Das Tipp-Desaster

Nur Rang 25 von 34 im internen Turnverein-Tippspiel zur derzeit laufenden Fussball-Weltmeisterschaft in Katar (Stand Dienstagabend nach dem Spiel Schweiz – Portugal). Ich gebe es zu, insgeheim habe ich auf eine bessere Rangierung gehofft. Dabei zähle ich mich zu den Tipp-Routiniers. Schon seit einigen Endrunden gehört das Tippen zum internen Vereinswettkampf unseres Turnvereins dazu. Ganz vorne mithalten konnte ich bei all diesen Endrunden jedoch nie. Mein bestes Tippresultat datiert gar auf die Fussball-WM 2006 in Deutschland. Damals, in meinem Praktikum während der Ausbildung in der Dokumentationsabteilung der «Basler Zeitung», belegte ich BaZ-intern eine Top-Ten-Klassierung. An meine Leistungen vor 16 Jahren konnte ich seither aber in keiner Tippgruppe mehr anknüpfen. Dabei würde ich mir durchaus eine gewisse Affinität zum Fussball zumuten.

Vielleicht ist es gerade dieser Aspekt, der meine schwache Tippleistungen erklären könnte. Oft heisst es, wer sich zu sehr mit dem Fussball auseinandersetzt, macht sich zu viele Gedanken und hat dementsprechend ein weniger glückliches Händchen. Im Gegensatz zu jenen Tipp-Typen, die ohne zu überlegen drauflostippen. Eine weitere These lautet: Wer mit 2:1 oder 1:2 tippt, hat die grössten Chancen, zu punkten. Vielleicht liegt es in diesem Jahr aber auch daran, dass ich persönlich gerade wegen der Nebengeräusche, der ungewöhnlichen Jahreszeit einer Fussball-WM und all der Nebenschauplätze gar noch nicht richtig in WM-Stimmung gekommen bin. Und dennoch musste ich mich, wie es sich für einen seriösen Tipper gehört, irgendwann damit auseinandersetzen. Schliesslich möchte man beim Tippen nichts dem Zufall überlassen. Meine Taktik lautete deshalb, wie in den vergangenen Jahren auch, Runde für Runde auf einen Schlag durchzutippen. Verhalten war der Beginn und die Ausbeute nach Runde eins. Gar desaströs bis inakzeptabel dann die zweite Runde. Aus 16 Partien resultierten sieben «Nuller»! Da wäre aus sportlicher Sicht das 0:1 der Schweiz in dieser Runde gegen Brasilien vergleichsweise schon fast als Erfolg zu bezeichnen gewesen.

Meine leisen Hoffnungen ruhen nun darin, dass einige meiner Tippgegner in den verbleibenden K.o.-Runden vergessen, ihre Tipps abzugeben. Oder ich mich, wie einst die Deutschen als Turniermannschaft, im verbleibenden WM-Verlauf noch als Turnier-Tipper entpuppen werde und zum späten Höhenflug anzusetzen vermag. Ansonsten bleiben mir nach dem Final 544 Tage Zeit, um mich auf den nächsten Tippeinsatz an der EM 2024 vorzubereiten. Oder ich ändere meine Taktik dann auf die «Ohne-Überlegen-drauflos-Tippen»-Methode. Nach dieser WM kann es aber eigentlich nur noch besser werden – und dies nicht nur in Bezug auf meine Resultat-Tipps.

Thomas Ditzler arbeitet beim Schweizerischen Turnverband und ist ehemaliger «Volksstimme»-Sportredaktor.

TURNERBLICK

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