, bei dem er die U12- und die U14-Mannschaft trainierte. Gleichzeitig kehrte die Lust zu kicken zurück. Für Boca kam Schäublin im zentralen Mittelfeld und in der Innenverteidigung zum Einsatz. «Ich war nie überragend, aber aufgrund meiner Spielintelligenz ein dankbarer Spieler für den Trainer», sagt der Rechtsfüsser.

Mischa Schäublin war aber auch ehrgeizig und wollte eine Stufe höher spielen, weshalb es ihn erneut zum FC Bubendorf, dieses Mal in die zweite Mannschaft (4. Liga), zog. Als im Jahr 2019 der Trainer ging und Schäublin gerade an einer Bänderverletzung litt, übernahm er den Posten und überzeugte: In der wegen Corona abgebrochenen Saison 2019/20 führte er den FCB II ebenso auf Rang 1 wie 2020/21, was den Aufstieg in die 3. Liga bedeutete. Dort schlossen die Bubendörfer die vergangene Spielzeit auf dem 6. Rang ab und hatten als Aufsteiger zu keiner Zeit etwas mit der Abstiegsregion zu tun.

Der Anruf aus Pratteln
Das Trainertalent hatte das Gefühl, alles mit dieser Mannschaft erreicht zu haben. «Ich war bereit für den nächsten Schritt.» Er hätte eigentlich das «Eins» der Blau-Gelben übernehmen sollen. Doch weil dessen Cheftrainer Matthias Maeder – ein Prattler mit Vergangenheit als Spieler beim FC Pratteln – überraschend seinen Vertrag verlängerte, musste sich Mischa Schäublin anderweitig umschauen – und erhielt kurz darauf einen Anruf von Stefan Krähenbühl, dem Präsidenten und Trainer des FC Pratteln, der Wind davon bekommen hatte.

Dieser hatte Anfang Juni in Birsfelden den Aufstieg in die 2. Liga interregional geschafft und suchte nach Unterstützung für die neue Saison. «Ich kannte Stefan vorher nicht und nach dem Telefonat war mir nicht ganz klar, was er genau mit mir vorhatte», sagt Schäublin und lacht. Die beiden Männer trafen sich zum persönlichen Gespräch, wo der Oberbaselbieter seine Ambitionen unterstrich: «Ich sagte ihm, dass ich nicht komme, um Hütchen aufzustellen.» Das hatte Krähenbühl auch nicht im Sinn. «Er macht so viel im Verein und hat Familie, deshalb wollte er etwas in den Hintergrund treten.»

Eine Vorrunde in Wellen
Die Saisonvorbereitung teilten sich die zwei auf. Schäublin leitete die Trainings, während Krähenbühl weiterhin als Ansprechperson für die Spieler fungierte. Das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden wuchs. «Er spürte, dass er auf mich zählen kann», sagt der Neue, der mittlerweile auch für Aufstellung und Taktik verantwortlich ist. «Stefan ist aber in alles involviert, sein Wort hat Gewicht. Und fürs Teamgefüge gibt er mir immer wieder wertvolle Tipps.»

Die Vorrunde in der neuen Liga verlief in Wellen. Einem schlechten Start folgte eine gute Phase mit mehreren Siegen und Unentschieden, doch das letzte Drittel war mit fünf Niederlagen in Folge wieder schwierig. In der Winterpause nun liegt Pratteln punktgleich mit Schäublins Ex-Verein Bubendorf auf Rang 12 knapp über dem Strich. Dennoch bleibt man in Pratteln zuversichtlich, das erklärte Saisonziel Ligaerhalt zu erreichen.

Mischa Schäublin, der als Primarlehrer in Rünenberg arbeitet, hält es für einen Vorteil, dass er bei seinem Amtsantritt fast niemanden im Verein gekannt hat. Bei seiner Vorstellung hat er bewusst sein junges Alter weggelassen. Mit der Zeit fragten ihn aber ein paar Spieler danach und waren überrascht. «Sie hatten mich alle auf über 30 Jahre geschätzt.»

Kommunikativ und ehrlich
Seinen persönlichen Trainerstil hat Schäublin während seiner Zeit in Bubendorf entwickelt. Er ist weder ein «General» («Das halte ich nicht für zeitgemäss und wäre wegen meines Alters auch schwer umzusetzen.»), noch ist er ein Kumpeltyp: «Ich rede viel mit Spielern und bin stets ehrlich zu ihnen. Gleichzeitig gehört eine gewisse Distanz dazu, denn sie brauchen Freiräume.» Der grösste Unterschied zu Krähenbühl sei, dass Schäublins Trainings genauer geplant seien. «Klar kann ich auf Situationen reagieren, aber ich muss wissen, wie viele Spieler ins Training kommen. Stefan ist da lockerer.»

Der Oberbaselbieter hat eine klare Philosophie: «Ich lebe für den Offensivfussball und lege Wert auf viel Ballbesitz.» Er ist sich aber bewusst, «dass das als Aufsteiger auf diesem Niveau nicht immer möglich ist». Auf der Bank ist der ehrgeizige Neue, der durchaus impulsiv sein kann, meist zurückhaltend. Trotzdem war er der erste Trainer des FC Bubendorf, der eine Gelbe Karte erhalten hat.

Der Fussballbegeisterte, der in seiner Freizeit meist Spiele im Fernsehen schaut («Nicht weil ich Fan eines Vereins bin, sondern weil mich das Spiel fasziniert.»), will in seiner ersten Saison bei den Gelb-Schwarzen den Klassenerhalt schaffen. Das erhoffte Punktepolster auf einen Nichtabstiegsplatz konnte zwar nicht erarbeitet werden, doch immerhin ist die Ausgangslage mit Rang 12 von 15 Teams nach der Hälfte des Pensums eine Basis, um sich in der Rückrunde weiter Richtung Mittelfeld abzusetzen.

Bereit für den nächsten Schritt

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